A.I. Artificial Intelligence - Steven Spielberg
Lincoln steht vor der Tür. Zeit, sich einem Regisseur zu widmen, der das Kino der letzten Jahrzehnte maßgeblich prägte und jetzt mit einem vielleicht erneut großen Film anklopft. Lange überlegte ich, welchen Film ich mir von ihm ansehen sollte und ein seit Jahren langgehegter "Wunsch" ging heute in Erfüllung. Ich entschied mich für A.I. - Artificial Intelligence. So sehr man mit dem Namen Spielberg 'Jaws', 'Duel', 'Schindler's List' und weitere Filme verbindet, so sehr vergisst man den grossartigen A.I. Das wurde mir heute nach erneutem Betrachten wieder bewusst. Ob ein Film nicht nur ein Produkt seiner Zeit ist, sondern diese zu überstehen weiß, erkennt man, wenn er auch nach Jahren wirkt, funktioniert. Das war und ist bei A.I. der Fall, heute noch mehr als früher. Ich war von dem Film, seiner Machart und der zutiefst menschlichen Intention des Regisseurs enorm beeindruckt. A.I. ist ein Film, der unter die Haut geht. Das liegt nicht nur an der emotionalen Schwere der Handlung, sondern auch an seiner Aussage, seiner Vision, seiner Beschäftigung mit Fragen der Liebe, der menschlichen und künstlichen Intelligenz, seiner Auseinandersetzung mit existenzialistischen Fragen. Ein Film wie ein Märchen, ein Märchen, das in Zukunft wahr werden könnte, eine Utopie, die zur Wahrheit werden könnte, ein Film durch und durch Science Fiction, ein Film so tief durchdrungen von menschlichen Emotionen, dass es schwer fallen sollte, nicht von ihm berührt zu werden. Die Handlung ist so voller Poesie, so voller beeindruckender Bilder und Zukunftsvisionen sowie versehen mit einer intelligenten Handlung, dass die Freude am Kino geweckt wird. A.I. ist das Werk eines grossen Regisseurs und Zeugnis seiner überragenden handwerklichen Qualität. Aber die Begeisterung geht über Spielberg hinaus, denn sie ruft einen Namen in Erinnerung, der nicht in Vergessenheit geraten darf, weil dieser höchst streitbare, äusserst intelligente und visionäre Regisseur der Motor hinter diesem Film war und jemand, auf den die in heutiger Zeit so verschwenderisch gebrauchten Worte wie Genie und Meisterwerk vollends zutreffen: Stanley Kubrick. Wenn man A.I. nach so langer Zeit sieht, dann wünscht man sich solche Regisseure sehnlichst wieder herbei oder wünscht, sie würden noch leben, weil sie dem Kino neue Impulse gaben und es veränderten, weil sie Filme schufen, die unbequem waren und teilweise so anders, dass es Zeit brauchte um sie zu verstehen. Welch eine Ehre für Spielberg, dass Kubrick sich ihm anvertraute!
Der Film lässt einen mit vielen Gedanken zurück, aber eines zeichnet ihn aus, was ich erst nach so vielen Jahren begriffen habe: Er ist in seiner Aussage zutiefst optimistisch und erhebend. Das wird insbesondere in den letzten, zu Herzen gehenden Momenten deutlich. A.I. ist aber auch quälend in gewisser Weise, da stets die Frage für mich im Raum stand, wie wohl ein Stanley Kubrick diesen Film auf die Leinwand gebracht hätte. Wir werden es nie erfahren und denken können wir es uns auch nicht, weil wir mit seinen Visionen nicht Stand halten könnten. Aber ich bin der Überzeugung, dass Steven Spielberg sein Vermächtnis auch durch diesen Film in Ehren hält.
Grossartige schauspielerische Leistungen von Haley Joel Osment, Frances O'Connor und Jude Law (dessen Maske übrigens virtuos ist).
Dass John Williams ein Meister seines Faches und darüber hinaus der Kunst an sich ist, beweist er mit seiner Musik zu diesem Film. Was für ein Thema! Er macht genau dort weiter, wo Worte nicht mehr reichen. Genial!
Lincoln steht vor der Tür und ich bin äusserst gespannt zu sehen, was für ein Film Steven Spielberg gedreht hat.
A.I. ist ein zeitloses Meisterwerk.
Rick Deckard