Snow White And The Huntsman - Rupert Sanders

von Rick Deckard  -  7. Oktober 2012, 09:29  -  #Filme

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Im wahrsten Sinne des Wortes: Es war einmal - ein Märchen um Schneewittchen und die sieben Zwerge. Die "Realität" hat die Gebrüder Grimm eingeholt. Nichts mehr zu sehen von der lieblichen Schneewittchen und den drolligen kleinen Helfern. Hollywood stürmt in Richtung Märchenwelt und verpasst den berühmten Geschichten ein vollkommen neues Aussehen und das nicht unbedingt zum schlechten.

Der erste Kinofilm des Werbefilmers Rupert Sanders kann sich sehen lassen. Er erzählt die Geschichte einer Prinzessin im Widerstreit gegen eine abgrundtief böse Königin und Schwiegermutter, die, nachdem sie den Vater Schneewittchens ermordet hat, das ganze Königreich unterjocht und in Düsternis, Schatten und Trauer führt. Nachdem sie lange Jahre eingekerkert war, gelingt dem Mädchen die Flucht. Sie vereint auf ihrer Odyssee das Volk, unterstützt durch die Zwerge und einen tapferen Jäger und sagt der Despotin den Kampf an.

Das gelingt auf sehr unterhaltsame Weise in berauschenden Bildern. Der Film verzichtet auf Kitsch und den üblichen Pathos und liefert ein Fantasy-Spektakel mit wuchtigen Schauwerten. 'Snow White And The Huntsman' erhielt eine Altersfreigabe ab 12 Jahren und so sieht man (wohltuend) kaum Blut oder abgetrennte Gliedmaßen, wohl aber einen milden und wohl dosierten Horror. Wer glaubt, das sei der Vorlage nicht angemessen, der möge einmal die Märchen lesen, die Gebrüder Grimm waren in ihren Erzählungen nicht gerade zimperlich.

Grimm goes Tolkien. Als Vorlage ist die 'Herr der Ringe'-Trilogie unübersehbar, gerade der Bezug zum ersten Teil 'Die Gefährten'. Schneewitchen, ein mutiger und allen Gefahren trotzender Jäger sowie die 7 Zwerge machen sich auf die Suche nach Königstreuen Mitstreitern. Wir beobachten sie auf der Reise durch monumentale Landschaften, untermalt durch die gelungene Komposition von James Newton Howard, durch dunkle und zauberhafte Wälder, vorbei an Trollen und über Berge, stets die böse Königin im Nacken spürend.

Diese wird durch Charlize Theron eindrücklich und sehr intensiv verkörpert, eine tolle Leistung. Auffällig die wie immer sehr beeindruckenden Kostüme der Designerin Colleen Atwood, gerade für die Königin. Je weiter der Film fortschreitet, konzentriert er sich immer mehr um den Kampf zwischen zwei Frauen bis zum packenden Finale. Dabei zeigt sich, dass Kristen Stewart eine gute, aber mitnichten eine grossartige Schauspielerin ist. Vor allem in der Mimik und Gestik bleibt sie seltsam blass und unbeweglich, hier zeigen sich deutliche Unterschiede zu Theron.

Was an dem Film positiv auffällt ist die Tatsache, dass auf eine schwülstige Liebesgeschichte verzichtet wurde. Mutig, wenn man bedenkt, dass Hollywood ansonsten kaum in einem Film um dieses Thema herumkommt, herum kommen will und das in einem Märchen.

In der Summe ist 'Snow White And The Huntsman' eine gelungene Verfilmung eines der berühmtesten Märchen der Gebrüder Grimm - schnell und mitreissend inszeniert mit einer prächtigen Optik und packenden Dramaturgie sowie einer tollen schauspielerischen Leistung von Charlize Theron. Dass das Thema über Generationen hinweg populär war und auch sein wird, liegt an der Vielschichtigkeit der Erzählung mit seinen vielen psychologischen, mythologischen und christlich-theologischen Bezügen.

Spieglein, Spieglein an der Wand ...,

Rick Deckard

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