Es fröstelt in Moskau - James Horner's Gorky Park

von Rick Deckard  -  26. Oktober 2014, 10:54  -  #Orchestrale Musik

Es fröstelt in Moskau - James Horner's Gorky Park

Leser, die diesen Blog immer wieder besuchen, werden sich fragen, was es mit Beiträgen wie Filmmusik auf sich hat, eine Gattung, der sich kaum jemand verpflichtet fühlt, geschweige denn überhaupt jemand hört?

Nun, die Antwort ist eine einfache: Es hat mit Leidenschaft zu tun, einem der Pfeiler dieses Blogs, den mein Kompagnon Alan Lomax und ich seit mehreren Jahren führen. Es ist die grosse Leidenschaft für Erzählungen, für Bilder, Musik, Heroismus, Pathetik und Traumwelten. Eine solche Leidenschaft ist nicht immer nachvollziehbar, aber sie begleitet uns, seit Jahrzehnten und sie wird auch nie erlöschen.

Filmmusik zu hören bedeutet nachzuempfinden, wie ein Musiker mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln Bilder und die Handlung unterstützt, zum Leben erweckt. Wie schafft es der Künstler die unnachahmliche Atmosphäre eines Films in die musikalische Sprache zu verwandlen? Das nachzuempfinden, macht einen der grossen Reize dieses Subgenres der orchestralen Musik aus.

Es fröstelt in Moskau - James Horner's Gorky Park

Im Jahr 1983 kam die Verfilmung des Bestsellers von Martin Cruz Smith in die Kinos, Regie führte Michael Apted, der Film wurde hochkarätig besetzt mit dem grossartigen William Hurt, ("dem ewig unterschätzten") Brian Dennehy und Action-Star Lee Marvin in den Hauptrollen, in weiteren Rollen waren zu sehen Joanna Pacula und Ian McDiarmid. Der Thriller ist auch heute noch sehenswert und bietet grossartige Unterhaltung.

Das auf Filmmusik spezialisierte Label Intrada hat jüngt die komplette Musik von James Horner auf CD veröffentlicht und sie ist ein Genuss, für Afficionados und Puristen zugleich. Horner gelingt es mit einem grossen Orchester, vielen Saiteninstrumenten, Synthesizer und elektronischen Geräten die Atmosphäre des Filmes, des ausklingenden Kalten Krieges, punktgenau in Musik zu übersetzen.

Der Main Title ist ein "Hinhörer" bei dem binnen Sekunden und Minuten die fröstelnde, klirrende Kälte Moskaus fast augenscheinlich wird und wir mitten in Moskau ankommen, im Gorky Park, in dem 3 Leichen ohne Gesichter gefunden werden ... . Tschaikowsky ist immer wieder zu hören und so vermengt sich die Eigenkomposition mit Klassikern der Klassik zu einem höchst eigenwilligen Titel.

"Urban Vibes" treiben die Musik im Weiteren voran, mit Steel Drums, Percussions und diversen Instrumenten einschliesslich Bläsern, die die vielen Verfolgungsjagden untermauern.

Der Score treibt dann unaufhörlich dem Höhepunkt in der Mitte entgegen: 'Arkady And Irina' und 'Irina's Theme'. Hier komponiert Horner eines der schönsten Liebesthemen seiner Karriere: Romantisch, voller Poesie, zartbitter in seiner Aussage und von einer unglaublichen musikalischen Schönheit. Diese Tracks sind ein Beispiel dafür, wie Musik in der Lage ist ohne Worte zu kommunizieren. Wow! Dieses Thema wird nochmals gegen Ende in einer aufwühlenden Version in 'Farewell At The Airport' wiederholt, bevor die End Credits uns aus Moskau wieder in die Realität entlassen.

Grandios!

Auch der Sammler freut sich über solche Veröffentlichungen, Lomax schreibt in diesem Zusammenhang vom "haptischen Erlebnis": Die Versiegelung wird geöffnet, die CD eingelegt, das Booklet durchstöbert ... Leidenschaften eben.

Gorky Park von James Horner ist ein Klassiker!

Aus dem verschneiten Moskau,

Rick Deckard

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