Drei seltsame vergessene Filme und die Politik des Autors!

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  22. Februar 2013, 16:10  -  #Filme

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Vor langer Zeit, als es noch wenig privates Fernsehen gab und Kinos die sich Programmkinos nannten, als der Strom noch aus der Steckdose kam und wir in vierstelligen Postleitzahlengebieten wohnten, da meinten wir jeden Film zu kennen. Denn wir waren mit den dritten ARD-Fernsehprogrammen und der ZDF-Matinee aufgewachsen! Zu unserem 12. Geburtstag bekamen wir das Heye-Filmlexikon geschenkt und was wir nicht sehen durften, lagerten wir im Großhirn ab, nachdem wir die Bilder in der neusten Ausgabe der „Cinema“ gesehen hatten.

Nichts ging uns durch die Lappen! Filme, Mythen und Legenden sahen wir dann etwas später auf VHS oder im Kommunalen Kino während einer Retrospektive. Dann wurde es schwieriger: Programmkinos wurden geschlossen, das private Fernsehen zerteilte die Filme, Archivzugriffe wurden schwierig! Die Zeit des Vergessens begann und wurde durch die Neuzeit -glücklicher Weise- unterbrochen.

Jetzt haben wir wieder Zugriff! Auf alles! Aber es gilt viel aufzuarbeiten. Wie sonst lässt es sich erklären, dass ich von drei Filmen berichten kann, die ich in keinem Filmquiz der Welt erwähnt hätte und trotzdem hintereinander gesehen habe!?

Homerun - Ron Shelton / Freiwurf - David Anspaugh /Five Corners - Tony Bill

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Erwähnte ich kürzlich noch den Basketball-Film „The Fish That Saved Pittsburgh“, so sollte man auf jeden Fall 'Freiwurf' hinzufügen, obwohl hier ehr der begrenzte Horizont der Menschen aus dem mittleren Westen der USA im Vordergrund der Geschichte steht, als der Sport oder noch feiner beides!

Sportlehrer Dale (Gene Hackman) erhält als letzte Chance seiner Karriere, eine Schulmannschaft in der Provinz zu übernehmen. Die Schüler, Dörfler und Mannschaft sind natürlich erst einmal gegen unorthodoxen Trainer. Mit Unterstützung des Säufers Shooter (Dennis Hopper) schafft er es aber letztendlich alle Skepsis abzuwenden und ein erfolgreiches Team aufzubauen.

Immerhin hat der Film zwei Oscar-Nominierungen (1987) bekommen: Bester Nebendarsteller (Hopper) und Beste Filmmusik (Goldsmith); …die in Wahrheit ein fürchterlicher Keyboardwahnsinn mit klebrigen, verbrannten und verbreiten Tönen ist. Eine Schande!

Eine Schande auch die Bildqualität. Ein Manko was viele achtziger Jahre Film offensichtlich ständig mit sich rumschleppen müssen. Da die Kopie offensichtlich häufig von VHS gemacht worden sind, haben die Filme auch alle diesen leicht düsteren, braunen Charme der bekannten schwaren Kassette.

Ich kann jetzt nicht sagen, dass dieser Film den Sportfilm revolutioniert hat. Er bietet eine gute Spannung, eine extrem gute Kameraarbeit von Fred Murphy (ebenfalls Five Corners) und eine vorhersehbare, austauschbare Geschichte, die in den 1950er Jahren spielt.

Eine interessantere Sicht auf das Melodrama „Sport“ (ich weiß seit gestern Abend wovon ich spreche!) bietet der Film „Homerun“ von Ron Shelton.

Der Film basiert auf der tatsächlichen Biografie des besten Baseballspielers aller Zeiten. Dieser Ty Cobb war begnadet, aber auch gehasst. Weil er ein Egomane, Rassist und Säufer war. Aber ein genialer Sportler. In Rückblenden erzählt der Film vom Leben des Baseballstars der von Tommy Lee Jones sehr körperlich, brachial und angsteinflößend gespielt wird.

Natürlich ist das ein durchaus amerikanischer Film. Wer würde sich in Amerika schon für einen Film über Manfred Burgsmüller interessieren? Deswegen hat er auch seine eigenen Gesetzte und eigenen Verpflichtungen gegenüber einem Sportlerdrama.

Der Film über die fragwürdige Legende ist ruhig, aber intensiv erzählt und gehört zu den Filmen, die man erobern kann, wenn man dann will.

Five Corners (dt. Pinguine in der Bronx) gilt bei manchen Filmkritikern als Pedant zu “Taxidriver”. Im Jahr 1964 wird der Psychopath Heinz (John Turturro) aus dem Knast entlassen. Zurück in der New Yorker Bronx trifft er erneut auf sein Opfer Linda (Jodie Forster)  und ihrem Kumpel Harry (Tim Robbins). Dieses Psychodrama gehört zu den schlechtesten Filmen des Jahrhunderts. Es gibt überhaupt keinen Tiefgang und keinen Grund sich diesen Film anzusehen. Er ist fürchterlich amateurhaft gedreht und erinnert an seinen schlimmsten Momenten an Martin Scorsese „Hexenkessel“.

Sie werden sich nun Fragen was das solle und ob Sie das weitergebracht Herr Lomax?

„Nun“, werde ich antworten, dabei kurz meine nicht vorhandene Brille abnehmen, dabei in Weite schauen, bevor ich sie mir wieder auf die Nase setzte: „…ich würde von einen Privileg sprechen! Das Privileg jeden Tag Filme zu sehen, welches ich nur habe, wenn ich krank oder faul bin!“.

In Wirklichkeit war ich krank und ich habe die Filme zwischen Hustentee und Antibiotika gesehen. Trotzdem ist mir etwas WICHTIGES aufgefallen!

Ron Shelton, David Anspaugh, Tony Bill? Wahrscheinlich ist es Ihnen nicht aufgefallen! Da bis her sowieso keiner liest? Drei Filmbesprechungen, ohne Nennung des Regisseurs, sind auf diesen Seiten sehr ungewöhnlich. Und H./ -----äh, Rick, mal ehrlich: ….wir sind Verfechter der „Politique des auteurs“. „Was’n das??“ …nun (mein neues Lieblingswort) die Herren Fruffaut, Rohmer, Rivette, Godard, Chabrol waren ja streitbare Filmregisseure.

Aber eben auch Kritiker. Alle haben den Film geliebt und täglich ihre Erlebnisse im „Cahiers Du Cinéma“ zusammengefasst. Ähnlich wie wir;-)

Dabei haben sie ebenso viel Unsinn geschrieben wie wir hier! Aber eben auch oftmals den Deckel zugemacht.

Der wahre Autor eines Films ist der Regisseur und nicht der Drehbuchautor, die Stars, das Filmteam. Eine einfache Erkenntnis, die wir aber so noch nie richtig thematisiert haben.

Diese drei Filme sind zum Scheitern verurteilt gewesen, weil sie von drei talentfreien Regisseuren gemacht worden sind. Es gibt hundert weitere Beispiele und offensichtlich liegen diese genau in dem Zeitraum, den ich oben beschrieben habe.

Meine Meinung (Dittsche)

Alan Lomax

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