Meine liebsten Film des Jahres 2011

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  25. November 2011, 14:23  -  #Filme

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Moon – Duncan Jones

The Social Network – David Fincher

Buffalo Soldiers ’44 – Spike Lee

True Grit – Joel & Ethan Coen

The Fighter – David O. Rusell

 

Moon bietet einen interessanten Ansatz und auch eine Reminiszenz an die Science-Fiction Filme der 60'er und 70'er Jahre, ist aber in der Summe für mich zu unausgegoren und auch verwirrend. Zudem empfand ich die Dramaturgie als zu behäbig und schleppend. Etwas mehr Pfiff hätte dem Film gut getan. Rockwell spielt hervorragend.

 

The Social Network war spannendes und hochwertiges Kino, für mich aber definitiv zu verfrüht. 20 Jahre später wäre besser gewesen. Fincher soll sich wieder auf seine düsteren Seiten berufen, das kann er zudem besser.

 

True Grit war ein willkommener Western seit langem. Jetzt nach einer gewissen Zeit ist aber meine Euphorie etwas verflogen, weil ich glaube, dass gerade nach 'No Country' dramaturgisch mehr drin gewesen wäre. Nichts desto trotz definitiv einer der besten Filme des Jahres.

 

Die anderen beiden Filme habe ich nicht gesehen und werde sie auch nicht ansehen. Boxer-Dramen kenne ich zu Genüge und mit 'Raging Bull' hat Scorsese sowieso den Film für dieses Genre präsentiert. Was soll danach noch kommen? "Kriegs"filme bin ich über (momentan).

 

Kurze Anmerkung der Redaktion (wenn man das hier so nennen kann!)

 

Diesen blog Eintrag wird Kollege, Kompagnon, Amigo, Freund und Kupferstecher Rick Deckard im Text kommentieren! Seine Einträge werden blau eingefärbt sein. Wir haben uns für diese Variante entschieden, weil sie für uns am einfachsten zu handeln ist, und wir gerne einen gemeinsamen Rückblick auf das Jahr 2011 darstellen möchten….

 

Mein Filmnutzungsverhalten hat sich in diesem Jahr sehr verändert. Die Gründe dafür sind einfach aufzuzählen. Seitdem es bessere Fernsehserien gibt als Filme und diese in meiner Abhängigkeit zum Medium Oberhand gewonnen haben, spielt das Kino eine ehr untergeordnete Rolle. Natürlich liegt das auch an der Qualität des Kinos. Längst schon gibt es nicht mehr diesen Haufen von Filmen, die ich sehen muss.

 

Zudem hat die Anschaffung eines sogenannten HD-Recorders meine Liebe zum Fernsehen neu entfacht, was zur Folge hat, dass klassische Leidenschaften, wie das Kino, die Musik, das Musikmachen, das Lesen, das Weggehen darunter leiden.

 

Ich empfinde dies nicht als negativ, sondern nur als gegenwärtigen Zustand und freue mich gleichzeitig über die Vielzahl von genialen Serienproduktionen.

 

Kann ich nachvollziehen, wobei ich jedoch nicht diesem Serienoverkill erliege. Fernsehen bleibt Fernsehen und Kino, Kino. Dafür liebe ich es zu sehr im Kino zu sitzen und einen guten Film zu sehen, das kann durch keine noch so gute Serie ersetzt werden. Aber es stimmt, das Medium Fernsehen versteht es sehr gut seine Vorzüge auszureizen und zu nutzen. Das Kino ist gefordert! Momentan schiesst es sich selbst mit dem 3D Unsinn ins Jenseits. Einen Nachteil hatten bisher alle Serien: entweder wurden sie nicht zu Ende geführt, wie im Beispiel der grandiosen Serie 'Deadwood', oder aber fertigten den Zuschauer mit vollkommen sinnlosen und äusserst enttäuschenden Enden/ Finalen ab, wie bei 'Sopranos' oder das 'Lost'-Debakel. Das kann das Kino definitiv besser!

