KUERSCHE - Neues Album - WOODEN CHANDELIER

Kuersche sagenhafte Momente

Das neue Album WOODEN CHANDELIER mit Band ist eine erneute Entdeckung des hannoverschen Sängers, Gitarristen und Songschreibers Kuersche und beschwört abermals die Popmusik. Eine erneute Annäherung

Von Alan Lomax

Im August haben Kuersche und seine beiden Begleiter Lars (Schlagzeug) und Jan (Bass) Neumann das Haldern Pop Festival 2019 eröffnet. Kuersche selbst schlägt sich seit Jahrzehnten durch das deutsche Popgeschäft, klang zwischendurch mal sehr Radio-High-Rotation-Aktiv und als stätiger Beobachter ist man mittlerweile erstaunt darüber, wieviel Durchhaltevermögen auf sehr hohem Niveau dieser Mann hat.

Gleich beim ersten Song auf dem Album WOODEN CHANDELIER ist schon wieder dieser Moment der Zeitlosigkeit. ALIVE WITH THE GLORY OF LOVE ist eine Coverversion der amerikanischen Punk-Pop-Band SAY ANYTHING. Eine schlaue Wahl. Denn mal ehrlich, wer kennt schon SAY ANYTHING aus Los Angeles?

„I'll think about you, I'll dream about you,I will not doubt you with the passing of time“ heißt es dann im späten Mittelteil der versteckten Nothern-Soul-Nummer. Ein wunderbarer rezitierter Verweis darauf, dass Kuersche sich eigentlich, mit seiner Fähigkeit wundersame Liebeslieder schreiben zu können, in der Popmusikwelt verewigt hat.

Der Auftritt in der Haldern Pop Bar am frühen Donnerstagmittag ist ein kleiner Ritterschlag für den Künstler und eine altersgerechte Bestätigung für Kuersche Fans, die zwischen Ent- und Beschleunigung stehen. „Die neuen Songs sind noch zu neu“ ist seine fast renitente Antwort auf die Frage, weshalb fast nur ältere Songs auf der Set List stehen. Das ist natürlich keine selbstverliebte Ignoranz oder ein anderes Gebaren, sondern eine ehrliche Antwort.

Kuersche ist ein klassischer Anti-Held der lange seinen eigenen Sound gefunden hat. Der klassische Popsong GORGEOUS und der heimliche Hit TRIED TO CALL, der einen immer etwas in gedämpfter Stimmung zurücklässt, sind wahrscheinlich mit die besten Lieder des Künstlers seit 20 Jahren. Trotzdem würde man sich vielleicht etwas mehr Mut zur Innovation und zum Versuch wünschen. Denn diese Anti-Helden Attribution ist bei dem Hannoveraner unbedingt anders zu verstehen. Kuersche ist wundersam altmodisch, ohne damit auf die Nerven zu gehen und im besten Sinne einer angenehmen beständigen Souveränität ausgestattet, die sogar sein manchmal Hang zum Classic Rock Entertainment vergessen lässt. Und vielleicht hält ihn das auf Geheimnisvolle Weise auf, sich selbst zu verfälschen.

TRUST mit dieser schleichenden Gitarrenmelodie ist überraschend ergreifend und das auskehrende, viel zu früh runtergemischte Gitarrensolo lässt vermuten, welche Soundebenen noch möglich gewesen wären.

 LOSE AT LAST hat keinen künstlichen Groove, könnte aber mehr nach Devendra Banhart oder Coco Roise klingen. Befreiungsformat!? Ach ja, es muss nicht immer alles Post-Folk-Punk sein und wahrscheinlich ist diese Erkenntnis die tatsächliche Möglichkeit zur Selbstentfaltung, die dann interessanter Weise mit dem fast experimentellen Cover von ROXANNE fortgeführt wird. Sven Regner (Element Of Crime) sagte kürzlich in einem Interview, dass es der erstrebenswerte Punkt einer Rock’n’Roll-Band ja eigentlich wäre, einen Song immer und immer wieder aufs Neue einzuspielen, so könnte man als Band einen Ramones-artigen Zustand erreichen.

Die Kunst des eigenen Zitates also! Und vielleicht sind es dann auch diese eigenen Zitate von Kuersche, die seine sagenhaften Momente ausmachen und uns weiterhin staunen lassen.

Wer uns unter alan.lomax@web.de eine Mail mit seinem Lieblingssong des neuen KUERSCHE Albums sendet, kann eine neue Kuersche CD mit T-Shirt (Größenangabe mit angeben) gewinnen!