Mord im Orient Express - Sidney Lumet

von Rick Deckard  -  5. Februar 2016, 22:53  -  #Klassiker

Das Filmplakat des Künstlers Amsel

Das Filmplakat des Künstlers Amsel

MORD IM ORIENTEXPRESS

 

1974 verfilmte Sidney Lumet mit einer grossartigen Besetzung den gleichnamigen Roman von Agatha Christie. Die Meisterin des Kriminal- und Detektivromans schildert darin die Reise einer illustren Gesellschaft an Bord des Orient Express, der aufgrund einer Schneewehe liegen bliebt und in dem sich ein grausamer Mord ereignet. Wie der Zufall es will, ist der belgische Meisterdetektiv Hercule Poirot im Zug und steht vor einer schier unlösbaren Aufgabe:

Wer war der Mörder?

Der Film atmet von der ersten bis zur letzten Sekunde eine glückseelige Nostalgie. Nicht nur die Zeit, in der der Film spielt liegt weit zurück, auch die Musik schallte aus einer längst vergangenen Ära an das Ohr. Dieser vergangenen Epoche zollt der Regisseur Tribut und das auf eine elegante und respektvolle Art.

Drehbuch: Paul Dehn (Goldfinger, Der Spion, der aus der Kälte kam)

Musik: Richard Rodney Bennett

Kamera: Geoffrey Unsworth

Schnitt: Anne V. Coates

Der SPIRIT würde sagen: "Qualitäts-Kino"!

Auch die Riege der Darsteller hat es in sich:

Richard Widmark, Martin Balsam, Anthony Perkins, John Gielgud, Lauren Bacall, Ingrid Bergmann, Jaqueline Bisset, Vanessa Redgrave und Sean Connery.

Es ist ein Ensemblefilm und allen Darstellerinnen und Darstellern wird gemäß Drehbuch Raum und die nötige Zeit eingeräumt, so dass sie sprichwörtlich ihre Rolle erfüllen können, was sie alle professionell umsetzen und somit überzeugen, jedoch einer sticht heraus und das in überragender Manier:

Meisterhaft: Als Detektiv und Schauspieler

Meisterhaft: Als Detektiv und Schauspieler

ALBERT FINNEY

Albert Finney's Darstellung des belgischen Meisterdetektiven ist sensationell!

Ich habe sie bereits das erste Mal bewundert und tue das heute noch. Finney trägt den Film mit seiner atemberaubenden Präsenz und Darstellungskunst. Als Christie der Premiere des Filmes beiwohnte, zollte Sie dem Darsteller Respekt und Bewunderung und teilte mit, dass Finney ihrer Vorstellung dieses Charakters am nächsten gekommen sei. Ein grösseres Kompliment kann es nicht geben.

Sein Spiel ist perfekt. Finney zu beobachten ist grosse Freude, v.a. seine Körpersprache. So zu agieren erfordert ein Höchstmaß an Disziplin und erlaubt nur ein Mindestmaß an Fehlern. Im Grunde bräuchte er, wenn es nicht essentiell wäre, gar nicht zu sprechen, seine Mimik tut das für ihn und die weiss er punktgenau einzusetzen.

Das eine Mal spielt er mit der Zurückhaltung eines wahren Gentleman, das andere Mal überbordend, voller Energie und Extrovertiertheit bis an die Grenzen der Karikatur. Dazu der pointierte Humor, die packenden Dialoge, die Verschmitztheit mit dem verschlagenen Grinsen und ein Hauch von (boshafter) Ironie.

Eine seiner überragenden Leistungen, zurecht nominiert für den Academy Award.

Der Film wurde insgesamt sechsmal nominiert und Ingrid Bergmann gewann für ihre Darstellung der schwedischen Missionarin Greta Ohlsson (exzellent gespielt!).

Die Musik von R.R. Bennett hat eines der schönsten Themen der orchestralen Filmmusik zu bieten und wird (siehe unten) auch heute noch bei Konzerten aufgeführt. Grandiose Musik, passend zum Rhythmus der Lokomotive eines Zuges, geleitet von dem Puls einer vergangenen Ära.

Wer der Mörder ist? Nun ja ... .

Das Kino ist eine meiner grössten Leidenschaften und wird es immer bleiben.

Aus einem Schlafabteil im Abendmantel mit einem Cherry in der Hand und den Blick versenkt in die Weiten einer schneebedeckten Landschaft.

Rick Deckard

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