Golden Globes 2017
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Ein ewiges Thema auf lomax-deckard.de sind die Preisverleihungen in Hollywood. Vielleicht mehr gehasst, als geliebt, aber leider auch nicht wegdenkbar, wenn man sich für eben diese Welt des Films und der Serien interessiert oder gar ein übersteigertes Interesse an dessen Subkultur hat.
Rick Deckard sprach in einem seiner letzten Kommentare zu dem Coen-Brüder-Film HAIL CAESER davon, dass uns die Brüder ein Spiegel vorhalten. Uns? Ja, uns den Zuschauern, die es entweder verstehen ins Kino zu gehen oder sich eine Serie ansehen und sich unterhalten lassen = Film rein, Alltag raus oder einer zweifelhaften, wenn doch auch, aus subjektiver Sicht, gehegten Liebe zu Schauspielern, Cast & Crew, Kunstwerk, Meisterwerk, kurzum dem Kintop nach träumen oder noch immer mit staunenden Mund vor der Leinwand sitzen, bis uns das Kaugummi rausfällt.
So wie es im gelungen Introducing der 74. Verleihung der Golden Globes dem Schauspieler Ryan Reynolds absichtlich passierte, als Moderator Jimmy Fallon ihn am Klavier anschmachtend, tja, gegenüberlag.
Interessanter Weise treffen hier direkt zwei aktuelle Protagonisten der US Unterhaltung zusammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Dort Reynolds, ein völlig untalentierter und zu Unrecht gehyperter und mit vielen anderen austauschbarer Schauspielstar, auf der anderen Seite Jimmy Fallon, der vielleicht interessanteste amerikanische Entertainer, seit dem die Unterhaltung in Amerika nichts mehr mit Alkohol zu tun hat (Arthur Spooner).
Bei den Nominierungen und Gewinner das gleiche Bild. Es scheint, dass das Mittelmaß verschwindet und wir endlich wieder eine Periode zwischen super schlecht (das „super“ bitte französisch aussprechen) und sehr gut haben. Das Mittelmaß ist fast ausschließlich verschwunden oder wird gar nicht wahrgenommen, verschwimmt.
So ist es wirklich erstaunlich, dass der Gewinner der Globes das Musical „LaLaLand“ ist. Kein Film zuvor, in der über siebzig jährigen Geschichte, hat so viele Preise gewonnen. Dabei hat sich doch erst vor ein paar Wochen herausgestellt, dass Regisseur Damien Chazelle, keine Ahnung von Jazzmusik hat. Zyniker haben es schon immer gesagt: Die Presse, die Akademie und die Kritiker haben schon immer ein Herz für Filme mit Menschen mit einem Handicap gehabt oder eben für Singspiele. Legen wir das unter sehr schlecht ab. Somit ist die Kategorie „Beste“ mit dem Schlechtesten bereits besetzt. Aber wo ist die andere Seite mit den wirklich guten Sachen?
MANCHESTER BY THE SEA sollte man auf seinem Programmzettel haben, Viola Davis auch. Denn die Schauspielerin scheint wirklich von allen geliebt zu werden und trumpft nach den CRITICER CHOICE AWARDS erneut auf und war eine auch diesmal wieder eine der auftretenden Höhepunkte der Show. Außerdem hat Sie den Preis für die beste Schauspielerin (Drama) bekommen und das in einem Film über die Bedingungen für Afroamerikaner in der Gesellschaft (Fences).
Somit lässt sich vom „besten“ in Sachen Film gar nicht sprechen, da weder TONI ERDMANN, noch THE ARRIVAL, noch TOM FORD berücksichtigt worden sind. Die Oscarverleihung könnte somit eine lachhafte Farce werden.
Etwas anders, die Aussicht bei den Fernsehserien! Mit THE CROWN als beste Serie geht eine neue Generation des Genres an den Start und löst die alten immer wieder nominierten Blockbuster endlich und zu Recht ab. Claire Foy als Beste Schauspielerin in einer Serie (The Crown) war naheliegend und bester Schauspieler in einer Serie (Drama) geht mit Billy Bob Thornton in Ordnung, da er eben zu den ewig und langfristig besten Schauspielern des Ortes Hollywood gehört.
Persönlich am meisten gefreut hat mich die Verleihung des besten Schauspielers und der besten Komödie an Donald Glover und seiner Serie ATLANTA. Was für ein sympathischer Typ, was für eine interessante Crew, die es selbst geschafft hat, eine wirklich erstaunliche und extrem witzige Serie für FX zu produzieren und aus einem ehr Off-Comedy-Umkreis kommt. Böse Zungen würden den Satz der Zyniker ergänzen mit; …tja und eben Produktionen der Black-Community, um den Rassismus Vorwürfen aus dem Weg zu gehen!
Was noch? Meryl Streep hat inzwischen einen Status erreicht, der wohl einzigartig in der Geschichte Hollywoods ist. Sie ist sozusagen unbesiegbar geworden und darf sagen was sie will und alle hören ihr zu. Ihre flammende Rede gegen Trump war bewegend, aber auch leider zu spät, wenn wir ehrlich sind. Erfrischend dann eine andere Frau der Streep Generation, mit allerdings anderer Weltanschauung. Trotzdem lustig, wie Goldie Hawn die verwirrte Hollywood-Diva gab und Ryan Gosling versehentlich mit Ryan Reynolds verwechselte und damit kurz zeigte, wie egal und beliebig das eigentlich alles ist und wie austauschbar die Schauspieler der neuen Generation doch sind. Die, sind wir doch mal ehrlich, noch ehr der von mir schlechten Seiten zuzuordnen sind, als der der guten.
Wenn das Mittelmaß wie gesagt gestrichen ist, bleiben kurze Eindrücke der gleitenden Kamera über die Gesichter der alten Knaben und Recken, wie Nick Nolte, der sich kurz an der Eingangstür zeigt, gar keinen Sitzplatz hatte und wahrscheinlich den Abend an der Bar verbrachte oder Jeff Bridges (Hell or High Water) der offensichtlich Spaß hatte oder Washington der bestimmt nur wegen der Davis und seinem Film FENCES dort war. Ein kleine Party gab‘s bestimmt.
Zusammenfassend sollte aber das ablehnende und vollkommen dauerhaft genervte Gesicht von Colin Farrell stehen, dessen Gedanken man förmlich in seiner Mimik ablesen konnte. „Was für ein Scheiß, was mache ich eigentlich hier?“
Verzweiflung? Zu Recht! Insbesondere wenn man es aus meiner hier beschriebenen Perspektive quittiert und Farrell (nehmt mich dazu) als Pharisäer betrachtet. Zu viel schlechtes bei dem bekannten und ja auch bestätigenden „Branchenbeweihräucherungstreff“ (SZ).
Und leider, viel schlimmer, die Frage wo die Anderen gewesen sind? Also die Guten. Kein Wort von Denis Villeneuve, keine Erwähnung an Jeff Nichols den beiden wohl interessantesten aktuellen Regisseuren Hollywoods, kein Michael Shannon, kein Alden Ehrenreich und keine Mary Elizabeth Winstead, die so in 10 Cloverfield Lane glänzte. Und natürlich keine Coen Brothers, deren HAIL CAESER wohl zu nahe an diesem Abend und der unaufrichtigen Wahrheit ist. Erinnern Sie sich was Rick Deckard kürzlich schrieb…
Aus dem Beverly Hilton Hotel in
Beverly Hills
Alan Lomax