BARRY SEAL: ONLY IN AMERICA

von Rick Deckard  -  16. Januar 2018, 12:36  -  #Filme

BARRY SEAL: ONLY IN AMERICA

Ein Film, der nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat. Vor 2 Tagen gesehen und noch immer lässt er mich nicht los. Das merkwürdige dabei ist, dass ich den Grund dafür nicht erkenne. Immer mehr verdichtet sich jedoch der Gedanke, dass BARRY SEAL in seiner Machart sehr den Filmen ähnelt, mit denen ich aufgewachsen bin.

Tom Cruise spielt einen Piloten der Linienflugzeuge in den 70er Jahren fliegt und eines Tages von einem Mitarbeiter der CIA angesprochen wird, ob er nicht aussteigen und für sie arbeiten wolle. Der verdutzte Seal nimmt den Auftrag aus Abenteuerlust an, sehr zum Mißfallen seiner Frau. Während er seine Aufträge ausführt, wird das berüchtigte Medellin Kartell auf ihn aufmerksam. Von da an arbeitet er zweigleisig, was zu jeder Menge Verwicklungen führt. 

Barry Seal hat es in Wirklichkeit gegeben und der Film basiert auf realen Begebenheiten. Am Ende verwundert es einen, dass sein Leben nicht längst verfilmt wurde! Seal stieg in den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu einem der erfolgreichsten Drogenschmuggler der Welt auf.

Das faszinierende an dem Film sind die Verflechtungen von Politik, Geheimdiensttätigkeit und Kapitalismus, die so absurd sind, dass man es kaum glauben mag. Er liefert einen mehr oder minder realistischen Blick hinter die Kulissen dieser Ära, in denen die Vereinigten Staaten mit Ronald Reagan an der Spitze ihren Kampf gegen die Kommunisten in Mittelamerika führten, Drogenbarone nach neuen Vertriebswegen für "ihr Produkt" suchten und jeder, der schlau genug war die Lücken zu erkennen, daraus einen gewaltigen Profit machen konnte.

Liest man die Rezensionen zu dem neuen Film von Doug Liman (Die Bourne Identität, Edge of Tomorrow), so fällt immer wieder das Wort "Leichtigkeit" im Zusammenhang mit der Inszenierung. Und tatsächlich: Unglaublich, wie leichtfüssig, diese im Grunde dramatische und tragikomische Geschichte erzählt wird. Großen Anteil daran hat ohne Zweifel der Hauptdarsteller Tom Cruise, der als Sonnyboy mit Sonnenbrille den Hauptdarsteller mit viel Charme und Humor verkörpert. Man muss sich das vor Augen halten: Zu dieser Zeit tobte der kalte Krieg, die Contras wurden gegen die Sandinisten in Nicaragua mobilisiert und Amerika wurde von Drogen überschwemmt. Diesen geschichtlichen (dramatischen) Hintergrund nehmen die Macher als Ausgangspunkt, um über das Leben eines Mannes zu berichten, dessen Biografie in Teilen wahnwitzig anmutet. Und das beste dabei ist: Es gelingt.

Je mehr ich darüber nachdenke und schreibe, desto klarer wird es: BARRY SEAL überzeugt deswegen, weil er eines vermag, was heute kaum noch im Kino möglich erscheint: Er unterhält!

Unterhaltung, gerade im Kino, ist eine grosse Kunst. Den Zuschauer 2 Stunden bei Laune zu halten und die Welt um ihn herum vergessen zu machen klingt leicht, ist es aber nicht. Der Film schafft es, auch durch seinen visuellen Stil, den Zuschauer tief in die diese Zeit eintauchen zu lassen, als wäre er selbst dabei. Mit perfektem Tempo wird die Handlung vorangetrieben und BARRY SEAL liefert als Draufgänger und Schlitzohr eine ideale Projektionsfläche für Träume.

Der Soundtrack ist erstklassig (u.a. Allman Brothers, Townes van Zandt, Walter Murphy, Talking Heads etc.).

Der Originaltitel des Films AMERICAN MADE kommt der Essenz der Handlung viel näher als die Übersetzung.

Der Film könnte das Zeug zu einem Klassiker haben!

Aus einer zweimotorigen,

Rick Deckard

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