Sun Kil Moon - Benji

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  7. März 2014, 12:08  -  #Populäre Musik

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In der Tat! Ich bin überrascht! Und zwar darüber, dass mich diese ruhige, unaufgeregte und im Prinzip tausend Mal gehörte Mischung aus Folk und Rock so dermaßen packt, süchtig macht und tief berührt!

Mark Konzelek erfand sein Projekt Sun Kil Moon 2001 und benanntes es nach dem koreanischen Boxer Moon Sung-Kil. Das erste Album „Ghosts Of The Great Highway“ hatte Erfolge in den amerikanischen Collegecharts gefeiert. Das neue Album „Benji“ entwickelt sich langsam und stetig zu einer künstlerischen und kommerziellen Sensation.

Auf „Benji“ beschäftigt sich der ehemalige „Red House Painters“-Sänger fast ausschließlich mit dem Thema Tod!

Das Album fängt direkt mit dem wohl schönsten und wirklich, wirklich herzzerreißenden Song „Carissa“ an. Konzelek besingt hier den Tod seiner Cousine, die bei einem Feuer tragisch ums Leben gekommen. Der Song ist getragen von einer so unfassbar schönen Melodie die im Mittelteil ihren Höhepunkt findet und nur von einem kleinen Mollakkord aufgelöst wird, bevor der Sänger aus San Francisco diese Tiefpunkt weiter als Niederlage verarbeitet, wie ein einsamer Boxer im Ring. Die schonungslose Ehrlichkeit des Songs ist auch ohne englische Textkenntnisse spürbar, was „Carissa“ zu einem der wohl schönsten Lieder der letzten Jahre macht.

Findet man keinen Zugang zu diesem Album, weil es per se extrem traurig, melancholisch und schwermütig ist, so ist das akzeptable und nachvollziehbar. Denn wenn man sich in den Sog dieser Schwermut reinziehen lässt, bleibt kein Auge trocken und man wird in eine Gedankenwelt gezogen, die insbesondere für den bereits kommenden Frühling überhaupt nicht angebracht ist!

Gespannt darf man daher auch auf den Auftritt von Sun Kil Moon beim Haldern Pop 2014 sein. Begräbnisse, Verlustängste und Tod ist für den positiven und meist sonnengefluteten Reitplatz nicht immer das beste Thema. Gleichzeitig muss man aber hoffen, dass Konzelek nicht in das fürchterliche Spiegelzelt verfrachtet wird und somit das Risiko eingegangen wird, dass die wohl beste, weil authentischste Platte des Festivals nicht die richtige Plattform erhält.

„I Can’t Live Without My Mother’s Love“ hat mich dann nach vielen Monaten der persönlichen Trauer tatsächlich abgeholt. Songs darf man nicht suchen, sie finden einen! Ebenso entdeckt man nach und nach weitere Perlen. Der ewig monoton singende, aber zum Schluss des Albums fröhlich werdende Konzelek, bietet Auswege. Und somit ist das überhaupt kein sinisteres Werk über den Tod, sondern über die Hoffnung und die Schönheit des Lebens.

„You gotta love all people, pink, red, black or brown“, sagte Konzeleks Vater, als er als kleiner Junge nach Hause kam, weil er im Kindergarten neben einem Albino sitzen musste. „I Love My Dad“ ist ein weiterer wunderbarer Beweis dafür, dass man verzeihen kann und viel Geduld benötigt um seine Erzeuger zu lieben.

Überraschend dann das Ende! Konzelek will uns nicht in diesem Wust von Gefühlschaos entlassen und bietet mit „Ben’s My Friend“ eine wunderbare Hymne auf die Freundschaft in der es sogar ein Saxophonsolo zu hören gibt, was überrascht, wenn man die Platte das erste Mal durchhört. Neben Ben Fold‘s Freundschaftssong „Late“ für den verstorbenen Freund Elliott Smith, ist diese launige Nummer an den Freund Benjamin Gibbard (Death Cab For Cutie) unbedingt bemerkenswert.

Der Song hört unvermutet auf! Der Film ist aus, die Musik vorbei! Das Leben geht weiter! Diese Platte bleibt…

I watched the Film the Song remains the same!

Für mich ein Meisterwerk der Stille und ein echter Soundtrack für das Leben!

Alan Lomax

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