Precht - ZDF: Zählt immer nur die Quote?

von Rick Deckard  -  7. Oktober 2012, 18:10  -  #Fernsehen

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Der Auslöser, diesen Beitrag zu schreiben, war mal wieder die Sendezeit bestimmter Sendungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Ich freute mich auf die heutige Sendung 'Precht'. Als ich sah, wann diese ausgestrahlt werden wird, traute ich meinen Augen kaum: 00:05 Uhr. Welcher normale Mensch, wenn er nicht gerade im Nachtdienst tätig ist, geschweige denn dann auch noch Zeit hat Fern zu sehen, abgesehen vielleicht noch von Rentnern und Menschen mit Schlafstörungen, schaltet um diese Zeit den Fernseher ein???

Dabei wäre das heutige Thema so wichtig: Freiheit. Precht spricht mit dem Vorstandsvorsitzenden der Springer AG Mathias Döpfner über das Freiheitsmodell.

Beim Fernsehen hat man zwei Möglichkeiten: Einschalten oder es lassen. Dass man mittlerweile nur noch vor diese beiden Alternativen gestellt wird, empfinde ich als bedauernswert, da das Fernsehen zum "wichtigsten" Medium der Menschen geworden ist: Kein Haushalt, kein Ort, an dem keine Flimmerkiste oder Flachbild-Fernseher steht. Das bedeutet, dass die Sender über eine grosse Macht verfügen, nämlich über die, mit Inhalten die Menschen in ihren Wohnungen und Häusern zu erreichen. Das wiederum bietet die Möglichkeit, die Menschen zu informieren. Die Welt, in der wir leben, wird immer komplexer und um sie zu verstehen, bedarf es Aufklärung. Natürlich sollen solche Sendungen nicht von morgens bis tief in die Nacht gesendet werden, das wäre genauso einseitig und langweilig, aber wo und wann nutzt das Medium Fernsehen seine grosse Chance die Bürger zu erreichen? 

Wenn man etwas nicht gesehen hat, dann kann man nicht darüber sprechen, also habe ich es mal getan: ich habe mir gestern tatsächlich "Wetten, dass ..." mit Markus Lanz angesehen. Was hätte ich schönes in diesen Stunden machen können! Menschen sitzen weiterhin um ein Lagerfeuer und reden belangloses Zeug, Punker sind längst im Mainstream angekommen, dort wo sie übrigens eigentlich nie hin wollten, Fussballer mit Ehefrauen, ein Designer, Politiker und Schauspieler tun das, was Menschen seit Angedenken tun: Wahrscheinlichkeiten abwägen um damit Geld verdienen. Nichts gegen Unterhaltung, nichts gegen diese Sendung, soll sie sehen wer mag, aber als ich sah, wie viel Gebühren bei einem solchen Format ausgegeben werden, wurde mir doch etwas mulmig.

Fernsehen orientiert sich an den Gesetzen der Marktwirtschaft, insofern zählt nur eins: Quote, Quote, Quote. Oder anders: Money makes the world go around - es dreht sich alles nur ums Geld. Aber ist denn diese Quote so wichtig? Menschen haben doch auch das Bedürfnis zu erfahren, warum etwas passiert, sie haben doch bestimmt auch den Wunsch gelegentlich (!) über Dinge wie Bildung, Schule oder Freiheit zu reden. Ein Bürger hat doch auch das Anrecht über ein Medium neutral und wertfrei informiert zu werden. Es gibt mehr im Leben als Quiz-Shows jedweder Art, schlüpfrige Sex-Sendungen und Kochsendungen um jede Tageszeit.

Wenn dann ein Mensch wie R.D. Precht mit seinen Büchern so viele Menschen erreicht und es auf die Bestseller-Listen schafft, warum wird ihm dann nicht auch ein entsprechendes (natürlich nicht so bombastisches) Forum geboten? Gut, die erste Sendung "litt" darunter, dass sich Gast und Gastgeber in vielen Punkten einig waren, aber aller Anfang ist schwer. Ich fand die Sendung trotzdem gelungen. Heute geht es um ein so wichtiges Thema wie 'Freiheit', etwas, was von den meisten Menschen als selbstverständlich (!) hingenommen wird. Blickt man aber auf unsere eigene jüngste Historie zurück, so erkennt man, mit wie vielen Menschenleben und welch unermesslichem Leid diese erkämpft wurde. Ein hohes, ein sehr hohes Gut! Es ist wichtig darüber zu reden, nur: um 00:05 Uhr wird wohl kaum ein Mensch die Augen und Ohren offen halten können.

Die "Helden" unserer Zeit heissen Lanz, Jauch und Pilawa.

Negativ konnotierte Nachrichten, News mit Inhalten, die keine sind und jede Menge Superstars, Stars, Promis, Semi-Promis und Trash. Arte, ZDF neo und 3 Sat sollen dagegen halten und alles auffangen. Ein ewiges Trauerspiel.

Ich werde mir die Sendung heute ansehen, trotz der verspäteten Sendezeit. Freiheit ist ein Thema, das es Wert ist darüber zu reden, v.a. es ins Bewusstsein der Menschen zurückzurufen. 

Rick Deckard

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