Cake - Showroom of Compassion

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  10. Juni 2011, 16:02  -  #Populäre Musik

Cake-Showroom-of-Compassion_ArtikelQuerKlein.jpg

 

Ich bräuchte mal das Mitgefühl bzw. Mitleid der Leser, der folgenden Zeilen! In diesen Tagen werden zig Alben von Bands veröffentlicht, die ich liebe (Battles, Arctic Monkeys), die ich mir auf jeden Fall zulegen werde und liebe (Andreas Dorau, Motorpsycho) und die ich gerne entdecken würde (...zu viel für diese Klammer). Was mache ich, lade mir das gesamte Paket von Cake, obwohl ich bereits alle Alben habe. Ein wirkliches Geschäft des Mitleids in diesem Schaufenster. 

->Wahrscheinlich der schlimmste Anfang für eine Bandbesprechung überhaupt. Mitleid erhaschen zu wollen und dann auch noch mit Namen rum jonglieren. Ich glaube ich muss bald in textliche Rente um niedliche youtube-Videos von meiner Katze zu drehen!<-

Cake sind wunderbar, fast vergessen, aber geliebt von Leuten die diese Band immer liebten. Musikalisch zeichnet Cake etwas sehr besonderes aus: Grandioses Handwerk und gekonnte Vermengung von allen Musikstilen die einem so einfallen. Vergleichen kann man die kalifornischen Musiker anschaulich mit ihren Kollegen Ween aus Pennsylvania. Allerdings sind Cake etwas harmloser, weil weniger Boshaft und weniger Mutig und etwas leidender! Musikalisch aber ebenso ironisch, harmonisch etwas detailverliebter. Trotzdem kein Platz 1 für X und Platz 2 für Y. Die Zeilen sollen nur ein Verständnis für ahnungslose Musikhörer darstellen.

Cake wurden in Europa oftmals zu schnell ins falsche Regal eingeordnet. Da sie Anfang der 90ziger Jahre zu häufig auf musikalisch fragwürdigen BWL- und geographischen- Studentenpartys und zweifelhaften Alternativendiskos mit ihrem Coverhit "I will Survive" von Gloria Gaynor gespielt wurden. In Deutschland wurde dieser Fehler deutlich unterstrichen, weil viele Lieder des wohl bekanntesten Albums "Fashion Nugget" auch für den Film "Herr Lehmann" verwendet wurden. Der Film ist zwar lustig, darf aber nicht für einen Popkonsens stehen, insbesondere nicht im Zusammenhang mit dieser vielseitigen Band.

So ist das aber immer wieder mit dem Pop. Er irrt sich, dreht unsere Gedanken in falsche Richtungen und hinterlässt oftmals falsche Eindrücke und Ideen, die man von Zeit zu Zeit mal wieder richtig einordnen muss.

Das neue Album strotz dann auch dagegen an. In "Sick of You" gehen Cake sehr naiv gepunktet (diese Wortableitung ist mir nicht gelungen; ...sollte eine verniedlichte Punkhaltung ausdrücken) ans Werk und hinterlassen mit einem merkwürdigen Mariachigeschmack den Eindruck eine Gegendarstellung anderer Wüstenrocker zu sein. Alter, es ist Freitag, 3 Tage frei, denke ich gerade. Warum so spröde unterwegs, Alan? Beim zeitgleichen (wow, es passiert in diesem Moment) hören der ökologischen Platte, muss ich auch an zwei weitere Attribute denken. Durst und trocken! Denn der Song "The Winter" ist doch sehr schön. Ähm, zurück zur Wüste. 

Getränkeempfehlung zu dieser Platte: Kaffee, Tequila und ein (!) Bierchen. Natürlich wächst diese Platte, man hört die großartige spielerische Technik, die diesem mühelosen, scheinbar einfachen Songs zu grunde liegt. Irgendwie depressiv, aber doch funky.

Fassen wir dieses Gewirre mal zusammen mit den treffenden Worten der Welt: Cake versuchen, nicht ihr eigenes Selbstmitleid in Liedern darzustellen, sondern die verwirrende Lebenswelt um sie herum. Geknurrt gebe ich zu, dass diese Zeilen super sind, weil einleuchtend, vielleicht akademisch, dann aber auch wieder bizarr wirken. Somit möchte ich auch mit weiteren gestohlenen Zeilen schliessen.

Mit Bluesrock, der kein Bluesrock ist, bizarren Beatlesken, SOngs ohne Gesang und schiefer Blasmusik. So alles kann man alles sehen. Oder hören! Und darauf kommt es ja an!

Cake spielen am 08. Juli in der Kölner Essigfabrik

Alan Lomax






 


Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren: