The Soundtrack of our Lives - Köln Luxor 26.04.2011
Die Wortwahl wird eng, da mir kaum noch Superlativen zu der "besten Band der Welt" einfallen. Wir haben die doch so ultimative Beschreibung mal vor einigen Jahren gewählt, weil sie der bestmöglichen beschreibenden Wahrheit entspricht.
The Soundtrack of our Lives sind so etwas wie das gute Gewissen des weltlichen, zeitgenössischen und zukünftigen Rock'n'Roll. Was auch daran liegt, dass sich dieses Genre musikalisch wohl kaum noch neu erfindet. Berücksichtigt man also alle Platten der Schweden inkl. der Vorgängerband Union Carbide Productions, nimmt die musikalische Substanz, das handwerkliche Können von über 20 Jahren großartiger Liveunterhaltung, den wohl charismatischsten Frontmann der Welt Ebbot Lundberg und eine famose Musikertruppe um die Köpfe des Gitarristen und Mitbegründers Ian Person und dem musikalischsten Skandinavier der Welt Martin Hederos, zusätzlich wunderbare Konzerterlebnisse, zwischen Pathos, Betrunkenheit und immer wieder nicht mehr da geglaubter Energie, ist die Ursuppe "beste Band" angerührt. Natürlich ist das alles sehr persönlich, aber bisher habe ich noch niemanden gesehen, der neu dabei war und der anschliessend nicht als veränderter Mensch, den Konzertsaal verlassen hat.
So auch gestern im Luxor. Ebbot und seine Mannen sind angetreten um so etwas wie den Zwischenstand der bisherigen Arbeit zu präsentieren. Somit ist auch vor kurzem das erste "Beste Album" erschienen. "Golden Greats No.1", das Konzert hat den selbstkritischen Titel: "Introducing for Dummies". Einfach um einen Zwischenstand zu präsentieren und frühzeitig dafür zu sorgen, dass der Nachwuchs der Hörerschaft kommt, um dann da weiter zu machen, wo man aufgehört hat. Das neue Album erscheint dann auch direkt im Spätsommer.
Neuere Songs konnte man gestern nicht hören, dafür einen wunderbaren Ritt durch nunmehr über 15 Jahre Bandhistorie mit allen Hits und (un-)bekannten Klassikern. Hier die Setlist (keine Garantie, da es aus meiner Sicht einige Abweichungen gab, somit war Sick of You nicht Sick of You, sondern der UCP Klassiker "Solution" von der 92'er Platte Swing. Außerdem war das Ende furioser als es mit "Passover" hätte sein können):
1.) Stalker
2.) Still Aging
3.) Firmament (habe ich live noch nie gehört und es war atemberaubend)
4.) Grand Canaria
5.) Broken
6.) Fly (Nick Drake Cover)
7.) Flipside
8.) Sick of You (Solution UCP)
9.) Instant
10.) Bigtime
11.) Thrill me
12.) Second Live
13.) Sister Surround
Encore
14.) Lifeline
15.) Jehova
16.) Saturation
17.) Passover
Encore
Hurt (Nine Inch Nails /Johnny Cash)
Eine alte T.S.o.O.L Tradition ist, dass ich bei den letzten Songs in die erste Reihe gehe, was ich bei anderen Konzerten aufgrund meiner Körpergröße nie tue. Da ich die Menschen hinter mir nicht ärgern möchte. Auch diesmal hat es sich wieder gelohnt. Obwohl Ebbot sich kurzfristig entschied das Luxor zu erkunden und dabei an einer guten Freundin und Mrs. Lomax hingen blieb. Aus der Entfernung sah das sehr lustig aus, bevor er recht gut gelaunt auf die Bühne zurück kam und Martin Hederos ins Ohr flüsterte, dass er nun "Hurt" spielen möchte. Wer jemals Ebbot Lundberg bei einem Konzert gegenüber stand, weiß, was für magische Momente das sind. Das er sich an diese schwierige Nummer wagte, war richtig und auch gelungen. Seine Magie und seine variable, tief, angenehme und interpretationsfähige Stimme haben den Song in eine neue Liga gebracht, nicht zuletzt, weil Martin Hederos der Nummer Harmonien entlockte, die wohl noch nie jemand vorher in diesem Kontext gespielt hatte. Wirklich unvergesslich.
Auch wirklich vergesslich sind T.S.o.O.L nicht. Sie haben viele Erinnerungen an Köln und an gute Menschen. Offensichtlich spielen sie neben Hamburg ja auch am liebsten bei uns. Immer wieder wird an den verstorbenen Freund Rocco Clein erinnert und an ein wohl unvergessliches Erlebnis im gegenüberliegenden Rose Club. Bei dem ich aber immer noch nicht verstanden haben, worum es eigentlich geht.
Bei dem Konzert allerdings habe ich alles verstanden. Insbesondere was es bedeutet, eine Lieblingsband zu haben, die in einem anderen Universum spielt, im Vergleich zu allen anderen vergleichbaren Bands.
Alan Lomax