Die Seele des Menschen unter Superpunk

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  12. Juni 2010, 14:53  -  #Populäre Musik

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Die Phrase Nothern Soul ist vom britischen Musikjournalisten Dave Godin geprägt worden. Pophistorisch gesehen ist es sicherlich nicht falsch zu sagen, dass die Modszene ein Motor für diese Tanz- und Musikbewegung der späten Sechziger war. 

UP ALL NIGHT auf der neuen Superpunkscheibe ist wunderbares Musikbeispiel für das was Nothern Soul eigentlich musikalisch ist. Geprägt vom amerikanischen Soul, vom Rhythm Blues und Gospel. Streicher gerne, Bläser wenn welche da sind, Orgel unbedingt und treibende Gitarrenbeats. 

„Das waren Mods // Das alte Gefühl / Ich spür es nicht mehr / Und ich hör Rocco sagen: / „Das ist schon so lange her“ // Sie kümmerten sich / Um Kleinigkeiten / Und sie liebten Musik / Vergangener Zeiten / Das waren Mods // Doch manchmal, ganz leise / Dringt an meine Ohren / Aus weiter Ferne // Das Knattern von Motoren“ 

Ein gutes Beispiel für die Haltung von den Männer der Band. Irgendwie mit einem leichten "egal"ausgestattet, was Pophistorische Einleitungen angeht, dann aber „Oberlehrerhaft“ beschreiben, was Mods waren, ohne sich selbst damit zu belangen oder gar zu singen: "Wir waren Mods". Dann aber doch gerne, den leider zu früh verstorbenen Rocco Clein, zitieren. Baby ‚till the end of time. 

Höhepunkt der neuen Scheibe ist der bourgeoise Gassenhauer „Rette Dich vor den einfachen Leuten“. Carsten Friederichs singt: „Die einfachen Leute, sie wollen nicht viel / Eine starke Hand, ein schutzloses Ziel / Sie sind alleine erträglich, zu zweit unausstehlich / Und zu dritt brandgefährlich // Hör meinen Rat / Und sei auf der Hut / Ich hab sie studiert / Und ich kenne sie gut // Rette dich vor den einfachen Leuten // Sexuelle Frustration und aufgestaute Wut, höre meinen Rat und sei auf der Hut / Die einfachen Leute, sie wollen sich rächen / Für unerreichtes Glück und uneingelöste Versprechen.“

Was soll man da noch erklären. Das ist das gute Gewissen der deutschen Rockmusik. Nichts anderes! 

„Ich will heute nicht kämpfen“, heißt ein weiterer Smashhit (Verzeihung für diese etwas anachronistische Bezeichnung). Auch ich will hier nicht für diese wundervolle Platte kämpfen, muss ich auch nicht, da die guten Leute sie sowieso entdecken werden, dass dieser Sound seinen Zweck erfüllt und ehr was mit Leidenschaft und Musik von guten Freunden zu tun hat, als mit Überzeugungsarbeit. 

Als ich die Scheibe heute die ersten zwei Male gehört habe, musste ich die ganze Zeit an die Ausdrücke/Sätze „Zeiten des himmlischen Friedens“  und „Wenn der Sommer dich findet“ denken. Bernd Begemann hat nicht unwesentliche Einflüsse auf diese Scheibe und auch das tut Superpunk gut. Schließlich gehört auch er zum Freundeskreis. Und eins soll auch mal gesagt werden an dieser Stelle: Danke Tapete Records für so viele tolle Platten und Ideen in letzter Zeit! 

"Ich bin nicht so wie jeder andere" auch das ist Programm und so ist auch, denn eigentlich sollte man jeden neuen Menschen der einem begegnet fragen, ob er/sie/es Superpunk mag. Eine positive Antwort schließt einen neuen Freund/Freundin nicht aus, eine negativ schließt ein Gespräch oder weitere Treffen von vornherein aus.

Eigentlich! 

Alan Lomax

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