La Grande Bellezza - Die große Schönheit

von Rick Deckard  -  16. August 2016, 13:39  -  #Filme

La Grande Bellezza - Die große Schönheit

Für gewöhnlich bin ich immer skeptisch, wenn ich auf Plakaten oder Hüllen von DVDs / Blu Rays einen Lorbeerkranz sehe und die Auflistung von Auszeichnungen auf Festivals. Mit wenigen Ausnahmen handelt es sich bei solchen Filmen um Kritiker-Lieblinge und Werke für ein ausgesuchtes Publikum. Mitnichten also Mainstream im weitesten Sinn.

Regisseur Paolo Sorrentino legte 2013 mit Cheyenne - This Must Be The Place (Sean Penn in der Hauptrolle) einen Film vor, der zu überraschen wusste und wohlwollend und positiv auf diesem Blog aufgenommen wurde.

Daher nun die Neugier Sorrentino auf seinem filmischen Weg zu begleiten. La Grande Belleza erschien im Jahr 2013 und erhielt mehrfach Auszeichnungen sowohl in Europa als auch in den Vereinigten Staaten, u.a einen Osacr und Golden Globe. Alle diese Preise müssen kein Garant für einen guten Film sein, wecken aber eine gesunde Neugier.

Sorrentino erzählt eine "Geschichte" über Jep Gambardella, einem Journalisten und Autor eines Buches, der gerade 65 geworden ist, seit Jahrzehnten in Rom lebt und das ausschweifende Leben in dieser Weltstadt geniesst. Er ist stets gut gekleidet, qualmt eine nach der anderen, geht regelmässig auf Partys, umgibt sich mit Künstlern und Mitgliedern der High Society und frönt einem dekadenten Lebensstil. In seiner Welt ist Hedonismus eine Maxime, nach der es sich zu Leben lohnt.

Faszinierend an La Grande Bellezza ist, dass der Film 141 min lang unterhält, ohne, dass wir hier eine Geschichte im klassischen Stil erzählt bekommen. Der Film hat keine Handlung. Es gibt so etwas wie einen losen Handlungsfaden, an dem sich Sorrentino und sein Dreuhbuchautor Umberto Contarelli entlang hangeln, aber genauso offen wie der Film beginnt, endet er auch und dazwischen sehen wir berauschende Bilder einer Weltstadt.

Die Kamera begleitet den Protagonisten häufig in der Nacht auf meist menschenleeren Strassen. Der Zuschauer wird Zeuge skuriller Situationen und unwirklich erscheinender, nahezu surrealer Momente. Dieses fragmentarische Erzählen ist es, was den Reiz des Films ausmacht. Obwohl im Grunde 2 Stunden lang nichts passiert, verfolgt der Zuschauer gebannt das Treiben auf der Leinwand.

Man muss ein Faible für Städte haben, das Mondäne, den Überschwang, die Ästhetik und die Kunst um diesen Film zu mögen. Hat man auch im normalen Leben eine Schwäche, eine Neigung für das Stylische, die Mode und Kunst, so wird man diesen Film lieben, alle anderen werden sich gelangweilt abwenden und den Film als La Grande Sciocchezza abtun, als grossen Unsinn.

Mir persönlich hat der Film gut gefallen, weil er sich nicht sklavisch an die typische Erzählform hält, Mut zum Risiko eingeht, mit ungewöhnlichen Szenen zu überraschen weiß und auf diese Weise das Kino stilistisch erweitert. Ausserdem gibt es viele Szenen mit einem etwas anderen Humor.

Sorrentino hat zudem einen exquisiten Musikgeschmack, wie diese Auflistung der Stücke, die im Film vorkommen belegt:

Quelle: Wikipedia.

Unglaublich! Hier findet sich alles von Klassik über Jazz bis zum PoP in z.T. exzellenten Coverversionen. Wunderschön u.a.: My Heart's in the Highlands von Pärt.

La Grande Bellezza gehört zu jenen Filmen, die durch das Raster klassisch erzählter Filme fallen und daher Gefahr laufen in Vergessenheit zu geraten.

Für Cineasten lohnt es sich den Film aufzufangen und 141 dekandente Minuten lang zu geniessen.

Vollkommen abgedrehter Streifen!

Mit Blick auf das Colosseum.

Rick Deckard

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