DUNE: Part One - Denis Villeneuve

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  19. September 2021, 18:47  -  #Filme

DUNE: Part One - Denis Villeneuve

Der Mythos des Erlösers, er zieht sich durch alle Erzählungen der Menschheit und des modernen Kinos. Ob Luke Skywalker, Neo oder Paul Atreides. Wir benötigen den einen, den Helden, der uns befreit und erlöst (ich frage mich immer wovon). Die Ilias, Homer, die Bibel. Ohne sie sind scheinbar keine Narrative denkbar.

 

Stellan Skarsgard, der einen Baron der Harkonnen in DUNE mimt, gab auf der Promotion-Tour für den Film jüngst ein Statement in einem Interview von sich (in der Sendung Aspekte im ZDF, die jüngst vom Lido berichtete) von denen ich mir mehr wünschen würde. Er sagte in etwa: Der Typ, der dieses Buch geschrieben hat, muss eine Menge Pot geraucht und ein paar LSD Trips eingeworfen haben.

 

Ich muss gestehen, dass ich bis zum Erscheinen der David Lynch-Version - die ich bis heute nicht gesehen habe - weder etwas von dem Buch noch seinem Autoren Frank Herbert wusste. Er soll neben Isaac Asimov und Arthur C. Clarke einer der drei grossen Science-Fiction Autoren der Vergangenheit sein.

 

In seinem Buch DUNE geht es um einen Wüstenplaneten, auf dem sich ein Gewürz namens 'Spice' findet, welches zum einen als Droge bewusstseinserweiternd wirkt, zum anderen die Navigation zwischen den Sternen ermöglicht. Die Geschichte spielt im Jahr 10 000 in der Zukunft. Es gibt zwei mächtige Häuser, das der Familie Atreides und das der Harkonnen. Zudem einen mächtigen Imperator, der die Geschicke lenkt. Das Spice ist Dreh- und Angelpunkt, weil es Macht und Reichtum verleiht. Doch der Abbau ist gefährlich, denn gigantische Sandwürmer in der Wüste gefährden die Ernte. Auf dem Planten leben verstossene Menschen (die Fremen), die einen Sandwurm verehren und auf einen Erlöser warten ... womit wir beim Mythos, Pot und LSD Trips wären. 

 

Doch mit Lästerei würde man Denis Villeneuves neuem Film nicht gerecht werden. Der Franko-Kanadier war eine zeitlang eine meiner grössten persönlichen Regie-Hoffnungen, ganz in der Tradition eines Ridley Scott oder auch Christopher Nolan. Ich muss gestehen, dass ich aufgrund der Thematik seine beiden ersten Mainstream Filme PRISONERS und ENEMY nicht gesehen habe, aber mit seinem Thriller-Meisterwerk SICARIO haute er mich förmlich aus den Socken! Was für ein Film! Intelligenter kann man einen Western nicht in die Neuzeit transferieren. 

 

Die Hoffnung wurde weiter geschürt, als bekannt wurde, dass er seinen nächsten Film im Genre des Science-Fiction verorten würde. Doch ARRIVAL wurde zum einem Trash-Flop, der gar noch gesteigert wurde durch ein unnötiges und zudem unfassbar schlechtes Sequel von einem der besten Science-Fiction Filme aller Zeiten: Blade Runner. Insofern waren die Erwartungen für den heutigen Kinobesuch gering.

DUNE: Part One - Denis Villeneuve

DUNE wurde von Villeneuve in zwei Teile aufgeteilt, weil er sonst anscheinend nicht in der Lage gewesen wäre, die Handlung filmisch angemessen nachzuerzählen. Ich mag diese Teilungen nicht.

 

Der Film unterhält, er liefert in den ersten zwei Dritteln eine wirklich gute Unterhaltung, so, wie man sie in diesem Genre mit diesem Budget erwarten darf und im Kino sehen möchte. Das Timing zu Beginn ist perfekt, der Schnitt mit seinem Rhythmus könnte nicht besser sein. Aus dem Off wird der Zuschauer in die Welt von DUNE eingeführt und schnell ist die Ausgangslage klar. Das gelingt erzählerisch sehr gut. 

 

Die Schauwert der Bilder ist gewaltig und ich bin sehr glücklich im Kino wieder Filme sehen zu dürfen, denn Filme wie DUNE sind für die grosse Leinwand gemacht. Die phantastischen Welten, die Planeten, die unterschiedlichen Charaktere, sie alle üben eine anziehende Wirkung aus und Villeneuve hält den Spannungsbogen fest und gespannt in Händen. Die Auswahl der Schauspieler ist gut, die Effekte grossartig, die Wucht und Atmosphäre der Bilder berauschend. 

 

Doch im letzten Drittel entgleitet Villeneuve die Fähigkeit alle Zügel weiter fest in den Händen zu halten. Ab einem bestimmten Punkt kommen gegen Ende Längen auf, der Erzählrhythmus, der Takt wird zäh, lang, länger. Zudem nervt auf Dauer das Sound-Design eines Hans Zimmer, gerade gegen Ende, gewaltig und verursacht doch einiges an Kopfschmerzen (was wäre aus diesem Film mit einen talentierten Komponisten geworden ... ).

 

Das Problem ist, dass gegen Ende die Konzentration nachlässt - im Gegensatz zu den ersten zwei Dritteln, die wie im Fluge vergehen und in denen man gebannt und fasziniert auf die Leinwand schaut - und der Ablauf der Handlung absehbar wird. Der Überraschungseffekt verpufft. Ich hoffe, dass das Villeneuve im zweiten Teil wird abstellen können, denn er würde es sich selbst wieder unnötig schwer machen. Ein abschliessendes Urteil ist daher noch nicht möglich. Wann Teil 2 anläuft, ist nicht bekannt. 

 

DUNE ist jedem Film- und Science-Fiction als auch Fantasy-Liebhaber in dieser neuen Version ans Herz zu legen. Es ist bildgewaltige, fantasievolle und bisweilen kurzweilig-spannende Unterhaltung. Mehr Euphorie kann ich nicht aus mir herauspressen, dafür ist Villeneuve scheinbar einfach zu untalentiert. 

 

Es war aber ein Erlebnis wieder ins Kino zu gehen, ein großes Erlebnis! Trailer! Grosse Leinwand! Guter Sound! Wunderbar. Die Durststrecke scheint beendet. Bleiben Sie dran, Ende September geht es weiter mit der nächsten Besprechung und dem heiss ersehnten neuen Bond-Thriller NO TIME TO DIE, der Abschied des Daniel Craig aus dem Franchise.

 

Aus der Loge,

Rick Deckard

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