PREDATOR von John McTiernan - Teil VII der Retrospektive

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  20. Juli 2019, 15:32  -  #Klassiker

PREDATOR von John McTiernan - Teil VII der Retrospektive

Der Urwald verströmt Testosteron.

"Hast Du was abbekommen? Du blutest ja!"

"Ich habe keine Zeit zu bluten!"

Springen wir aus dem Jahr 1967 20 Jahre in die Zukunft, in das Jahr 1987. 2 Hubschrauber fliegen dicht über dem Urwald. In ihnen sitzen die Mitglieder einer Spezialeinheit, angeführt von Major Dutch Schaefer (!), deren Aufgabe es ist, einen abgestürzten Helikopter zu finden, in dem ein Politiker unterwegs war. Unter der Leitung eines CIA Agenten ist es ihre Aufgabe, den Minister zu finden und ihn ggf. aus der Gefangenschaft von Rebellen zu befreien.

Das kommt ihnen bekannt vor? Springen sie zurück in das Jahr 1967 zu den PROFESSIONALS. Es ist reiner Zufall, dass sich diese Gemeinsamkeit im Rahmen der Retrospektive ergeben hat. Ich wollte Arnold wiedersehen. Wenn ich im Weiteren von "Arnold" spreche, dann ist das keineswegs despektierlich gemeint, sondern kultische Verehrung.

Die Söldner finden den Hubschrauber, Spuren von Rebellen und machen eine grausame Entdeckung: Sie finden die Leichen dreier gehäuteter Green Berets, die den Rebellen scheinbar auf der Spur waren. Je tiefer die Spezialeinheit in den Dschungel vordringt, desto unheimlicher und befremdlicher wird es. Noch bevor der Trupp ahnt, dass er beobachtet wird, sehen wir als Zuschauer, wie sie beobachtet werden, von einem Wesen, dass die Söldner mit Wärmesensoren wahrnimmt ... .

Der 1987 von John McTiernan inszenierte PREDATOR ist ein Klassiker, der stilistisch Elemente des Horror- und Science-Fiction Films mit dem Actionfilm verbindet. Dass es sich auch bei diesem Film um eine Übertragung des Vietnam-Traumas in das Medium Film handelt, war mit seinerzeit nicht bewusst. Bei näherem Hinsehen sind die Parallelen überdeutlich.

PREDATOR ist hochspannend! Im Dickicht des Urwalds wird der Zuschauer zum Voyeur und beobachtet, wie eine außerirdische Spezies als getarnter Jäger auf Menschenjagd geht. Umgekehrte Vorzeichen. Die Szenen im Dickicht der Bäume im Hellen und Dunklen erschaffen eine bedrohliche Atmosphäre und fasziniert folgt man dem Geschehen. Faszinierend deswegen, weil weder der Predator (Jäger) noch die Gejagten irgendwelche Flächen für Sym- oder Antipathien bilden. Faszinierend auch, weil die Überlegenheit des Aliens unüberwindbar scheint.

Scheint.

Denn der ausserirdische Jäger hat es nicht mit irgendeinem Vertreter unserer Spezies zu tun, sondern mit Arnold! Und Arnie dreht im letzten Drittel auf. Das war genau das, was wir sehen wollten und auch heute noch sehen wollen! Arnold gibt nicht klein bei, besinnt sich auf seine Fähigkeiten, der Zufall hilft ein wenig, und liefert sich am Ende ein spektakuläres Duell mit dem Predator. Die Szenen in der Dunkelheit sind atemberaubend. Erschien einem das Söldnerteam zu Beginn nicht gerade liebenswürdig, so sind am Ende sämtliche unserer Sympathien bei Arnold. Arnold hat Angst, aber er signalisiert unbändigen Überlebenswillen und gibt nicht auf.

PREDATOR von John McTiernan - Teil VII der Retrospektive

Überhaupt Arnold:

Dieser Ausnahmeschauspieler ist einer meiner grössten Helden. Der aus der Steiermark stammende Österreicher setzte Hollywood seinen Stempel auf. Er war zur rechten Zeit am rechten Ort. Ich kann mich genau daran erinnern, wie er von den Intellektuellen und Feuilletonisten belächelt wurde. Beeindruckend an ihm war, dass ihn das scheinbar keinen Deut scherte. Zielgerichtet machte er als Schauspieler und Actiondarsteller Karriere.

Sie begann 1969 als Arnold Strong (!) in HERKULES IN NEW YORK und er erregte erste Aufmerksamkeit als CONAN, DER BARBAR (Drehbuch John Milius, Oliver Stone), mit einem geradezu perfekt auf ihn zugeschnittenen Film. Arnold war kein Vertreter des Method Acting, kein Absolvent der Julliard School, noch hatte er irgendetwas von der Stanislawski Methodik übernommen. Er überzeugte durch seine schiere physische Präsenz und v.a. die Auswahl seiner Filme, von denen viele in die Geschichte eingingen.

Nach CONAN folgte ein Meilenstein des Science Fiction Films mit TERMINATOR von James Cameron, den ich gefühlt 20x gesehen habe, in den 90ern gefolgt von der spektakulären Fortsetzung TERMINATOR 2 (ich habe noch nie jemals zuvor oder danach ein so gebanntes und fasziniertes Publikum im Kino erlebt!). Dazwischen drehte er neben PREDATOR mit TOTAL RECALL einen weiteren beeindruckenden Film unter der Regie von Paul Verhoeven.

Arnold ist der Grösste!

Als Major Dutch Schaefer muss er ordentlich einstecken, was zu Lachsalven führt, auch wegen seiner sensationellen Mimik und Gestik, aber er lässt den Nimbus des Helden hochleben.

PREDATOR ist virtuos inszeniert, ein Actionklassiker, der auch 30 Jahre später auf voller Länge überzeugt. Der Dschungel war nie schöner und bedrohlicher, die Spannung auf hohem Niveau. Als die Einheit das erste Mal Kontakt mit dem Gegner aufnimmt und in einer furiosen Sequenz den halben Urwald niedermäht, so herrscht Atemnot vor Begeisterung und Lachen zugleich. Was für eine Szene!

"Wird langsam Zeit, den Ballermann aus dem Sack zu holen!"

Aus Mittelamerika,

Rick Deckard

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