Oliver Kahn – ICH.
In dem dem Buch „ICH. Erfolg kommt von innen“, beendet Oliver Kahn seine selbstgeschriebenen Kapitel (und man ist beim Lesen, schnell überzeugt, dass das wirklich die Wahrheit ist) immer mit einem Quick-Check. In bester Management-Summary Tradition fasst er gekonnt die wesentlichen Facts seiner Wortschwaden zusammen! Im ersten Kapitel (Das Wichtigste zuerst) 1. Das Wissen, wer: Das Ich. ist ein wesentlicher Checkpunkt „Die Kraft für den Erfolg, ist eine –Kraft von innen–.
In seiner Autobiographie „Nummer 1“ stilisiert er sich zwanghaft zu einem erfolgsbessenen Shaolin-Mönch hoch. Was ihn grundsätzlich noch lustiger macht, als er ohnehin schon ist. Denn Oliver Kahn ist mit einem gefährlichen Halbwissen über das Leben ausgestattet und ist zeitgleich bezaubert von seiner Spiritualität.
Unter Trashgesichtspunkten ist so eine Haltung unter Sportlern und Prominenten in Deutschland ehr selten zu finden. Der deutsche Mensch in der Öffentlichkeit ist doch ehr verhalten, schämt sich oftmals für seinen Erfolg und sucht ehr den untertänigen Ansatz im Dialog.
Oliver Kahn ist mit anderen Genen ausgestattet. Wenn man ihn gestern im Stadion von Durban als Gesprächspartner der ZDF- Moderation Katrin Müller Hohenstein gesehen hat, muss man ehr an einen Lee Marvin, Nick Nolte oder Kurt Russell denken, als an einen deutschen Torhüter. Oliver Kahn hat zugelegt. Unter seinem grauen Anzug entdeckt man einen kleinen Bauchansatz. Der Mann lässt es sich gut gehen und er steht dazu, von Innen. Seine Ausstrahlungskraft im kleinen ZDF-Studio ist famos! Offensichtlich hat er ein Gesprächstraining hinter sich. Vermeidet Aufzählung, geht Wortvergleichen aus dem Weg, sucht mehr oder minder erfolgreich gute Formulierungen. Sogar Schachtelsätze standen auf dem Programm des Rhetoriktrainers. Hut ab! Die legendäre Art und Weise das „ein“ vor Spielernamen zu setzen hat er sich beibehalten. Da ist er wieder ganz auf dem Rasen und unter seinen. Überhaupt stellt er mit einem fast genialen Vergleich fest, dass er mühelos und sofort bei England im Tor stehen könnte. Frau Hohenstein fragt vorab: „….ob es ihn denn nicht jucken würde, bei so einer Atmosphäre noch einmal aufzulaufen“.
Man konnte nicht die Schuhe des Titans sehen. Da die Kameras nur oberhalb der Lende filmen. Aber wenn es einen Schwenk unter den Moderatorentresen gegeben hätte, hätten wir wahrscheinlich erstklassige Cowboytreter gesehen. Oliver Kahn kann so etwas tragen! ICH.
Es gibt ja manchmal die merkwürdigsten Zusammenhänge und verblüffensten Geschichten. So kann ich mich erinnern vor langer Zeit in einem Interview mit Smashing Pumpkins Frontman Billy Corgan gelesen zu haben, dass er immer die Bundesliga guckt. Auch in den Staaten. Sein Lieblingsverein war der 1. F.C. Kaiserslautern und zwar weil er von der Frisur des Mittelfeldspielers und Ostlegende Olaf Marschall so fasziniert war.
Die jetzige Herleitung mag ebenso absurd klingen, aber vielleicht stimmt sie ja auch! In der Explotation-Filmhommage „Death-Proof“ gibt es den genialen Charaker namens Stuntman Mike. Eine derbe Erfindung Tarantinos zwischen Kris Kristoffersons Darstellung des Martin „Rubber Duck“ Penwald in Convoy und irgendeinem drittklassigem Darsteller aus irgendeinem Russ Meyer Streifen.
Stuntman Mikes Auftritt in dem Streifen ist kurz, aber unvergesslich. Mit einem unvergesslichen Visage, sitzt Mike an der Bar einer üblen Kneipe in Mexiko. Mike beobachtet und hört zu und betrachtet drei Mädchen, die er später in seinem „todsicheren“ Auto verfolgen wird. Nun will ich den guten alten Oliver Kahn nicht mit dem perversen Stuntman, der auf Frauenjagd geht vergleich, aber Russell Macho Darstellung erinnert äußerlich doch sehr an die Torwartlegende. Und wenn „ein“ Billy Corgan, „ein“ Olaf Marschall gut findet, dann findet „ein“ Quentin Tarantino auch vielleicht „ein“ Oliver Kahn lustig und nicht nur „ein“ Snake Plissken bzw. „ein“ Kurt Russell!!!
Alan Lomax