2017 Kulturpoll by Alan Lomax – Das BESTE
Noch schwieriger als bei der Musik und darüber hinaus, was den Schweinehund angeht (sehen Sie meinen Beitrag vom 14.12.2017, ist die Idee der Bereitstellung einer Liste zum Thema FILM. Ich begebe mich hier nicht nur in Selbstzweifel über den Sinn der Liste, als solche oder in der Außenwirkung auf Andere, sondern werde zudem noch in das enge Fahrwasser mit dem Fregattenkapitän und Segler auf allen Weltmeeren Rick Deckard.
Deckard, wohl bekannt als zäher Hund und ebensolcher kritischer Beobachter, mit eigener Meinung, die zu emotionalen Diskussionen auf allen Kommunikationskanälen führen kann, könnten mich hier zerreißen.
Aber der derb lustige, comichafte und damit völlig gelungene neue SPIDER-MAN Film: HOMECOMING hat mich dazu motiviert, dass Kino doch zu bewerten.
Denn wissen Sie es ist so: Es fing an als kleiner Steppke und wenn ich manchmal krank war war ich meiner Mama wirklich dankbar weil sie die Dinge überblickte und wissen zu schien bei Grippe braucht der Junge keine Aspirin Sie kaufte keine Medizin, sie kannte ihren Kleinen, denn zur Besserung gab's 'n Heft von Spiderman Nichts half besser, nichts hatte ich lieber Der Typ ist so cool, der hilft sogar gegen Fieber Bereit zum abtauchen, alles startklar weil Peter Parker als Spiderman so stark war Hier kannte ich wirklich alles, jeden Freund, jeden Feind Und als Mary Jane sich trennte, hat er bei mir geweint Wir waren das Superheldenteam, gegen das die anderen verblassten. Die Bösen kamen in' Knast Wofür sie uns hassten denn in der Stadt, die unter seinem Fenster lag ging es Nacht für Nacht auf Gangsterjagd Spiderman und ich auf'm Zug durch die Gemeinde Vier Hände, vier Füße, wie die Spinne acht Beine (Danke Fettes Brot)
Und es ist so, dass ich das Marvel Cinematic Universe und den sog. Franchise Film ablehne. Ständig muss man am Ball bleiben und darf nichts übersehen. Details werden übersteigert, Übergänge sind scheinbar mühelos. Und ich muss mich selbst kürzen. Die Musik, die Leidenschaft zu schönen Dingen, die Liebe zum Kino und zur Fernsehserie. Da bleiben Comics und der Jazz leider außen vor. Alles geht nicht. Und `ne Familie habe ich auch noch und einen Fussballverein muss ich auch noch supporten.
Desto schöner die Erfahrung des Blockbusters von Jon Watts. Endlich mal wieder einen tollen Comicfilm zu sehen, der auch ohne das notwendige Nerdwissen auskommt. Und dazu das allerschönste. Im eigentlichen tiefen Sinne, ist es das, was Pirat Deckard uns vorwirft, nämlich, dass die Zeiten der alten Helden vorbei sind und wir nicht mehr mithalten können.
Jon Watts also. Der Typ hat den Dreh raus. Kommt aber nicht in die Liste der Filme des Jahres. So far und anyway. Hier und jetzt. ALAN LOMAX proudly presents die 5 besten Filme!( …die er 2017 gesehen hat; alles hier bei www.lomax-deckard.de nachzulesen):
- AMOUR – Michael Haneke
Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Film in den nächsten stark präsent bleibt bei mir. AMOUR ist ein außergewöhnlicher Film der alle Regeln der perfekten Inszenierung einhält und die Geschichte der Liebe und des Todes, durch darstellerische Kraft der Schauspieler und Menschlichkeit auf ein unerreichtes Level hebt.
- THE GIRL ON THE TRAIN – Tate Taylor
Der Film ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Im April hatte ich noch gedacht, dass es einer dieser Streifen ist, die man wieder vergisst. Aber die Bilder sind bleibend gewesen. Ich habe mir den Streifen am Wochenende ein zweites Mal angesehen und habe mich entschieden: Tate Taylor hat sich nicht mit dem Bestellerstoff verhoben, denn alleine die famose Performance von Emily Blunt und das gesamte sehr beängstigende Szenario ist teilweise körperlich. Wenn man den Film nachts alleine im Bett schaut, schaltet man einige Male das Licht an, um sich eine Übersicht im Zimmer zu verschaffen. Und fährt man Bahn, lauert alles außerhalb des Fensters auf einmal als Unheil.
- HELL OR HIGH WATER – David Mackenzie
Wer mich und Fährmaster Deckard kennt, würde uns diesen Film empfehlen. Und wenn wir ihn uns noch immer nicht angesehen hätten, würde derjenige mit dem Kopf schütteln. Die Struktur, die Linie, die Schauspieler, die texanische Weite, der Nick Cave Soundtrack (der wie immer besser Filmmusik macht, als Songs!) und das Erzähltempo. Jeff Bridges Stilistik. Bärenstark. Ein Fundament. Ein Film von brachialer epischer Weite
- GOLD – Stephan Gaghan
Zunächst: Matthew McCounaughey ist der beste Hauptdarsteller in einem Film in diesem Jahr gewesen. Die Jahre zuvor auch. Aber in GOLD übertrifft er seine Kollegen bei weitem. Er spielt den sowieso immer schlecht agierenden Edgar Ramirez an die Wand und packt einen mit jedem seiner Bewegungen. McCounnaughy unterstreicht mit jeder Geste und jedem Gesicht seine Genialität als Schauspieler. Dies ist der Grund für Platz 4! Die Rolle ist bleibende, der Film ein Abenteuerfilm der so glänzt wie er heißt!
- ARRIVAL und ENEMY – Denis Villeneuve
Ich mache mir die Welt wie sie mir gefällt. ARRIVAL habe ich im letzten Jahr gesehen, kürzlich zum zweiten Mal und ENEMY in diesem Jahr bereits vier Mal! Weiterhin bin ich schon fast vernarrt in die Bilder des Kanadiers. BLADE RUNNER werde ich mir nicht ansehen! Aber alle anderen Villeneuve Film schon. Das Skript ist einfach zu langweilig. War es immer schon! Ist auch nicht notwendig, drüber zu diskutieren. Aber Villeneuve als den größten lebenden Regisseur zu bezeichnen schon. Ich habe mir eine ebenso stringente Meinung zu David Fincher gebildet in diesem Jahr. Den ich ebenso für den größten lebenden Regisseur bezeichne. Ebenso wie Frau Coppola und Alexander Payne! Na und? Dann gibt es halt mehr davon! Einige habe ich ja auch vergessen. Und es gilt: Diese fünf Filme sind für mich die Essenz zum weiteren Verderb der Ware Hollywood.
Aus Babelsberg
Alan Lomax