Köln - Eine Traumstadt

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  28. August 2011, 15:39  -  #Kommunikation

Em-Kolsche-Boor.jpg

Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft ich in dieser wunderbaren Stadt war. Trotzdem ist es jedes Mal eine Begegnung aufs Neue. Es wird nie langweilig, immer überkommt einen die Wehmut wenn man die Stadt am Rhein verlässt ... .

Die Anfahrt am Freitag durch einen entfernten Verwandten von 'Irene' hindurch war etwas mühsam und anstrengend, aber alle Anspannung verflog auf einen Blick als ich über die Zoobrücke fuhr, unter mir der Fluss, rechts und links die hell erleuchtete Stadt. Vorbei am Zoo und Ebert Platz in Richtung Turiner Strasse. Dieses Mal hatte ich ein anderes Hotel ausgesucht, direkt in der Nähe vom Eigelstein Viertel, in der Dagobertstrasse. In der Nähe der Musikhochschule geparkt und ab in den modernen Bau in dieser immer modernen und antiken Stadt zugleich.

Freundliches Personal, schnelles einchecken. Sehr angenehm.

Rüber zum Eigenstein ins 'Em Kölsche Boor'. Herrliche Stimmung, ausgelassene Atmosphäre. Das Gaffel schrie mich förmlich an "Wann trinkst Du mich endlich?" Gegen 22:00 Uhr etwas warmes essen war mir dann doch zu viel, aber es gibt ja 'Kleinigkeiten zum Kölsch' ..., z.B. eine Portion Tatarhappen. Lecker! Hinter mir spielte in der Ecke Musik und Menschen aller Altersklassen genossen den Einstieg ins Wochenende. Mit einem Kult-Kommentar "Danke, dass ich Ihnen zwei Kölsch bringen darf" und einem ironischen Lächeln des Kobe machte das Trinken noch mehr Spass.

Ich war wieder da!

Liebe Leser! Es gibt nichts schöneres als Abends an der Hotelbar noch einen Whiskey vor dem Schlummern zu trinken und Menschen zu beobachten ... .

Ich weiss, es ist der Kurzurlauber-Bonus, aber die Menschen am nächsten Morgen waren, wie am Vortag auch, alle sehr freundlich, nicht nur die Angestellten des Hotels. Ich glaube es ist längst kein Klischee mehr: Die Rheinländer sind freundlich!!! Die Sonne schien und ich war früh wach. Eine schöne Stimmung um den Tag zu beginnen. Nach einem kleinen Frühstück konnte ich der Sogwirkung der Stadt nicht widerstehen.

Da ich dieses Mal keine grossen Pläne hatte und nur entspannen wollte ging ich über die Turiner Strasse und den Eigelstein, Eintracht- und Ritterstrasse zum Hansaring. Es gibt keinen Besuch in Köln, keinen, ohne auf dem berühmtesten Planeten der Stadt zu landen. Allein die Umlaufbahn lässt das Herz höher schlagen. Doch was war das? Die gesamte Oberfläche hatte sich vollkommen verändert, ein rundum erneuertes Design! Da ich keine Lust hatte mehr als eine Viertelstunde dort zu verbringen, steuerte ich gezielt in Richtung der Musik DVD's und ... Eureka! 'Ennio Morricone In Venice' und 'Bruce Springsteen-The Making Of Darkness On The Edge Of Town'. Fantastisch! Diesen Planten zu besuchen ist immer eine Reise wert. Ausführliche Berichte zu diesen beiden DVD's folgen selbstverständlich.

Die Kölner mögen mich vielleicht auslachen, aber die Maybachstrasse ist eine der schönsten in dieser Stadt. Zum einen natürlich, da viele Erinnerungen mit ihr verbunden sind, zum anderen weil sie immer eine unglaublich ruhige und sinnliche Atmosphäre ausstrahlt. Auf wenigen hundert Metern findet sich alles: moderne und alte Architektur, schöne Fassaden und Hauseingänge, hier und dort Gastronomie, Grünflächen, wenig Verkehr und das alles überdacht vom Grün der Bäume. Wunderschön. Am Ende dieser Strasse ragen dann fast wie Monolithen die Zeichen der Zukunft aus dem Boden. Glas und Stahl wohlgeformt und perfekt angeordnet im Media Center. Ein Wechsel von der "Enge" einer Strasse in die Weiten der zukünftigen Architektur.

