Goldfrapp - Tales Of Us
Eigentlich sollte man nicht so anfangen, ich tue es trotzdem: Ich war schon immer Fan elektronischer Musik.
Das Jahr 2000 war ein besonderes. In einer Mittelklasse Bar in einer norddeutschen Kleinstadt spielte mir ein Kollege ohne Nennung des Namen der Band ein Stück vor. Der Überraschungseffekt gelang und setzte eine Lawine in Gang. PoP became popular.
Popmusik war für mich abseits der (Mainstream) Charts vollständiges Neuland zu dieser Zeit. Dass hier eine Band PoP, Elektronik und klassische Filmmusik miteinander fusionierte war schlicht faszinierend. Ich traute meinen Ohren kaum: Morricone und Barry abseits der Leinwand!
Felt Mountain ist nach wie vor ein persönlicher Meilenstein der PoP Musik, ein Meisterwerk.
Es ist wie immer. Gelingt auf Anhieb ein solch imposantes Debüt, kann in der Folge alles nur noch Mittelmaß sein. Siehe Peter O' Toole und Lawrence Of Arabia. Das stimmt natürlich nicht, nur: Die Erwartungshaltung ist stets zu gross und Vergleiche hinken, immer.
Die Motivation nach all den Jahren das neue Album von Goldfrapp zu kaufen ist ein Klassiker:
Was machen eigentlich ... Alison Goldfrapp und Will Gregory?
Immer noch Musik ... und gute dazu. Tales Of Us lebt natürlich weiterhin von der betörenden und sirenenhaften Stimme der Sängerin. Minimalismus ist Programm: Akustische Gitarre, Klavier, Keyboards. Zur Dekoration des Cocktails noch ein paar Streicherarragements. Mehr braucht es nicht um ein ganzes Album zu füllen.
Die Stimmung ist entrückt, fern dem Alltag, lädt ein zum Träumen. Melancholie, aber nicht drückend und erstickend. Im Gegenteil: Luftig leicht kommt sie daher. Dunkelgrau nicht schwarz.
Passt vielleicht nicht ganz zur sonnigen Jahreszeit, im Herbst und Winter jedoch, spät in der Nacht gespielt dürfte das Album zu einem Klassiker avancieren.
Die Deluxe Edition ist klasse: Zusätzlich zu den Songs gibt es 5 Videos und auf CD II 10 Live Versionen populärer Songs.
Rick Deckard