Ich & Orson Welles – Richard Linklater
Um diesen Film kommt man als Film- und Kinoliebhaber nicht umher. Orson Welles ist einer der großen genialen Männer des Kinos. Auch wenn man seine Filme, sein Leben und seine Schauspielkunst nicht mehr als wichtig erachtet, so muss man seiner unweigerlichen Genialität und seinem filmischen Nachlass Respekt zollen. Es ist schon erstaunlich, dass es dieser kleine Film, der eigentlich eine Dokufiction über das Theater ist, es zur heutigen Zeit ins Kino, auf DVD geschafft hat.
Erzählt wird die Entstehung der allerersten Shakespeare-Aufführung am Broadway. Welles brachte damals den „Caesar“ auf die Bühne eines New Yorker Off-Off-Theaters. Die Inszenierung gilt bis heute als eine der besten Theaterinterpretation aller Zeiten. Orson Welles Instinkt verleitet ihn bei der gewagten Umsetzung des klassischen Stoffes zu einer Anspielung an den Faschismus in Europa und setzte völlig neue Maßstäbe, was Licht und Stilistik angeht.
Um das ganze zu verstehen, wählt Linklater eine parallele Coming-of-Age Story: Der 17-jährige Richard Samuels bekommt zufällig die Rolle des „Lucius“ angeboten und erlebt fortan die letzten Tage vor der Premiere und freundet und feindet sich mit dem großen Orson Welles, gespielt von Christian McKay an. Dieser sieht Welles tatsächlich ähnlich und spielt den wuchtigen Egomanen glaubwürdig. Famoser allerdings ist der Auftritt von James Tupper, der den jungen, noch unbekannten Joseph Cotton spielt. Ich benötigte einige Minuten um überhaupt zu verstehen, dass es eben nicht Cotton ist, der da aufspielt. Was sich einerseits ziemlich dämlich anhört, aber für die unfassbare Ähnlichkeit spricht. Mit Zac Efron als Richard Samuels hat man nichts falsch gemacht. Der Teeniestar sieht gut aus und spielt mit einer selbst bewussten Leichtigkeit auf und vermittelt mit den Eindruck, dass er Potenzial für mehr hat. Ben Chaplin, Claire Danes und Zoe Kazan komplettieren das Ensemble.
Zusammengefasst ist das ein guter Film, der in der heutigen Zeit absurd unnötig erscheint, aber definitiv notwendig ist. Da lasse ich mich mal zu einem empfehlenswert verleiten!
Alan Lomax