L’aile ou la cuisse – Vladimir Cosma

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  21. Januar 2011, 08:23  -  #Orchestrale Musik

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Fotoquelle: http://www.defunes.de/

 

Der Film „Brust oder Keule“ gehört sicherlich zu den besten Louis de Funès Filmen. Der publizistische Zweig Kultur würde vielleicht sagen, dass der Film von den üblichen Slapstick-Paraden Abstand hält und der Regisseur Claude Zini dafür eine hintergründige Satire über das Essen geschaffen hat.

 

Grundsätzlich ist es auch so! ...und lustiger Weise bekommt der Film bei den aktuellen Tagesthemen einen zeitgenössischen Verve. Was aber primär im Kopf bleibt ist der unfassbare Louis de Funès mit seiner perfekten Darstellung der absoluten Hysterie.

 

Nun ist es aber so, dass ich den Film seit längerer Zeit gar nicht gesehen habe. Sondern gestern durch einen Zufall auf den Score zum gleichnamigen von Vladimir Cosma gestoßen bin.

 

Die fast wahnwitzige Musik des rumänischen Komponisten hat mir einen unbetrübten Abend, aber auch eine rasante morgendliche Fahrt zur Arbeit beschert.

 

Leider gehört Vladimir Cosma zu den vergessen großen europäischen Filmmusikkomponisten. Deckard und ich sind zwar seit Jahrhunderten Fans von ihm, habe Cosma, bis auf eine Ausnahme: http://lomax.over-blog.de/article-ein-irrer-typ-41980452.html leider sträflich missachtet. Was einer Schande gleicht kommt, da Cosmas Talent zur Vielfältigkeit, zum Absurden, aber auch zu wunderschönen Maintiteln sehr groß ist. Abgesehen davon, dass er vielleicht so etwas wie der europäische John Williams ist, wenn man die Liste der Lieblingsfilme zusammenfasst und feststellt, wofür  Cosma die Filmmusik geschrieben hat. Die Menge der Kompositionen die der Mann geschrieben ist schlichtweg phänomenal und lässt an alte Hollywoodkomponisten wie Alfred Newman denken. Diese Herrenhaben in den "Golden Age Zeiten" jeden Tag 70 Seiten Notierung abgeben müssen. Auf www.abeillemusique.com kann man derzeit für unter neunzig Euro 92 Scores des Meisters erstehen. Die beiden Boxen „Vladimir Cosma 40 Films – 40 Bandes Originales“ und „Vladimir Cosma 51 Bandes Originales pour 51 Films Volume 2“ werden dort angeboten und sind zeitgleich Chronologie für das Gesamtwerk.

 

Vladimir Cosma lässt sich in keine Schublade stecken, was vielleicht auch die Menge seines unfassbaren Werkes zeigt. Dabei gibt es aus meiner Sicht aber keine Einbussen in der Qualität. Das Gegenteil ist der Fall. Cosma bedient sich an ALLEN Musikstilen der Welt, ist ein echter Cosmapolit (das musste sein!). Interessanter Weise kann man das auch beim hören des Scores für den Streifen „L’aile ou la cuisse“ nachvollziehen. Den Anfang macht eine  glücklich machende, typisch französische Easy Disko Beat Nummer, gefolgt von Balkanmusik, Bistromusik, Essensmusik, Autobahnmusik, Tanz- und Durchdrehmusik und balladentollen Finalen. Wirklich grandios und längst nicht vergessen.

 

Daher sollten wir Cosma auch nicht unter „Vergesse Helden“ ablegen, sondern uns die 92 CDs zu legen und ihm eine eigene Kategorie schenken.

 

Wem das noch alles viel zu ernst ist und echte komische und wirklich unfassbare Musik zum Thema "Essen" hören will, sollte sich das famose Finale von "La soupe aux choux" von Raymond Lefèvre anhören.

  

Alan Lomax   

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