Black Sabbath - 13

von Alan Lomax  -  19. Juni 2013, 14:39  -  #Populäre Musik

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Ich habe immer Respekt vor den Phasen des Hardrock gehabt. Klar, als kleiner Junge haben mir AC/DC, Deep Purple, Kiss und (ich gebe es zu, ich komme aus Hannover und war 10 Jahre) die Scorpions imponiert.

Da ich mich immer für alle Spielarten der Rock- und Popmusik interessiert habe, war später auch mal eine Black Sabbath, Van Halen oder Iron Maiden Platte dabei. Als ich Anfing selbst Gitarre zu spielen auch mal Slayer, Motörhead, Judas Priest und Metallica.

Lange Zeit habe ich dann Finger davon gelassen. Das Gepose, die Aufdringlichkeit und Pein der meisten Bands ging mir auf die Nerven. Die grandiosen Bad Brains, später Sick of it All, Dead Kennedys, Black Flag rückten in mein Leben. Hart, aber mit Haltung und Desinteresse zur Frisur.

Natürlich lappte die ein oder andere Band aus der progressiven Welt immer wieder in meine „heile“ Welt der Indie-, Alternative-, Jazz- und Popmusik. Mit großem Interesse habe ich immer Bands aus dem Skatecoreumfeld beobachtet. No Means No, Fantomas, Minuteman, John Zorn aus dem Jazzcorebereich, aber auch gerne mal Biohazard, Rage against the Machine oder halt (wieder) Slayer gehört.

Und so ist es bis heute. Erst vor ein paar Tagen habe ich das KORN Konzert vom Rock am Ring in diesem Jahr gesehen. Eine seltsame Band, die zwischen Peinlichkeit, großem Können und unfassbarer nachvollziehbarer Wut, hin und her pendelt, bis schließlich ein schlüssiges Konzert von einer handwerklich sehr guten und sehr harten Band entstanden ist, die vieles nicht kann, aber eins sehr, sehr gut: Unterhalten.

Jetzt also Black Sabbath! Eine Band die von Menschen, die keine Ahnung von hartem Rock (J. Palminger) haben, sofort abgelehnt wird. Obwohl sie wie kaum eine andere Band, nachweisbar ein ganzes Genre erfunden hat.

Ozzy Osbourne der benebelten Menschen nur als benebelter Mensch aus der Reality-Serie „The Osbournes“ bekannt ist und noch vielleicht als der Mensch der weltweit und historisch am meisten Drogen und Alkohol in seinen Körper pumpte, findet selten Relevanz bei Musikfreunden die nicht aus der „Hüfte Schießen.“ Auch wenn er den Untertitel Godfaher of Metal trägt.

Nun kehrt die Band Black Sabbath mit Ozzy und unter dem Produktionsdeckmantel Rick Rubin zurück.  Das Comebackalbum knallt direkt an Nummer 1 der internationalen Albumcharts und die einschlägigen Magazine und „Hüftenschießer“ haben bereits im Juni 2103 ihr Album des Jahres.

Es ist schon erstaunlich wie treu Fans sein können! Denn neuentdecken wird die verbliebenen britischen Bandmitglieder Tony Iommi, Geezer Butler und Federmauskopfesser Ozzy  wohl kaum jemand. Und sollte es eine Renaissance des harten Rocks geben, sollte man den dreien und Guru Rick Rubin wohl für immer dankbar sein. Denn was kann es schöneres geben als wenn morgens auf WDR2 nicht mehr Mumford & Sons läuft, sondern „Paranoid“ von Sabbath oder „You Really Got Me“ von Van Halen anstelle von David Guetta auf EinsLive.

Rauschebart Rick Rubin’s  Mythologisierung hingegen nimmt rasante Fortschritte an. Nach dem er Neil Diamond mit der furiosen Platte „Home Before Dark“ aus dem Grab geholfen hat (2008) hat er einige Popplatten z.B. „Adele“ produziert und mit  etwas weniger Erfolg mit der Reanimation von ZZ Top (zu viele Bärte) und den Avett Brothers voran getrieben.

Im neuen Rolling Stone Magazin (D) sollte man unbedingt den Entstehungsprozess und die Zusammenarbeit von Rubin und den Metalopas nachlesen. Eine gelungene, lustige und absolut unterhaltsame Reportage.

Allein die Vorstellung, wie die Herren erst mal ihre alten Scheiben hören mussten, bevor sie ihre Instrumente in die Hand nehmen durfte und Ozzy natürlich volltrunken (leider haben alle Entzüge nichts gebracht) viel zu spät gekommen ist, bringt mich immer noch zum Lachen.

Weniger zum Lachen allerdings ist das Album „13“. Als ich es vor ein paar Tagen das erste Mal durchgehört habe, blieb mir Angesichts des Sounds und diesem von mir schon immer geliebten schleiernden, quälenden Slowmetal fast das Herz stehen. Nennen wir es mal vorsichtig „aggressive Dynamik“, was diese Platte auszeichnet. Rubins Plan ging auf: Black Sabbath deren Image eigentlich kaputt war, weil sie es selbst zerstört haben und die Zeit sie zerstört hat, mussten doch noch irgendwo ein Fünkchen Berechtigung haben. Und diese Berechtigung zur großen Weltweiten erfolgreichen Musik, ist mal ihre Wut gewesen. Ebenso wie sich bei J. Cash immer die Verzweiflung, die Melancholie abzeichnete und Rubin dies famos mit Hurt als den wohl besten Coversong aller Zeiten für die absolute Ewigkeit manifestierte, gelingt ihm das hier noch einmal auf anderer musikalischer Ebene.

13 ist ein famoses Rockalbum geworden, wie es vielleicht keine Band mehr in den letzten 10 – 20 Jahren hinbekommen hat, weil Handwerk, Image und Zeitgeist nicht mehr zusammenpasste. (Eine Ohrfeige für diese Überleitung). Die Ballade „Zeitgeist“ ist ein Welthit. Das Zusammenspiel von Bass und Gitarre lässt, jeden der sich jemals dafür interessiert hat, ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Ozzy’s Gesang ist in einigen Momenten wahrhaftig elektrisierend. Well, dass Destillat dieser Platte ist natürlich Metall und viele ungeübte Ohren werden die 1970er Jahre Effekte und riffbasierten Songs altertümlich vorkommen. Trotzdem lohnt es sich gerade für die Garde an jungen Musikfans mit dieser Platte einzusteigen. Eben weil der Sound von vielen guten hart rockenden Scheiben aus den Pilotjahren des Genre einfach nicht diesen fulminant Druck haben wie es „13“ hat.

Grandios!

Alan Lomax

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