Der Richter - David Dobkin

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  15. März 2015, 12:44  -  #Filme

Der Richter - David Dobkin

Nach dem im letzten Jahr Oswald Morris (Moby Dick, Der Spion der aus der Kälte kam...) gestorben ist, kann man nur froh sein, dass es noch Filme gibt, die einem mal kurz aufzeigen, was diese Arbeit für einen Kinofilm wirklich bedeutet, wenn Technik in den Hintergrund tritt und Bildgestaltung eine Bedeutung bekommt.

In diesem Film zeigt sich der Pole Janusz Kami´nski für die Kinematografie verantwortlich und wenn man sich einige der besten Steven Spielberg Filme vors Auge führt macht das mehr als Sinn! Denn obwohl wir hier von großem Blockbusterkino sprechen und es bestimmt über 70 Drehorte gab, spielen die wesentlichen Handlungshauptort an drei Punkten: Im Gerichtssaal, im Haus des Richters und in der wunderschönen weitläufigen Landschaft Illinois. Kami´nski's große Leistung war es immer, dass seine Bilder fast nebensächlich die Hauptsdeutungsebenen offenlegen.

Kurz erzählt ist DER RICHTER eine erwachsenen Version des in 2005 erschienenen Meisterwerk ELISABETHTOWN von Cameron Crowe. Drew Baylor (Orlando Bloom) wird durch Hank Palmer (Robert Downey Jr.) ersetzt, der vom Tod seiner Mutter erfährt und aus Chigaco in die heimatliche Kleinstadt fahren muss. Dort stellt er fest, dass sich seit seinem Abschied vor 20 Jahren einiges geändert hat. Sein Vater (Robert Duvall), zu dem Hank kein gutes Verhältnis hat leidet an Krebs, hat Alkoholprobleme und ist der Hauptverdächtige eines Tötungsdeliktes. Die Brisans der Geschichte wird durch die Berufe der beiden Protagonisten gesteigert. Denn dem Anwalts Vater, ist natürlich der Richter. Wir erleben wie Palmer die Anschuldigungen an seinen Vater nicht akzeptieren kann und die Verteidigung seines Vaters vor Gericht übernimmt. Während der Zeit findet er herraus wer er, sein Vater und seine Familie eigentlich sind. 

Um die Spannung aus der Kritik zu nehmen, vorweg: Dieser Film hat mich zutiefst beeindruckt. Die Gründe sind vielfältig, teilweise zu privat um sie hier aufzuführen, teilweise nicht zu beschreiben, weil es dann keiner mehr liest und zum überwiegenden Teil offensichtlich, so dass ich mich darauf konzentriere. Neben Kami´ski's tränenergreifenden Bildern, überzeugen die Nebendarsteller wie Billy Bob Thornton (als zurückgezogenes Arschloch von Staatsanwalt), Vera Famiga (Up In The Air) die die Jugendliebe von Palmer spielt und Vincent D'Onofrio (Homicide) der Palmers Bruder sympathisch, unaufgeregt, aber doch zielführend spielt.

Alle Nebenrollen sind -wie der ganze FIlme- sehr klischeehaft angelegt. Dem Film hat dies viel Kritik eingebracht. Sogar Ikonisierung des White-Trashs wurde Dobkin nachgesagt, was natürlich völliger quatsch ist. Unfassbar dann, dass es ihm sogar rassistische Tendenzen nachgesagt werden, nur weil der einzige Farbige der Gerichtsdiener ist. 

Das alles ist natürlich totaler Unsinn, da der Film eben im White-Trash-Milieus spielt. Wieso sollte man dort etwas reinerfinden, was nicht funktioniert! 

Denn so könnte man auch auch überinterpretieren, dass sich für Robert Duvall ein Kreis schließt, denn er 1962 mit der Darstellung von Boo Radley in WER DIE NACHTIGALL STÖRT begonnen hat und den er eben in dem kleinen Kaff Carlinville auf der "anderen Seite" als verbitterter, aber aufrichtiger Richter abschließt.

Nun sensibel ist das alles nicht, insbesondere nicht wenn man dem Regisseur David Dobkin zusagt, dass er seinen Fokus auf die zutiefst menschlichen und berührenden Momente legt. Denn DER RICHTER ist in erster Linie ein Familiedrama, dann Gerichtsdrama. Dobkin wählt immer den direkten Weg zu Botschaft, was man ihm nicht vorwerfen kann, denn der Film hätte sonst aufgrund seiner Länge, seinen epischen Momenten und seiner Komplexität verloren.

Wenn man wie ich das Kino, große Emotionen und Männergeschichten mag, wird man nicht enttäuscht. Läuft man häufig in der Gegend rum und stellt zum Beispiel beim Einkaufen vor der Käsetheke wieder fest, was das soll und stellt sich dann schon wieder die Frage: "Was macht so einen Schauspieler eigentlich aus, der schon alles gibt und dann in anderen FIlmen noch viel mehr", der sollte sich schleunigst diesen Streifen ansehen. Robert Duvall spielt die Rolle des Richters Joseph Palmer (Nomminierung Oscar 2015 beste Nebenrolle) wie von einem anderen Stern und Downey Jr. spielt gewohnt leichtfüssig, komödiantisch und findet direkt den Weg zur Ernsthaftigkeit zurück.

Dieser Film spielt in der virtusosen A-Liga Hollywoods. Ob man ihn dann mag oder nicht, entscheidet eine eigene Geschichte und eine Gewisse Nähe die man zu den Hauptfiguren zulässt.

Alan Lomax

 

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