Road To Perdition – Sam Mendes

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  23. Mai 2016, 18:03  -  #Filme

Road To Perdition – Sam Mendes

Bevor Mendes den Vorsitz der James Bond Gesellschaft übernahm, war er ein ambitionierter Filmemacher. Zum Ende des letzten Jahrtausends stellt er uns mit AMERICAN BEAUTY einen echten, zeitlosen Klassiker zur Verfügung und folgte 3 Jahre später mit dem atemberaubenden Drama ROAD TO PERDITION.

Nach der Neusichtung des Filmes, fast 12 Jahre später, ist der erste Gedanke den ich habe, was das für ein schöner Film ist. Die meisterlich, und an Mario Puzzo und gleichzeitig an Ciminos Heaven Gate erinnernde Anfangssequenz die während einer Totenwache in der Villa des Syndikatbosses John Rooney (Paul Newman’s letzte Rolle) stattfindet, erzählte Geschichte, haut einen in der ersten Stunde förmlich vom Sofa bzw. vom imaginären Kinostuhl. Hier erinnert alles an allerbeste Leone, Cimino und Coppolla Momente. Bis hin zur famosen Tanzsequenz, die wen man auch nur eine kleine Ahnung von großen Filmsequenzen hat, sofort im ewigen Gedächtnis aller gesehen Filme bleibt.

Der Rest des Filmes ist wiederum eine Odyssee, eine Reise. Vater und Sohn lernen sich kennen, werden gejagt und müssen einige Abenteuer bestehen, bevor die Straße nach Perdition beendet ist und die Geschichte, die hier nicht nacherzählte werden will, kongenial beendet wird.

Ich habe nun in wenigen Tagen einige große Filme (Bridge of Spies, Zodiac, The Revenant) gesehen, die sich nachhaltig und erneut durch grandios gefilmte  Bilder und toll erzählten Geschichten in meinem Herz manifestiert haben. 

Genau sicher bin ich mir noch, aber ich glaube, letztendlich hat der nächste Schritt und der Weg zum Anspruch des perfekten Filmes auch etwas mit einer Affinität für ein bestimmtes Genre zu tun. Natürlich bin ich als größter Hitchcock Fan dem Thriller verpflichtet und als noch größerer Sergio Leone Fan dem Western verhaftet, aber letztendlich ist es doch die Gangsterballade, die mich immer wieder richtig fesselt und ja, ich gebe es letztendlich zu, auch eine tränenreiche Beziehungsgeschichte zwischen zwei Menschen. Egal, ob das nun Mann und Frau ist oder eben die hier zu Herzen gehende Geschichte zwischen Vater und Sohn.

Road To Perdition hat das Zeug meine derzeitige 10 TOP-Film-Liste zu sprengen. Die Zerrissenheit der Vaterfigur(en), das Leid, die erneut famose Darstellung von Tom Hanks und die ruhige, atmosphärisch jederzeit sinnvolle Erzählweise des Filmes ist einfach alles was ich von einem zeitlosen Klassiker erwarte.

Derzeit sind Rick Deckard und ich scheinbar auf der Suche nach neuen Erklärungen dafür, warum ein Film uns trifft oder nicht. Schön bei diesen Neuüberlegungen ist der beidseitig verkrampfte Versuch, Filme von einem anderen Standpunkt auszusehen bzw. zu verstehen.

Wenn man so viel über Filme geschrieben hat wie wir zwei (und das ist nicht nur auf diesem blog nachzulesen, sondern müsste auch in den Email- und Festplattenarchiven unserer Pre-Blog-Zeit zu finden sein), muss sich zwangsweise mal etwas ändern. Welche Filme wir lieben und welche uns erneut begeistern steht quasi festgeschrieben. Überraschungen gibt es selten, vielleicht mal unterschiedliche Sichtweisen. Aber im Prinzip ist es doch die ständig gleiche Suche. Und da wir beide nicht dazu neigen und selbst zu langweilen, müssen wir anfangen, detailverliebter zu werden und Zusammenhänge besser erkennen! Vielleicht auch Verbindungen, denn meist gibt es doch immer eine finale Erklärung dafür, warum einen selbst, ein Film etwas mehr bewegt als den anderen.

Bei Road To Perdition gibt es somit, aus meiner Sicht zwei Ansätze für mich! Denn neben der Vater-Sohn-Beziehung und der atemberaubenden Schönheit des Filmes, ist es tatsächlich die Anmutung und der Geruch der Klassik der diesen Streifen durchströmt. Und vielleicht ist es der Kameramann Conrad L. Hall der bei diesem Sam Mendes erneut gefilmt hat, aber auch eine lange, lange Vitae von Filmen begleitet hat, die Deckard und mich beim imaginären Quartettspiel Flügel wachsen lassen:

Auszug: 1966 The Professionals / In Cold Blood 1967 / Cool Hand Luke 1967 / Butch Cassidey and The Sundance Kid 1969 / The Marathon Man 1976 / Class Action 1991 

Es kann kein Zufall sein, dass insbesondere bei diesem Film ein Hauch voller Nostalgie und der goldene Ära des NEW HOLLYWOOD Kinos liegt. 

Denn sind wir doch ehrlich, es ist doch diese Ästhetik, die uns fast immer anspricht und eigentlich immer funktioniert.

Und vielleicht ist es etwas mühsam diesen Vergleich zu bemühen, aber die derzeitige Krise und Veränderung in der Filmindustrie ist ähnlich angelegt wie damals. Ob es nun eine Anti-Establishment-Haltung der Akteure in Hollywood gibt, glaube ich allerdings nicht. Aber an eine grundlegende Erneuerung schon! Und das kann nur gelingen, wenn man sich auf seine Helden bezieht. Sam Mendes, Tom Hanks, Paul Newmann, Thomas Newman (was für ein Score  für diesen Film, unfassbar angreifend an die Tränendrüse, siehe auch weiter unten) und Conrad L. Hall. Meine Güte!

Und dann natürlich das Kennenlernen von Mendes und Daniel Craig, der in Road To Perdition, den etwas benebelten echten Sohn von John Rooney spielt usw. In dem Streifen gibt es viel zu entdecken. Zudem, zudem...

Aus einem sehr hellen, weißen, leeren Wohnzimmer am Strand des Lake Michigan! Lebend!

Alan Lomax

 
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