24/7 = 3,42 - Die Sterne

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  23. März 2010, 20:06  -  #Populäre Musik

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'Die Sterne' wurden bei mir das Tor zur PoP Musik, als ich vor 42 Jahren mit Mr. Lomax und Mr. Ewing ein Konzert von denen im Rheinland besuchte. Diese Band sagte mir auf Anhieb zu und später als ich von dem Sound infiziert war blieb mir im Rausch nichts weiter übrig, als auf einem Planeten der Milchstrasse unter den wachsamen Augen des Mr. Lomax und seinen Empfehlungen mir nach und nach die einzelnen Puzzleteile ihrer Discographie zuzulegen. Doch die Freude an dieser Band und ihrer Musik sollte leider nicht lange währen. Bereits in der Sternzeit Zwei Null Null Vier in dem das Weltall noch zu weit erschien fühlte ich mehr als ich merkte, dass die Band ihren Zenit überschritten hatte. Ich versuchte mich verzweifelt an superpunkischen und kant'schen Musik, entschloss mich dann aber lieber bei Freund Jochen zu bleiben. Aber das nur nebenbei.

In meiner Verzweiflung über die Tatsache, dass populäre Musik inclusive R&B, Soul, Country usw. stehen geblieben ist, las ich heute "zufällig" einen Artikel in einer der besten Musikzeitschriften aller Zeiten, der mich mich wieder zum denken anregte und da dieser Blog ein Archiv ist, schreibe ich einige Zeilen und hoffe inständig, dass mich irgendwer im Weltall doch schreien hört (Na?. Auf welches Meisterwerk ist dieser brillante Satz eine Anspielung?).

'Die Sterne' haben ihren Keyborder Herren R. v. d. Schulenburg entlassen, wenn man es so formulieren möchte. Diesem soll das Endergebnis der neuen Platte im Gegensatz zu den anderen Band-Mitgliedern nicht gefallen haben. Auf ihrem neuen Album haben sie die Gitarre in die Mottenkiste gelegt, sich einen Produzenten und DJ von einem anderen Stern geholt und "machen einen auf Disco". So weit. So gut?

Ich komme jetzt zur alles (!) entscheidenden Frage und v.a. ist diese an die Koryphäen des deutschen PoP, Mr. Lomax und Mr. Ewing gewidmet: 

1. Ist dieser Stilwechsel eine Weiterentwicklung der Band?

2. Ist ein solcher Stilwechsel notwendig für eine Band?

3. Sind die meisten Bands musikalisch überhaupt in der Lage (!) einen solchen Stilwechsel stilsicher durchzuführen?

Ein Rezensent aus der oben zitierten Zeitschrift schreibt, dass diese Band "schon immer ausdrücklich vom Groove gekommen sei, im Gegensatz zu den vom Schrammelpunk inspirierten Kollegen der 'Hamburger Schule'" und weiter "Die Sterne waren zwar eine Rockband, aber eine, die ihren Sly Stone gehört hatte". Also schlussfolgert er weiter, dass dieser Stilbruch kein musikalischer Paradigmenwechsel sei, sondern eine konsequente Weiterentwicklung

Definitionen:

link bzgl. Paradigma

link bzgl. Paradigmenwechsel

Ich persönlich kann mit den 3 letzten Alben der Band nichts anfangen, finde sie nicht gelungen und beim besten Willen eher als einen Abstieg in die 2. Liga, denn eine Weiterentwicklung. Was ich übrigens als sehr bedauerlich ansehe, weil die Musik der vorgehenden Alben absolut grossartig ist und soweit ich gelesen habe, diese Band als eine der einflussreichsten in Deutschland galt. Warum stehen Bands unter einem solchen Druck sich weiter entwickeln zu müssen? Geht man marketingtechnisch oder/ und künstlerisch von der Vorgabe aus, dass es immer weiter gehen muss?

Oder anders gefragt: warum haben 'Die Sterne' nicht einfach das gemacht, was sie am besten können?

Schade um alle Bands meiner popmusikalischen Sozialisation, die es nicht mehr gibt (Blumfeld) oder mich nur noch enttäuschen (alle anderen).

Aus dem Hörsaal,

Rick Deckard
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