The American - Anton Corbijn

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  26. Februar 2011, 09:35  -  #Filme

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Anton Corbijn ist auf einem guten Weg.

Einen Tag nach dem ich 'The American' gesehen habe, weiss ich nicht so Recht wie ich diesen Film einschätzen soll. Mir ging vieles im Kopf herum: ... Werbevideo für die Abruzzen ..., ... Jean-Pierre Melville ... . Es fällt schwer den Film zu verurteilen, aber auch zu mögen.

Ein Manko ist das unausgereifte Drehbuch, ein Pluspunkt die Art und Weise, wie der Regisseur den Film erzählt. Letzteres geschieht in einem wunderbaren Rhythmus und langsamen bedächtigen Tempo, was eine Wohltat ist in Zeiten CGI-überfrachteten Kinos mit 10 Schnitten in 5 Sekunden. Dieser bedächtige Stil war es auch, die mich an die Filme eines Melville erinnerte, vornehmlich 'Vier im roten Kreis' und weniger, wie so viele Rezensenten schrieben, an 'Le Samourai'.

Alles ist fliessend, ruhig und sehr sinnlich. Es gibt lange Einstellungen ohne dass sie langweilen und sehr schöne, fast aussergewöhnliche Perspektiven, die für einen hohen optischen Reiz sorgen. Wohltuend auch, dass der Film im Vergleich zu sonstigen dieses Metiers verhältnismässig Dialogarm ist. Es wird wenig gesprochen, der Zuschauer ist aufgefordert die Emotionen an den Gesichtern abzulesen.

Das habe ich bei dem Hauptdarsteller gestern versucht, mir ist es aber nur zum Teil gelungen. Clooney gibt sich grosse Mühe und versucht seinen Part überzeugend darzustellen, aber der Film und er schaffen es leider nicht, die Klischees die einem über Schorsch durch den Kopf gehen aus dem Kopf zu bekommen: Werbung für Kaffee, seine Nähe zu Italien und seine Rolle als Womanizer. Dass ihm innerlich unwohl ist und er seinem bisherigen Leben als Auftragskiller ein Ende bereiten möchte ist gut nachvollziehbar, aber neben der Mimik gehören dann doch einige Dialoge dazu.

Trotzdem schafft es Clooney auf der anderen Seite dem Zuschauer zu vermitteln, dass er sich einer ständigen Bedrohung ausgesetzt sieht: sie ist allgegenwärtig, diese Atmosphäre des 'niemanden trauen könnens' und des 'verfolgt seins'. Diese Tatsache weiss der Hauptdarsteller gut zu übermitteln.

Worum geht es? Schorsch spielt einen Killer für irgendeine Organisation. Zu Beginn des Films, eine der besten Sequenzen, wird der Zuschauer erst einmal geschockt. Nach einem missglückten Attentat auf ihn sucht Clooney in Rom seinen Auftraggeber auf und zieht sich in die Bergwelt der Abruzzen zurück. Er gibt sich als Fotograf aus und nimmt in diesem Exil den Auftrag an, ein Präzisionsgewehr herzustellen und trifft sich hierfür mit einer Kollegin. Um zwischendurch seine Langweile zu überbrücken sucht er ein Bordell auf und schmiedet eine zarte Bande zu einer Prostituierten. Dazwischen wiederum trinkt er mit dem örtlichen Priester einen Cognac und beide unterhalten sich über Sünden. Am Ende kommt es zum unausweichlichen Finale in dem kleinen Bergdorf.

Klingt alles recht krude oder? Ist es zum Teil auch. Der Film kann sich leider nicht entschliessen was er sein möchte: Thriller? Drama? Beides? Viele wichtige Fäden werden aufgenommen, aber leider nicht konsequent zu Ende gedacht, insbesondere das Zusammentreffen des Killers mit dem Geistlichen. Schade, hätten sich hier doch so viele Möglichkeiten ergeben den Film in eine entsprechende Bahn zu lenken.

Trotz all dieser Einschränkungen ist der Film sehenswert und hat eine sehr schöne und poetische Schlusseinstellung, um die zu begreifen man aber an einer Stelle des Films genau hinhören muss. Corbijn ist Bewunderer des Western und nicht umsonst läuft nachts in einem Cafe in einem Bergdorf eine Szene aus einem Sergio Leone Masterpiece. Grundsätzlich erinnern einige Einstellungen an Western und der bewanderte Kino-Liebhaber wird sofort Assoziationen herstellen können.

Vielleicht noch ein Wort zu der Musik von Herbert Grönemeyer: abseits des Films, meines Erachtens, nicht zu ertragen, aber im Film durchaus gelungen und auch sehr passend, dass muss man anerkennen.

A.C. ist auf einem guten Weg. Bei 'The American' hat er sich sicherlich zu viel zugemutet, aber auch gezeigt, dass Qualitäten in ihm stecken. Vielleicht sollte er sich in Zukunft mehr hinter der Kamera betätigen, denn was die Fotografie angeht ist dieser Mann unnachahmlich gut.

Rick Deckard

 

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