OZARK (Netflix) - Staffel 1

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  15. Oktober 2018, 18:02  -  #Fernsehen

OZARK (Netflix) - Staffel 1

Da haben es wieder, das Prachtstück US-Amerikanischer Unterhaltung: Die Familie. Was haben doch Regisseure und Drehbuchautoren für eine Freude daran, diese zweckdienliche Gemeinschaft von Menschen in all ihren Facetten zu sezieren und zu analysieren. Es ist nicht verwunderlich, denn die Familie bietet ein solides Fundament, von dem aus sich wunderbar Geschichten erzählen lassen.

So auch in der fabelhaften ersten Staffel von OZARK. Ein Finanzmakler gerät in höchste Not, wenn er nicht in der Lage ist das Geld eines Drogenkartells zu waschen, für das er bereits lange Jahre arbeitet. Das prekäre an der Situation: Ein Freund hat den Auftraggeber bestohlen, was der ganz und gar nicht komisch findet und:

Der Finanzmakler ist ein fürsorglicher Familienvater!

Alle Dämme drohen nun zu brechen. Und genau darum geht es: Es geht ein Bruch durch die heiligste aller amerikanischen Institutionen und ob dieser Bruch in der Folge weiter auseinander klafft oder die Mitglieder dieser Zweckgemeinschaft es schaffen ihn zu kitten, das ist der Kern von OZARK. 

Natürlich ist das alles nicht neu, aber das faszinierende an dieser Serie ist der Hauptdarsteller. Ein Spießer mutiert aus Gier zum Kriminellen, weil er das ganze als eine Art Wirtschaftsunternehmen betrachtet und weniger als Leid stiftende Kriminalität. Dieses Ansinnen der Autoren schimmert wiederholt in vielen Dialogen durch.

Es ist ein Alptraum, den die Familie durchleiden muss: Aus dem schicken und mondänen Chicago muss sie nach Missouri ziehen, in die Nähe einer verschlungenen Seenlandschaft genannt Ozark. Diese bietet ein traumhaftes Naturidyll, deren Reiz sich aber keineswegs für die beiden Kinder erschließt, leben sie doch in Gedanken in einer Großstadt mit all ihren Freunden und technischen Errungenschaften, die das Leben der Teenager so lebenswert machen.

​​​​​​​OZARK ist eine der wenigen Serien, die mich fast zum Binge-Viewing verleitet hätte. Das liegt daran, dass der Hauptdarsteller mit jeder Folge immer tiefer in den Schlamassel gezogen wird, die Handlung immer verzwickter wird und die Gefahren nicht gerade weniger. Wie man aus anderen - erstklassigen - Serien weiß, sind Mitglieder eines Drogen-Kartells nicht gerade freundliche und friedliebende Zeitgenossen ... . 

Immer wieder fühlt man sich an das Brad Pitt Zitat aus einem anderen Film erinnert: "America is not a country, it's business!" Genau das ist die Maxime. Egal ob Amerikaner oder Mexikaner, Gut oder Böse, Arm oder Reich, Redneck oder Hillbilly: GELD hält sie alle zusammen und wer den besten Deal und das beste Angebot zu unterbreiten hat, der bekommt den Zuschlag! Das Geschäft geht über alles, über fast alles. 

​​​​​​​Faszinierend sind fast alle Charaktere, die wunderbar ausgeleuchtet werden und alle genügend Zeit bekommen sich zu entfalten. Auch das ist ein großer Reiz der ersten Staffel. Es gibt Gewinner, Verlierer, Pazifisten, Drogenabhängige, Perverse, Irre, Homo- und Heterosexuelle, gewalttätige Farmer, Opportunisten, Drogendealer,  Lehrer, Schüler, etc. es gibt nur eines nicht: Einen normalen Menschen. Den gibt es in Wahrheit nämlich nicht, sondern die Aufzählung davor, das ist das Spektrum der Normalität.

OZARK verzichtet auf Mätzchen und schreitet schnurgerade von der ersten bis zur letzten Folge voran. Das ganze nimmt phasenweise surreale Züge an, hier und dort eskaliert die Gewalt, die Kinder nerven maximal und dem liebevollen, aber gierigen Familienvater läuft die Zeit davon ... .

Aus einem Mohnfeld,

Rick Deckard

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