'Chisum'

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  28. Dezember 2009, 16:29  -  #Vergessene Helden

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Eine Legende muss man auch entsprechend präsentieren: nach einer sehr schön gezeichneten Titelsequenz, die ähnlich einem Comic-Strip die Vorgeschichte zum nun folgenden Film erzählt, mit dem Titelsong und der feinen Musik von Dominic Frontiere, sieht man ihn stolz mit seinem Pferd unter einem Baum stehen und das Land sowie seine Ranch beobachtend: John Wayne, die Ikone und Personifizierung des Westernhelden schlechthin. In unzähligen Western wurde er zur Legende, tatkräftig unterstützt von einem seiner Lieblingsregisseure, namentlich John Ford. Am nachhaltigsten hat er mich in 2 Filmen beeindruckt: zum einen 'Stagecoach', ein psychologisch ausgefeilter und in seinen Actionsequenzen noch immer beeindruckender Western, sowie 'The Man Who Shot Liberty Valance', in dem eben jener Mythos auf höchst intelligente Art und Weise demontiert aber auch aufrecht erhalten wurde. Zwei fabelhafte Filme.

In 'Chisum' spielt Wayne den gleichnamigen Rinderbaron und Viehzüchter in New Mexico in den 70'er Jahren des langsam ausklingenden vorletzten Jahrhunderts. Nach vielen Strapazen hat er sich eine Ranch aufgebaut und blickt stolz herab auf seine Herde und sein Land. Doch eben diese Ruhe wird gestört durch einen Emporkömmling und Geschäftsmann (gespielt von Forrest Tucker), der mit allen kriminellen und illegalen Mitteln sowie ruchlosem Wettbewerb versucht seine Mitstreiter zu vertreiben, woraus der Film seinen Hauptkonflikt und seine Dramaturgie bezieht. 

Im Rahmen dieses Konfliktes werden viele bekannte Charaktere des Westens, ob nun historisch akkurat oder nicht, in die Handlung mit einbezogen von Pat Garret über William Boney aka 'Billy the Kid'. Dem britischen Regisseur Andrew V. McLaglen, u.a. drehte er 'Die Wildgänse kommen', gelingt damit ein spannender, actionreicher und unterhaltsamer Western. Es gibt viele Schiessereien, Verfolgungsjagden, kleinere und grosse Duelle alle verbunden mit den klassischen Versatzstücken des 'Wilden Westens'. Fotografiert wurde der Film von einem der versiertesten Kameramänner für dieses Genre: William H. Clothier, der für 'Cheyenne Autumn' und 'Alamo' für den Oscar nominiert wurde. Die Landschaft wird mit vielen Totalen im Panavision Format sehr schön "eingefangen" und verursacht dadurch ein Verlangen nach der Weite und Ruhe dieses an sich herausfordernden Landes. Dominic Frontiere liefert einen klassischen Western-Score mit viel Copland-Americana und Merle Haggard steuert sogar noch einen zuckersüssen Song bei, der die kurze Romanze zwischen der Nichte von Chisum und William Bonney untermalt.

Insgesamt ist 'Chisum' kein Meilenstein oder Meisterwerk des Genres, bietet aber für 111 kurzweilige Minuten und für Western-Liebhaber spannende Unterhaltung. Als Bonus gibt es (für die, die Zeit haben (!) ) auf der DVD, die von Warner extrem günstig zu erwerben ist und sich in einer guten Qualität zeigt, einen Audiokommentar vom Regisseur sowie einen Kurzfilm in englisch über Wayne und sein 'alter ego' in diesem Film, der sicherlich in die Jahre gekommen und eher belustigend ist.

Was mir bei diesen alten Filmen aber immer wieder in 'Mark und Bein' übergeht sind diese vielen wunderbaren Synchronstimmen und allen voran die von Arnold Marquis. Marquis war ein deutscher Schauspieler und einer der am meisten frequentierten Synchronsprecher, der u.a. vielen anderen Hollywood-Stars wie Richard Widmark, Kirk Douglas oder auch Lee Marvin seine Stimme lieh. John Wayne war erwiesenermassen ein grosses Idol von ihm und nach seinem Tod im Jahre 1979 produzierte er Wayne zu Ehren eine Schallplatte mit dem Titel 'Ich war die Stimme von John Wayne'. Eine wunderbare warme, tiefe aber auch energische und selbstsichere Stimme. 

"Talk low, talk slow and don't say too much."
John Wayne, 1907-1979

In diesem Sinne,

Rick Deckard


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