Breaking Bad – Season 4

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  10. April 2012, 12:37  -  #Fernsehen

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Bild: Breaking Bad "Shotgun" (2011); Dir. Michelle MacLaren

Kein Spoiler!

“Can we Sergio Leone-y that a bit?" Gilligan says "I'd like it to have a little more gunslinger element to it."

„Das in jeder Einstellung schmerzlich präsente Bewusstsein von der Vergeblichkeit, den Traum ungebrochen zu reproduzieren, sichert dem Film die Authentizität des Unwirklichen“.

Machen wir uns doch nichts vor! Wir sehen eine Serie, in der es weitestgehend darum geht, wie ein Jedermann Drogen kocht. Dabei vergisst man schnell, dass dieses Delikt eines der gesetzlich und moralisch schlimmsten Vergehen der Gegenwart darstellt.

Diese zynische und pessimistische Basis bleibt der Ausgang, bestätigt aber gleichzeitig o.g. Filmkritik zu Sergio Leones „Once Upon A Time In The West“ des Kritikers Hans-Christoph Blumenberg.

Die vierte Staffel der Serie, sollte man eben nicht als Serie sehen. Die aggressive und experimentelle Inszenierungsweise, die formelhaften Spielereinen und selbstreferenziellen Brüche erinnern an einen epochalen, langen und wunderbaren Sergio Leone Film. Merkwürdiger Weise wird diese Wirkung von Kritikern und Zuschauern kaum ausgerufen.

Ich könnte meinen Vergleich mit hunderten von Merkmalen untermauern. Nenne aber nur die permanente Verwendung der Weitwinkelaufnahmen, die langsamen Abfolgen von Detaileinstellungen und die Geräuschräume, die mich bereits in der zweiten Staffel so faszinierten (lesen Sie auch meine anderen Einträge zu der Serie „Breaking Bad“ in der Linkliste).

Es ist so, dass Sergio Leone mein Lieblingsfilmregisseur und „Spiel mir das Lied vom Tod“ mein persönlich liebster, bester Film überhaupt ist. sergioleone.jpg

Der derzeitige Tod des analogen Erzählkinos und die Renaissance der Serienunterhaltung auf gesondertem Niveau lässt mich euphorisch diese Vergleiche spinnen.

Natürlich überlegen Ideengeber, Produzenten und Regisseure wie Vince Gilligan, wie man eine der kommerziell erfolgreichsten Serien künstlerisch veredeln und zeitgleich die Spannung aufrecht erhalten  kann. Denn Serien wie „Breaking Bad“ werden von Filmliebhabern ebenso gesehen, wie vom unterhaltungswilligen Mainstreampublikum. Und so wird auch schnell klar, dass man sich an den großen Meistern des Kinos orientiert und deren Philosophien übernimmt. Der alte Konflikt Kunst und Kommerz wird abgerufen:  

Vince Gilligan: “Its not for everyone” http://www.usatoday.com/life/television/news/2011-07-12-breaking-bad-season-4_n.htm grantland_g_gilligan_576.jpg

Sergio Leone: „Unsere Welt war wahrhaftig die Straße und das Kino. Vornehmlich die Filme, die aus Hollywood kamen! Niemals die französischen Produktionen oder die italienischen Filme der 30er!!“

Die ersten Episoden von „Breaking Bad 4“ schleichen als künstlerischer Kniff, als Zitat an das Leone-Kino nur so dahin, bis ab der achten Episode ein unglaublicher emotionaler Druck auf Zuschauer und Schauspieler ausgeübt wird.

Die langsame Erzählweise der ersten Folge, ist eine reine Wirkungsform um bei dem vorsehbaren dramatischen Ende eine unglaubliche Dichte, kaum ertragbare und wirklich verstörende Wahrnehmung beim Zuschauer zu erzielen.

Ich habe selten einen Film, Theaterstück oder Serienfinale gesehen, welches eine solch tiefe dramatische Verbundenheit zwischen Schauspieler und Zuschauer schafft, wie die letzten 4 Episoden der aktuellen Staffel.

Kurz und eigentlich nicht nur nebenbei, muss hier natürlich auch die unfassbare schauspielerische Leistung des gesamten Ensembles, aber insbesondere von Bryan Cranston, Aaron Paul und Giancarlo Esposito, genannt werden. 

Die universelle Harmonie der Gesellschaft wird kurz außer Kraft gesetzt. Der psychische Mechanismus, wie wir z. b. Walter White unbewusst, emotional unterstützten, erreicht eine noch nie dagewesene theatralische Einfühlung.   

Es wird viel geschrieben und erzählt über diese Serie. Der Grund warum ich hier tiefer einsteige, ist und bleibt für mich die Frage nach dem: Warum erreicht diese Serie ein qualitative –aus cineastischer Sicht- Größe, dass mir nur noch der Vergleich zu meinem großen Regiehelden Sergio Leone bleibt?

Zusammengefasst und mit zitternden Fingern getippt: Die vierte Staffel der Serie „Breaking Bad“ ist ein unvergleichliches filmisches Meisterwerk geworden und zeitgleich die beste Serienstaffel bis heute…

Aus dem Fass guckend! brkbd_4_img_1_h-250x151.jpg

Alan Lomax

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