THE IMITATION GAME - Morten Tyldum

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  16. Januar 2019, 10:49  -  #Filme

THE IMITATION GAME - Morten Tyldum

Blog-Sozius Rick Deckard schrieb vor einigen Tagen, dass er keine Lust mehr hat sich von Filmen verarschen zu lassen. Er argumentierte, in seinem Sinne, wegen Zeitverschwendung und auch wegen dem blauen, manierierten Dunst. Und er hat ja recht. Wie immer war ich erst wenig einverstanden mit dieser Aussage, nun aber finde ich mehr und mehr Filme, die das betrifft. Hoffentlich ziehe ich diese nun nicht an wie ein Magnet.

THE IMITATION GAME wollte ich die ganze letzte Zeit nie sehen. Ich hatte irgendwie vermutet, dass dieser Film seinem guten Ruf nicht Stand halten wird. Erzählt wird die Geschichte von Alan Turing der die legendäre Verschlüsselungsmaschine „Enigma“ der Nazis knackte. Die angelegte Rolle von Turing, gespielt von dem wie immer sehr gut agierenden Benedict Cumberbatch, ist eine wandelnde Klischeebombe: Multiplizieren Sie einfach Rusell Crowe (John Nash – A BEAUTIFUL MIND) mit GOOD WILL HUNTING’s, Matt Damon (1998), nehmen meinetwegen Dev Patel aus DIE POESIE DES UNENDLICHEN hinzu und errechnen PI von 1998 von Darren Aronofsky und Sie erhalten eine filmische Konstante, die irgendwann einmal ansatzweise funktionierte, nun aber anderen filmischen Wahrheiten unterliegt.

Peinlich ist da zunächst die Art und Weise, wie Turings Homosexualität inszeniert wird. Das ist wirklich nicht zeitgemäß! Und im Zusammenspiel mit der Frage nach dem agieren der anderen Charaktere gegen Turing und der unfassbar peinlichen Darbietung von Keira Knightley, ist die Frage berechtigt, ob der Zuschauer hier nicht tatsächlich für dumm verkauft wird. Und das in einem Film der von Intelligenz handelt.

Ich bin nicht sehr vertraut mit der Geschichte des echten Alan Turing. Aber ein leicht oberflächlicher Einblick macht schnell klar, dass die Leidensgeschichte des Mannes (immer hin wurde er grauenhafter Weise einer chemischen Kastration unterwiesen) auch auf die Homophobie seiner damaligen und wahrscheinlich auch heutigen Umwelt zurück zu führen ist und dann ist THE IMITATION GAME doch einfach nur ein Film der impertinent blendet und Oscars haben wollte.

Humanismus ist nicht verhandelbar! Ich wiederhole mich d. b. gerne, das gilt auch für Filme, die sich verlogen mit diesen Themen auseinandersetzen und Petitionen mit Promotionen verwechseln. Diese bittere persönliche Aussage von mir bezieht sich auf eine Kampagne gegen schwulenfeindliche Gesetzte des Vereinigten Königreichs (was gut ist), die aber merkwürdiger Weise stark im Einklang mit der Berichterstattung der Oscar-Verleihung stattfand (was auch gut ist, wenn es einen Effekt hat, was aber schlecht ist, wenn es nur ein wenig nachhaltiger PR-Effekt ist).

Oh ja, und nun könnte ich mich rein winden in das Thema, wie unwahrhaftig und unklar, hier eine menschliche Tragödie dargestellt wird. Der Weg von einem selbstverliebten Schnösel mit Makeln überleitend zur Verständnisphase des Zuschauers und der Tatsache, dass der Mann ja eigentlich ein einsamer Außenseiter ist, endend zu einem geläuterten Genie und schließend mit einem weiteren Opfer seiner Selbst oder der Gesellschaft. Und hier stoßen wir auf das zweite Manko des Filmes: Aufgrund der Vielzahl von Genrekreuzungen und einem überforderten Regisseur, verpasst es THE IMITATION GAME eine kritische Stellung einzunehmen, die Schlüssig ist.

Was bleibt ist der schöne traurig, klassische und melodiöse Score von Alexandre Desplate und dem ewigen Stallgeruch des Anwesens Downton Abbey, welches gleich um die Ecke liegen könnte. Doch belassen wir es nun und schauen doch noch mal in Ron Howard’s A BEAUTIFUL MIND rein, bevor wir endgültigen den Filmcode knacken….

Verfasser einer weiteren Geheimschrift

Alan Lomax

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