2012 - Roland Emmerich als 'Master Of Desaster'

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  26. März 2010, 07:49  -  #Filme

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Die ersten 10 min. sind meisterhaft im Spannungsaufbau. Ganz langsam wird die Schraube angezogen im perfekten Rhythmus, bis die o.g. Zahl die ganze Leinwand füllt. 2012 ist 2,5h klassisches Popcorn-Kino mit allen Zutaten, die ein solcher Film aus dem Genre des Katastrophenfilms braucht. In typischer Manier werden die Charaktere, die so etwas wie eine Rahmenhandlung zusammenhalten sollen, dem Zuschauer nach und nach vorgestellt und in Kürze prägnant das problematische an den zwischenmenschlichen Beziehungen erläutert. So kann man später den Film hindurch mit Ihnen "mitfiebern". 

Was dann folgt, als die Erdkruste sich zu verschieben beginnt, ist ein CGI Festival der Sonderklasse. Ganze Städte, diverse Wahrzeichen menschlicher Kultur, ja ganze Kontinente werden destruiert und unter Schutt, Asche, Lava und Wasser begraben. Das hat hohen Unterhaltungswert und Szenen mit feuchten Händen und sprichwörtlich atemberaubenden Sequenzen sind Programm. Die Action Szenen sind spektakulär gefilmt und man währt sich wie auf einer Kirmes in der Achterbahn. Das muss man schon zugeben ist Effekte Kino auf hohem Niveau und die Trickspezialisten haben hier nicht nur ganze, sondern auch beeindruckende Arbeit geleistet. Dieses Level wird auch bis zum Ende gehalten, bis auf einige merkwürdigerweise im Videoformat gedrehte Sequenzen am Ende. 

Handlung? Tja, das ist bei solchen Filmen immer eine Schwachstelle und wie zu erwarten bei Emmerich die grösste in diesem Film. Es gibt einige lustige Momente und sogar richtig humorvolle, die aber insgesamt spärlich gesät sind. Alles andere an Handlungsmustern dürfte dem regelmässigen Kinogänger bekannt vorkommen. Einige Dialoge und Szenen triefen über vor Pathos und es wird auf die Tränendrüse gedrückt, aber das muss man vielleicht auch, wenn die ganze Erde unter-, besser aufgeht. Leider wird bei solchen Filmen der ganze künstlerische Elan in die Tricktechnik investiert, so dass kaum Ideen verbleiben für eine zumindest stringentere Handlung. Und Logik sollte man hier wirklich nicht suchen, dann sollte man sich lieber einen Dokumentarfilm ansehen, auch wenn einige Szenen und Dialoge dermassen haarsträubend sind, dass man sich vor lachen verbiegen muss. Das ganze ist dann am Ende furchtbar naiv-religiös überfrachtet, aber ob der Schauwerte während des Betrachtens sieht man gerne darüber hinweg.

Die Schauspieler? Danny Glover spielt den US-Präsidenten und Thandie Newton seine Tochter. Die Action-Slapstick-Superhero Rolle aber gebührt John Cusack, der den ganzen Film über am rennen, tauchen und fliegen ist. Woody Harrelson spielt einen durchgeknallten Hippie im Yellowstone Nationalpark, der über seinem Radiosender das Ende der Welt verkündet. Alle anderen sind mehr oder minder Statisten mit Sprechrollen.

Alles in allem habe ich mich auch ohne Popcorn fast zweieinhalb Stunden bestens unterhalten gefühlt mit furiosen Action-Szenen, Komik, Naivität und Stumpfsinn, sowie hanebüchenem Trash der Extraklasse und mehr soll solches Kino auch nicht. Die Maya haben den Untergang auch ohne Computer prophezeit, die Menschheit rafft sich nach pathetischen Monologen und viel Opferbereitschaft auf und umgeht das Schicksal der Dinosaurier, die einst vor Millionen von Jahren sich geschlagen geben mussten. 

Rick Deckard

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