Nicolas Godin – Concrete and Glass

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  4. Februar 2020, 12:31  -  #674.fm, #Album Review, #Elektronische Musik, #Filmmusik, #Independent Musik, #Kommunikation, #Popmusik, #Populäre Musik, #album

Nicolas Godin – Concrete and Glass

Concrete and Glass ist das zweite Soloalbum des Air-Mitbegründers Nicolas Godin. Es ist thematisch ein Album über das Thema Architektur geworden und fügt sich wundersam und wohlwollend an die Hymnen des 1998er Air Meisterwerks Moon Safari an.

Nun hört sich die Aussage, dass ein musikalisches Werk, welches sich 22 Jahre später an ein anderes anfügt, nicht gerade fortschrittlich an, aber so ist es eben im Falle Nicolas Godin und seinem diesmal nicht anwesenden Partner Jean-Benoit Dunckel, ehr der Bezug auf das Opus Summum Air.

Es gibt eigentlich keinen Grund dafür die Band in Frage zu stellen, da die Wichtigkeit der Platten längst überprüft wurde und bei jedem auch nur halbwegs musikbegeisterten Menschen immer wieder hervorgeholt wird. Das liegt sicherlich an der Zeitlosigkeit der Musik, die sich formal und retro-futuristisch auf die großen französischen Filmkomponisten Michael Legrand und Vladimir Cosma bezieht, sich aber auch mit nationalen Funkanteilen eines Serge Gainsbourg ausgestattet hat, um das ganze ziemlich charmant, visionär im französischen House und letztendlich auch im modernen Pop zu übertreffen.

Nicolas Godin ist Multi-Instrumentalist. Sein Lieblingsinstrument ist der Bass. Er sagt, dass er sich damit am sichersten fühlt und auch am besten seine Kompositionen fühlt. Die üppigen, fast alchemistischen und immer fetten Produktionen, voller wunderbarer Hymnen und glückselig machender Balladen, überraschen mich bei der Aussage des Musikers dann desto so mehr. Allerdings ist das vielleicht eine der Erklärungen für die Besonderheit des Sounds: Denn hinter den eleganten Orchester- und Synthesizer Texturen, groovt immer dieser lässige Bass, der den Sound zusammenhält und einen selbst aus der tatsächlichen Welt herauszaubert.

Natürlich ist Nicolas Godin kein daher gelaufener Pseudo-Intellektueller und wenn so einer eine Platte über Architektur macht, wird er seine Inspirationen haben. Concrete and Glass aber ist nicht direkt als frontales Konzeptalbum zu erkennen. Auch behandelt Godin hier nicht die moderne Architektur, sondern erhebt seine Musik ehr in elektro-sphärische Klänge eines Steve Reichs oder eines Philip Glass, die natürlich für Minimalismus stehen. Godin stellt aber kongenial in Frage, ob eine moderne Struktur gegenüber, einem Holzhaus im Wald, welches eine wohlige, vertraute und gemütliche Behaglichkeit vermittelt, besser, nein, vorteilhafter sein könnte?

Hören Sie zu dieser Theorie unbedingt zuerst die Schlussnummer Cité Radieuse. Eine sphärische, warme, fast mathematische Bestie und dann die Hits Concrete and Glass und insbesondere das Lied des Jahres 2020 What Makes Me Think About You.

Alan Lomax (der sich gerade im Gespräch mit dem Architekten Le Corbusier befindet)

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