Der Mandant – Brad Furman

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  10. April 2012, 14:38  -  #Filme

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„Verbrechen ist wie Jazz – Amerikaner können es am besten“ (James Ellroy)

Ich bin großer Fan des amerikanischen Dichters und Autors James Ellroy. Die Verfilmungen seiner besten Büchern „L.A. Confidential“ und „The Black Dahlia“ aus dem sogenannten L.A.-Quartett (an die Vorlagen „The Big Nowhere“ und „White Jazz“ hat sich noch kein Filmemacher ran gewagt), zählen zu den besten Neo-Noir Filmen der letzten 20 Jahre. Neben einer pessimistischen Grundhaltung und einer fieberhaften Erzählweise, gehört die Stadt Los Angeles unbestritten zu den Grundzutaten.

Obwohl wir das moderne, analoge Erzählkino bereits für Tod erklärt haben, lodert in mir immer noch ein kleines Flämmchen der Filmleidenschaft. Ab und zu werde ich mir Filme greifen und hoffen, dass sie das Gegenteil von unserer Theorie des Abgesangs bestätigen. So auch der Grund mir die Verfilmung  „Der Mandant“, nach dem Romans von Micheal Connelly anzusehen.

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Das moderne, hochgestylte  und sonnendurchflutete Los Angeles wirkt toll in den Bildern des Kameramanns Lukas Ettlin. Wir lernen den smarten Anwalt Mick Haller kennen, der von dem ebenso smarten Matthew McConaughey gespielt wird.  Haller erledigt seine Geschäfte auf dem Rücksitz seiner schwarzen Lincoln-Continental Limousine.  Der windige Advokat der sein Geld mit Drogendealern und Prostituierten verdient, steht vor seinem größten Fall: Louis Roulet! Sohn aus reichem Hause, dem Vergewaltigung vorgeworfen und von dem immer irgendwie hinterlistigen Ryan Philips gespielt wird. Während den Recherchen zu dem Fall stellen sich zahlreiche Parallelen zu früheren Fällen heraus. Im Verlauf der Handlung wird klar, wie löchrig lächerlich das amerikanische Rechtssystem ist und wie gewieft ein Anwalt sein muss, einen triumphalen Sieg zu feiern.

Die Handlung steigt mit jeder Minute an und für kriminalistische Spannung ist gesorgt. Der Verlauf ist nicht furios und auch nicht spektakulär, sondern ehr spannend und klassisch. Trotzdem ist man froh, dass der Streifen, seiner konventionellen Erzählweise treu bleibt. Natürlich wäre eine Überlegung, wie Brian De Palmer oder David Fincher mit dem Stoff umgegangen wären interessant, aber eigentlich reicht dem Film die Mühen, die komplexe Handlung zusammenzuhalten.  Wer „The Black Dahlia“ gesehen hat wird verstehen was ich meine! De Palmer verzweifelte nämlich an den komplexen Handlungssträngen und schwierigen Motiven von James Ellroy! Daher ist es eigentlich angenehm, dass der junge Regisseur Brad Furmann sich auf den Plot konzentriert, obwohl Connelly, sicherlich nicht so verzwickt ist, wie Ellroy (kleines Fragezeichen).

Natürlich wäre es übertrieben zu sagen, dass dieser Film virtuos ist. Aber die Schauspielerführung, die Motive der Charaktere, die Bildsprache und der Versuch einen klassischen, spannenden Kriminalfilm im Gewand eines  Neo-Noir Film abzuliefern ist durchaus gelungen. imagesCADODY1I

imagesCA72PNRZOb das analoge Kino hiermit einen weiteren Schritt Richtung endgültiger Beerdigung geht, glaube ich nicht. Es ist ehr so, dass sich letzte Revitalisierungsversuche (oder erste Stabilisierungsversuche) zeigen. Vielleicht steht dafür auch das hervorragende Casting u. a. mit den Serienstars William H. Macy und Bryan Cranston.  Vorerst bleibt der Patient trotzdem im Wachkoma und der Zustand bleibt bedenklich.

Raffinierter Film!

Alan Lomax

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