Big Country - Von The Crossing zu The Journey

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  11. April 2013, 14:13  -  #Populäre Musik

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1746 fand die Schlacht von Culloden, östlich von Inverness in Schottland statt. Die englischen Regierungstruppen besiegten die aufständischen Jakobiten. Eine nationale Katastrophe, die in Schottland auch heute noch so wahrgenommen wird, weil Cumberlandschen Truppen, die alte Gesellschaftsordnung der Clans und Highlander zerstörten. Ein nationales Trauma.

In dem Musikvideo der schottischen Band zu dem Song „Fields of Fire“ (1983) sieht man einen Jungen der mit seiner Modelleisenbahn spielt. Die Band sind die Passagiere im Zug und spielen den Song. Irgendwann stoppt der Zug und die Band wandert zum Battle of Culloden.

„Fields of Fire“ ist eine Hymne. Ich habe keine Ahnung wie oft ich diese Nummer -1000x hinter einander gespielt- in meinem Leben gehört habe. Die Gitarrenriffs sind magisch, die Melodie und der „zur Schlacht aufrufende“ Rhythmus sind fast cineastisch, visuell.

In diesen Tagen werden Big Country ein neues Album veröffentlichen. Es heißt „The Journey“ und es ist leider nicht mehr als ertragbarer Radiorock. Die Finesse, die hymnischen, ausgefeilten Melodien, die politischen Texte und das sehr robuste, treibende Bassfundament, was The Big Country mit Tony Butler und Stuart Adamson groß gemacht haben existiert leider nicht mehr. Wie denn auch? Adamson hat sich 2001 für den Freitod entschieden, Butler hat seinen Rückzug erklärt. Derek Forbes von den Simple Minds hat das Bassspiel übernommen. Mike Peters (The Alarm) hatte Adamsons Part übernommen.

Übriggeblieben sind Bruce Watson und der Ausnahmeschlagzeuger Mark Brzezicki der auch mit The Cult, Ultravox und Pete Townshend gespielt hat. Big Country haben eine riesen Fanbase in Europa. Die Band und die Fans haben Stuart Adamson übrigens nicht vergessen und lassen den Platz, an dem er früher auf der Bühne stand, frei. Im Mai gibt es eine kurze Deutschlandtour, die in Europa ausgiebig fortgesetzt wird.

Big Country sind immer eine Band gewesen die in den 1980er Jahren aus dem Raster gefallen sind. Oftmals werden sie fälschlicher Weise dem New Wave zugeschrieben. Was unpassend ist. Eine Folkrockband waren sie aber auch nicht. Auch wenn die hymnischen Melodien einen Schottlandreisenden das Wasser in die Augen treiben lässt.

Big Country waren eine große britische Band. „The Crossing“ verkaufte sich über 2 Millionen mal und 3 Grammy Nominierungen bekommen. Die vier nachfolgenden Album erreichten alle Goldstatus. Big Country spielten bei Live Aid und im Vorprogramm der Rolling Stones.

Aufmerksamen Lesern wird aufgefallen sein, dass ich hier viele kommerzielle Fakten runterrattere. Ein ehr ungewöhnlicher Ansatz für diese Seiten.

Neben zwei, drei anderen Musikgenres bedeutet mir Gitarrenmusik eigentlich alles. Und Big Country gehört zu den ersten Bands die ich aufopferungsvoll und voller Hingabe geliebt habe. Als das alles anfing waren mir Attribute, wie Anspruch, Historie, Bedeutung und Kommerz egal. Ich kannte keinen Punk, hatte keine Haltung.

Ich hörte auf mein Herz. „Damals“ die Musik von Big Country zu hören, hatte trotzdem schon etwas mit Verteidigung zu tun. Schulkameraden hörten Duran Duran, NDW, Wham, Genesis (Liste austauschbar und völlig subjektiv erweiterbar). Niemand kannte Big Country und „Fields Of Fire“ war allen denen ich das vorspielte suspekt.

Big Country sind sicherlich keine musikalisch-historisch wichtige Band die irgendwelche Einflüsse hiterlassen haben. Auch ihre kommerzielle Bedeutung hat vielleicht nur eine Mainstream Funktion. Für viele Gleichaltrige ebenso stark interessierte Musikliebhaber wie ich es bin sind es vielleicht andere Bands. Vielleicht auch welche die tatsächlich bedeutsamer sind! Mein Einstieg in die Welt der alternativen Musik war Big Country. So steht es geschrieben…

Alan Lomax  

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