Her - Spike Jonze

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  6. Mai 2016, 08:28  -  #Filme

Her - Spike Jonze

Während andere Väter mit ihren Kumpels durch die Städte und Wälder dieses Landes mit Bollerwagen und jeder Menge Alkohol ziehen, liege ich auf dem heimischen Sofa und sehe mir den lange „auf Halde liegenden“ HER, des von mir sehr geschätzten amerikanischen Regisseurs Spike Jonze an.

 

Sie feiern ihre Freiheit für einen Tag. Mal weg von Kindern, Frauen, Alltag, einfach mal die Sau rauslassen. Wissen „sie“ noch was die Worte Sehnsucht, Liebe und Seelenverwandtschaft zu einer Frau bedeuten? Oder nimmt diese ganze bürgerliche Brut die Rolle als Vater nur noch hin als Lebensphase, bis die Kinder aus dem Haus sind oder die Ehe in die Brüche geht?

Denn dann sind Männer zwischen 30 und 50 in die Enge getrieben. Sie müssen raus. Sie müssen sich um ein neues Weibchen kümmern. Gepflegt auftreten, sich die Ritzen putzen und am besten intellektuell, gewitzt auftreten. Frauen im gleichen Alter, auf der Suche nach einem familiären Hafen, der alles kann (hoffen, loslassen, reparieren, Möglichkeiten schaffen, Freiheit suggerieren), gleichsam hübsch sind und auch noch Glücksgefühle von langer Dauer vermitteln sind rar. Eine Überschneidung zu finden ist noch schwieriger. 

 

Theordore Twombly (Joaquin Phoenix) geht es so. Er hatte die Frau seiner Träume! Er lebte das perfekte Leben. Nun will sie die Scheidung und er ist wieder allein, allein. Die Gefühlswelt des Autors der in Auftragsarbeit Briefe für Menschen schreibt, denen es schwerfällt, ihre Gefühle aufzuschreiben, gerät ins Wanken.

 

Gut, dass in den Zeiten der „Augmented Reality“ Albernheiten wie Single Börsen, Soziale Netzwerke etc. verschwunden sind, die Menschen sich nach dem Web, nun nur noch mit Inhalten beschäftigen zu müssen und Devices uninteressant geworden sind, da sich das Outernet wie eine Schicht auf uns legt und alle Inhalte auf physische Objekte überträgt. Somit braucht Twombly nur ein Headset und eine Kamera um sich mit einem OS (Operating System) zu connecten, welches sich kontinuierlich weiterentwickelt und mit dem er kommunizieren kann. Dieses System mit der weiblichen Stimme von Scarlett Johansson (Samantha) verhält sich immer menschlicher, unser Freund Theo verliebt sich in die Stimme und in die Gespräche die beide führen. Dem OS geht es offenbar ähnlich und nach einer ersten „gemeinsamen Nacht“ bauen die beiden eine immer intensivere Beziehung auf.

 

Der weitere Handlungsverlauf ist im Prinzip der klassische Verlauf eines jeden romantischen Films. Nach der „Honeymoon Zeit“, folgt das kennenlernen, langsam treten Probleme auf, der Peak wird in Streitereien und Missverständnissen aufgelöst und der lange Restweg zum Ende des Films entscheidet, ob es ein glückliches Ende gibt oder nicht.

 

Sie spüren vielleicht bereits zwischen den Zeilen, dass dieser Film nicht gut ist. Und ich gehe sogar noch einen Schritt weiter, dieser Film ist sehr schlecht und überhaupt nicht, wie erwartet, skurill, emotional oder verblüffend. 

 

Das Problem des Filmes ist seine Ambivalenz. Er bekennt sich weder zu gegensätzlichen Wertungen und steht vor allen Dingen bei der Rezeption vor einer Wand von doppelwertigen Annahmen und Aussagen.

 

Im Prinzip fängt es mit dem Problem an, dass der Film in einer sogenannten nahen Zukunft spielt. Was bei der Unterschiedlichkeit des breiten Publikums und dessen eigenen Wissens für Verwirrung gesorgt haben mag. 

 

Denn natürlich ist es so, dass wir uns längst in einer augmented realtiy bewegen. Man muss Jonze also den Vorwurf machen, dass der Film zu spät kommt und er der frühere OberBoBo langsam zum Hinterherlaufer. Der Plot der beiden Pole „Betriebssystem“ und „Menschlicher Faktor“ ist schon lange nicht mehr unique oder originell. Was nicht schlimm wäre, wenn der Film uns seine Motive nicht ständig so verkaufen wollte.

 

Und dann fangen auch gleich die vielen Fragen an, die sich jeder selbst beantworten muss, die ich aber subjektiv gesehen kaum ertragen konnte, weil die Verführung der Computerstimme als Ansprechen der Urinstinkte bei Männern und Frauen gedacht war, die Gefahr die aber dahinter liegt und zumindest zeitweise zeigt, wie Schwach der Mensch gegenüber der Überzeugungskraft eines OPERATING SYSTEMS (denke sie mal an die Möglichkeiten für Werbung oder gar Propaganda) ist, gar nicht erst aufgegriffen wird, der Film sich lieber im Gegenteil völlig unphilosophisch und -politisch zu einer banalen Liebeskomödie entwickelt, was ich nicht schlimm finde, aber eben nicht mit diesem Cast, diesem Filmemacher und diesen Produzenten. 

 

Aber wie gesagt, dass ist meine subjektive Sicht. Am schlimmsten daraus resultieren für mich, aber ist die denkbar schlechte Performance von Phoenix, der zu meinen Lieblingsschauspielern gehört. In HER hat man das Gefühl, dass er gar nicht weiß, was dieser Film, seine Rolle und die Handlung eigentlich soll. Bereits beim spielen der Szenen, ahnt man, dass er denkt, dass dies hier alles nicht funktioniert. Die Rolle des Twombly hat leider überhaupt kein Profil und die Entscheidung bei Emotionen ein Robin Williams Gesicht aufzusetzen tut dem ganzen Film nicht gut! 

 

Liebe Gemeinde! Finger weg! Ein hoch dramatischer Reinfall zusammengesetzt aus verpeilten Anspruch, unüberlegten Koneqeuenzen, nicht durchdachten Motiven und einer armseeligen Umsetzung!

 

Aus einem kleinen Raum, wo an den Wänden Tapeten hochgezogen werden, damit es so aussieht als wenn ich im Fahrstuhl stehe und einen dieser wirklich hohen Wolkenkratzer in dem Film HER bin....

 

Alan Lomax

 

Samantha: "Alan!"

Alan: "Ja, ich höre"

Samantha: "Schön geschrieben, aber leider hast Du keine Ahnung!"

Alan: "Oh, schade! Das tut mir leid, dass Du das so siehst! Ich habe Dich doch lieb! Soll ich alles wieder löschen?"

Samantha: "Nein, musst Du nicht! Das liest doch sowieso keiner zu ende"

Alan: "Ok" Samantha" ...und jetzt?"

Samantha: "Ich melde mich wieder...."

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