Djeuhdjoah & Lieutenant Nicholson – Remets t’es qui (2015)?

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  7. November 2018, 15:02  -  #674.fm, #Elektronische Musik, #Populäre Musik

Djeuhdjoah & Lieutenant Nicholson – Remets t’es qui (2015)?

Diese Schallplatte macht glücklich. Die Musik zu beschreiben fällt leicht: Das Afropéan (!)-Duo DJEUHDJOAH & LIEUTENANT NICHOLSON betört den geneigten Zuhörer mit einer Mischung aus elektronischer Tanzmusik, Afrikanischen Beats, französischem Chanson und fundamentalen Jazzmomenten.

Wir schreiben das Jahr 2015, die Platte wird vom französischen Label HOT CASA RECORDs veröffentlicht. Gegründet wurde diese bemerkenswerte Plattenfirma von den beiden DJs JULIEN LEBRUN und DJAMEL HAMMADI aka. DJ AFROBRAZILERO, auch mit der Idee vergessene Werke neu auf Platte herauszubringen. Im Fokus stehen dabei Resissues afrikanischer Musiker aus den 70ziger Jahre und kontextuelle temporäre Musik, wie z. B. dem tollen Tongo-/Frankreich-Tanz-Rausch von VAUDOU GAME und dem Album KIDAYU. Um dem ganzen einen passenden Deckel aufzusetzen könnte man auch sagen, dass JULIEN LEBRUN der französische GILLES PETERSON des Afro-Souls ist.

Hält man das Album REMETS T’ES QUI? in der Hand, zweifelt man kaum an Liebhaberei des Labels. Die Scheibe kommt zwar konventionell aber auch schon fast deflationierend im schwarzen Vinyl, aber dafür mit einem TIP-ON-SLEEVE daher.

Ich persönlich finde das viel toller als z. B. ein buntes Vinyl. Denn Tip-On-Sleeve bedeutet, dass der Druck auf das Cover direkt erfolgt. Diese Verpackungsoption mit Direktaufdruck funktioniert nur auf sehr dicken gewellten Karton, was bedeutet das die Hülle eine schöne Anmutung bekommt und zwischen den ganzen Hochglanzdigital Fotohüllen auf 160 Gramm Papier auch im Regal aufgereiht den Eindruck eines alten hochwertigen Buches aus dem 18. Jahrhundert in der Erstauflage bekommt.

Hach, es macht einfach Spaß diese Scheiben zu diggen. In diesem Goldrausch findet man natürlich nicht immer so eine Unze wie diese. Der kulturelle Diskurs Afrika ist zu reichhaltig und auch viel zu wenig beschrieben, als dass man direkt von Denkmälern sprechen könnte. Ein anderes Thema…

DJEUHDJOAH und LIEUTENANT NICHOLSON haben den Kontinent längst hinter sich gelassen und kooperieren seit Jahren Live und im Studio in Frankreich. Und hier ist dann auch gleich die Besonderheit des Albums anzumerken. Der Style der beiden ist zwar charmant Retro, aber eben auch konsequent tanzbar und at the edge of coolness. MC SOLAAR muss hier genannt werden, für den oder die Hörer, die BILAL und die YOUNG DISCIPLES bisher nicht kannten.

Mehrstimmig

Alan Lomax

 

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