Eigelstein.jpgAuf dem Rückweg ein kleiner Halt am Eigelsteintor. Ein frisch gepresster Orangensaft, ein Kaffee. Ich hätte noch Stunden dort sitzen können. Einheimische und Menschen aus dem Viertel die sich kannten riefen sich in verschiedenen Sprachen wohlwollende Worte zu, lachten und gingen ihres Weges. Die Stadt wurde langsam wach. Übrigens: dieses "wach werden" einer Grossstadt ist ein unvergleichlicher Augenblick, sowohl optisch als auch akustisch. Vorbei am Park zum Rhein. Weiter am Rhein entlang, noch immer war die Sonne gut gelaunt. Am Rand reihte sich ein kleiner Stand neben dem anderen und Händler als auch Privatmenschen verkauften alles, was der Keller oder der Dachboden hergab. Am Rheinufer machten die Boote fest und Kapitäne blinzelten in den Himmel. Ich sah mir einige Metallschilder auf dem Boden liegend an und hätte um ein Haar ein 'Tim und Struppi'-Schild gekauft, einzig die französische Sprache schreckte  mich ab. Geruch von Rievekochen lag in der Luft, hmmm. Ich sah schräg hinüber nach Deutz und erspähte die Grünanlagen. Toll, wenn man als Einwohner die Möglichkeit hat so etwas zu geniessen wann immer man will. Die Sonne wurde langsam missmutig und ich lief etwas schnelleren Tempos in Richtung Altstadt. Es wurde hektischer und unruhiger, ich wurde es auch.

Vorbei an der Philharmonie und dem Dom in Richtung Innenstadt. Vorbei an Menschen in Richtung Buchhandlung, denn mir fiel ein, dass ich unbedingt das Buch von Frederic Martel kaufen wollte. Ein plötzlicher Regenschauer vertrieb die Menschen auf einen Schlag von den Strassen, doch keiner liess sich die Laune nehmen und es wurde wieder hell. Was entdeckte ich da plötzlich zwischen den Gassen?! Ein exotisches Restaurant in Mitten der Stadt! Sofort hin. Die Speisekarte liess mir das Wasser im Munde zusammenlaufen! Ich entschied mich für 'Prawn Biryani' und vergass dummerweise dem Koch mitzuteilen es nicht ganz so scharf zuzubereiten. Trotzdem genoss ich es in vollen Zügen. Zur Nachspeise dann Mango Creme. Fantastisch. Im Hintergrund lief erstklassige Bollywood Musik. Was für schöne Stunden.

In der ersten Buchhandlung hatten Sie es nicht und man riet mir "die Strasse einfach runter gehen, bis sie ein umgedrehtes Eis auf dem Dach sehen, dort haben sie es vorrätig!". Die Strasse war brechend voll. In der Ferne erblickte ich das nie schmelzende Eis auf dem Dach ging in den Buchladen und erwarb ein Exemplar.

Draussen angekommen hinab in die U Bahn am Neumarkt, nicht ohne vorher einen Blick auf den Trubel am Neumarkt zu werfen.

Mit der 16 zum Ebert-Place.

Nach einem Mittagsschläfchen ins Kino. Perfekt vom Timing, da draussen Unmengen an Regen hinunter prasselten. Nach dem Film herrschte wieder Ruhe im Himmel. Es war mild und kühl.

Wohin des Weges? Wieder dahin wo man gestern angefangen hatte. Wieder überall freundliche Menschen! Was essen? 'Himmel und Ääd' oder 'Decke Bunne met Speck'? Ich entschied mich für 'Hausgemachte Braumeister-Sülze', dazu ein Paar Kölsch. Man braucht nicht viel um sich wohl zu fühlen, nur eine Stadt wie Köln.

Draussen vor dem Lokal regnete es. Ein Mann gesellte sich zu mir:"Sehen sie es relativ. Man braucht nur ein Dach über dem Kopf ... und ein Kölsch!", lächelte und ging seines Weges. What does it cost you to be friendly? Ich war wie in Trance. Innerlich ruhig und glücklich. Noch ein Absacker an der Bar um mich dann in den Tiefen des Rolling Stone Magazine zu verlieren. Was ich da las liess mein Herz noch höher schlagen. Ein Bericht über Wilco und die Ankündigung eines neuen Albums!

Heute morgen als ich draussen vor dem Hotel stand schlief die Stadt. Ich liess die letzten Tage Revue passieren. Leider ist es mir nicht möglich hier im Blog die unvergleichliche Atmosphäre dieser Stadt zu beschreiben, man muss so etwas fühlen. Ich war traurig die Heimreise antreten zu müssen, wohl wissend, was alles an Kultur und Unterhaltung an diesem Sonntag auf mich warten würde ... .

Mir fiel ein Zitat von Holger Pfandt ein:

"Die Kölner sind noch auf der Suche nach Zusammenhang, möglicherweise auch Zusammenhalt!"

Ersteres habe ich hier wieder einmal erkannt und letzteres mehr als gefunden.

Danke Köln für diese schönen 2 Tage und bis demnächst.

Bis dahin zehre ich von den Erinnerungen.

Rick Deckard

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