True Grit - Joel & Ethan Coen

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  26. Juni 2011, 10:10  -  #Filme

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Bereits im letzten Jahr schrieb Deckard eine Vorankündigung zu dem Film der Coen-Brother, die auf Basis des gesehen Trailers, einiges an Euphorie freisetzte:

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Die Erwartungshaltung war hoch und in den folgenden Kommentarzeilen ließ er sich sogar noch zu folgenden Zeilen hinreissen:

Der Wunsch nach Freiheit, der Kampf Mann gegen Mann und das Recht des Stärkeren mit dem Faustrecht der Prärie. Im Ernst: es ist der ewige Wunsch nach dem Einklang mit der Natur, Ruhe, Weite und sich besinnen auf das was im Leben wichtig ist. Es ist der Wunsch nach Abenteuer, Gefahren und Entdeckungen. Alles das, was wir in einer Welt der Mp3 Player, Konsumüberfluss, Angst, Reizüberflutung und unendlichem Trash nicht mehr haben. Mr. Lomax, auch wenn es sehr romantisiert ist: Sie werden von den ersten Lichtstrahlen geweckt, entledigen Ihr Geschäft mit 4-lägigen Blättern extra-grob in der Prärie, bereiten sich einen erstklassigen Kaffee, streicheln ihr Pferd, haben keine Termine, werden nicht beschallt, sehen in die Weite hinaus, wie der Tag sich aus der Dunkelheit schält, schnallen den Colt um die Hüften, schieben die Winchester in das Holster am Sattel, steigen auf und reiten in die Weite ... . Kein mobiles Telefon, keine Ampeln, keine Menschen um sich herum. Sie schnuppern den Duft der Natur und atmen tief ein. Keiner drängt Sie, keiner ist da um sie zu ärgern. Nur die unendliche Natur, Ihr Pferd und Sie. 
Das ist die Sehnsucht, die Western immer wieder, vollkommen losgelöst von der Handlung, an die Oberfläche holen. Es ist der Wunsch des Menschen in einer Welt zu leben, die noch ursprünglich ist, vielleicht Archaik im umgangssprachlichen Sinn.
Sehen Sie sich mit diesen Worten im Sinn den Trailer nochmals an. Habe ich auch getan.
Damit hatte er bereits alles gesagt und der großartige Film True Grit erfüllt genau diese Wünsche und die Weisicht Deckards, der diesmal anders wie sonst, den Filmemachern getraut hat. Zu recht!
Ethan und Joel haben sich mit Scheuklappen auf diesen klassischen Stoff konzentriert und das gemacht was wir genauso SO lieben: Einen klassischen Western! Dabei sind sie der kulturellen Entwicklung des Genres nachgegangen und haben sich bei der künstlerischen Umsetzung für die einzige richtige Entscheidung entschieden: Eine ehrlichen Film zu machen, der die sich aufs wesentliche konzentriert. Siehe oben, Deckards perfekte Umschreibung. Dabei auf das gesetzt, was einen sehr guten Western immer zu einem sehr, sehr guten Western gemacht hat: Glaubwürdige Schauspieler, die einen scheinbar Charakter, tiefe geben können: Allen voran Hailee Steinfeld, die man für ihre harte und forsche Gangart einfach lieben muss, insbesondere weil sie dem Mädchen Mattie Ross, mit so viel Humor ausstattet. Gefolgt natürlich von Jeff Bridges, der den Reuben "Rooster" Cogburn nicht spielt, sondern der Rolle wiedermal soviel Ehrlichkeit verleiht, dass man glaubt, die Coens hätten einen Weg gefunden, so einen Haudegen aus irgendeinem Grab in Texas zu reanimieren. Matt Damon glänzt das erste Mal in seiner Laufbahn golden und spielt hier mit sanfter Überzeichnung, mit viel Herz und (tja man muss es so sagen) Können den etwas debilen LaBoeuf. Mindestens fünf Vorhänge und zig "Bravos" dann für die Schurken, die ziemlich unkenntlich gemacht von dem übermässigen Josh Brolin und dem ewig unterschätzten Barry Pepper gespielt werden.
Als ich den Film gestern gesehen habe, habe ich mich daran erinnert, wie sehr und warum ich das Kino einmal so sehr geliebt habe! Aufgrund solcher Filme!
Bei Wikipedia habe ich gerade eine kurz Kritik des Bayerischen Rundfunks gelesen, die schreiben: 
True Grit ist für manche Zuschauer gewiss schwierige Kinokost. Schwierig, da der Film in seiner Grundaussage und Erzählstruktur nicht immer greifbar erscheint. Doch ob nun als historisches Gemälde des amerikanischen Westens oder ungewöhnliche Rachegeschichte, Joel und Ethan Coen ist mit True Grit ein durch und durch faszinierender, unterhaltsamer und vor allem visuell beeindruckender Film gelungen.“
Und da muss ich mal den ermahnenden Zeigefinger erheben: Wenn es Filmkritiker gibt die so etwas schreiben, muss man denken, dass es ein Kartell gibt, welches das Kino unbedingt kaputt machen will. Wenn das schwierige Kinokost ist und eine nicht immer greifbare Erzählstruktur darstellt, dann ist es tatsächlich soweit: Nämlich das entweder auch die "alten" Kritiker aufgegeben haben oder eine "neue" Generation am Start ist, die vom Kino, von Erzählstrukturen und von klassischen Stoffen längst keine Ahnung mehr hat. Es ist schlimm, ärgerlich und es muss bekämpft werden, dass ein solch ungeheuer schöner Film, missachtet wird und mit den Dämonen "schwierige Kinokost" versehen wird, obwohl wir es hier mit der Ursuppe der Erzählkunst der großen Zeiten und großen Regisseure zu tun haben . Denn wahrscheinlich haben wir es hier mit den letzten authentischen Atemzüge einer großen aussterbenden Kunst zu tun. Unbedingt ansehen, Prädikat besonders wertvoll, ein Relikt, ja in dem von Deckard geschriebenen Konsens und in meinem Kontext des aussterbenden Kinos, für wahr ein Meilenstein, wenn man dieses Wort auch als aussterbend betrachtet! Leider...
Alan Lomax

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