 

Im Herzen lodert das Kinofeuer also klein, insofern ist mir die Auswahl auch nicht schwer gefallen.

 

Neben den alten Helden Fincher, Lee und den Coens sind zwei Rookies in der fünfer Liste. Duncan Jones zweiter Film „The Source Code“ läuft gerade im Kino, Rusell verfilmt mit „The Silver Linings Playbook“ derzeit eine Tragik-Komödie, basierend auf dem gleichnamigen Besteller von Matthew Quick.

 

Beide Regisseure fallen auf, weil sie eine schnelle, intelligente Erzählweise habe, die oftmals überraschende Wendungen hat und vielleicht nicht immer ganz nachvollziehbar sind. Trotzdem aber ins künstlerische Konzept passen. Neil Burger (Ohne Limit) z. B. ist ein ebenso interessanter Rookie. Den Film „Ohne Limit“ finde ich grandios erzählt und zudem hat er mit „The Illusionist“ bewiesen, dass da Potenziale sind. Im Vergleich zu den anderen beiden Herren, kann ich ihm aber nicht verzeihen, dass seine Hauptfigur Eddie Morra einen solch entsetzlich moralischen Verfall erleben muss und Burger ihn in die Finanzwelt einbettet. Mit der Droge hätte Morra im künstlerischen Bereich mehr erreichen können und die Geschichte wäre somit noch fesselnder geworden.

Bradley Cooper (Eddie Morra) wird übrigens im neuen Rusell Film mitspielen. Jones, Russell und Burger traue ich mehr zu und man sollte deren Filme in den nächsten Jahren weiterhin beobachten.

 

Übrigens sollte man zudem noch Matthew Vaughn erwähnen. X-Men: Die erste Entscheidung gehört zu den besten Filmen des Jahres. Auch für mich! Er ist nur nicht dabei, weil ich die Reihe beenden möchte, bevor ich zu einem gesamten Urteil komme. So hat jeder seine Gründe!

 

Was sind liebste Filme? Die wichtigste Antwort ist wohl auch die einfachste: Filme die im Kopf, im Herzen bleiben. Die visuellen Momente in dem völlig vergessenen Film Buffalo Soldiers #44 von Spike Lee sind am präsentesten von allen Dingen die ich dieses Jahr gesehen habe. Nachhaltig würde ich vielleicht auch von einer Bilderflut sprechen. Und das obwohl ein bildgewaltiger sechs Teiler wie „The Pacific“ ja auch eigentlich noch im Raum steht. Aber bei Spike Lee machen Kamerafahrten, Einstellungen und Schnitte tatsächlich Sinn. Und zwar so beeindruckend, dass ich mühelos über einzelnen Sequenzen referieren könnte, obwohl es Monate her ist.

 

True Grit und The Fighter bleiben übrig als die Filme, an die ich glaube, weil sie langfristig die Kraft haben werden, Klassiker zu werden.

 

Wenn man einmal in 30 Jahren retrospektiv fragen wird, was die Leute eigentlich im Jahr 2011 (10)  im Kino gesehen haben, werden die beiden Filme plus „The Social Network“ genannt werden. Völlig subjektiv gesehen, ist True Grit mein liebster Film in diesem Jahr. Das was ich vom Kino erwarte wird dort gezeigt. Alles, aber auch alles von der ersten bis zu letzten Minute liebe ich an diesem Film. The Fighter bekommt vielleicht ein paar Abzüge für das soziale Milieus in dem der Film spielt, ist aber ebenso fesselnd und glaubwürdig. „The Social Network“ wird ein echter Klassiker werden, weil Fincher mehr kann, als der Zuschauer beim ersten Sehen überhaupt verstanden hat. Ein echter Regisseur der Zwischentöne, der Analyse und des menschlichen Verhaltens.

 

Drei tolle Filme, plus zwei Neuzugänge, was will man eigentlich mehr! Schöne Momente, gutes Kino 2011.

 

Alan Lomax

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