BILLIE EILISH - HIT ME HARD AND SOFT

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  19. Mai 2024, 10:22  -  #Popkultur, #Populäre Musik, #Kulturblog, #Kultur, #Elektronische Musik, #Independent Musik, #Kommunikation

BILLIE EILISH - HIT ME HARD AND SOFT

Die legendäre Billie Eilish.

 

Bereits zu Beginn Ihrer musikalischen Karriere muss man diese Überhöhung wagen.

 

Vor wenigen Tagen erschien ihr drittes Studioalbum HIT ME HARD AND SOFT.

 

Es ist ein Album für LP-Fans. In Zeiten der Digitalisierung, in denen Künstler Tracks in größtmöglicher Zahl veröffentlichen, um möglichst viele Klicks zu erhalten, haben sich Billie Eilish Pirate Baird O‘ Connell und ihr Bruder Finneas O’Connell entschieden, im Heimstudio „nur“ 10 Stücke zu komponieren und zu produzieren.

 

In früheren Zeiten, in denen Langspielplatten das Medium waren, um Musik zu hören, war die Speicherkapazität begrenzt, so fanden meistens nur 10 Stücke Platz auf dem Album, 5 auf der A- fünf auf der B-Seite. Das Hörvergnügen war entsprechend groß. Mit dem Fortschreiten der Digitalisierung wurde die Speicherkapazität größer und es fanden plötzlich 25 Stücke Platz auf einem Album. Wer soll da noch folgen können?

 

Warum Billie Eilish?

 

Popmusik ist Ausdruck des Moments, noch nicht einmal der Zeit. Genauso, wie eine Sternschnuppe plötzlich am Horizont aufglüht und binnen Sekunden erlischt, ergeht es „Stars und Sternchen“ in diesem Genre.

 

Es war die Neugier, die mich zum Konzert von The Weeknd führte, Neugier, die mich veranlasste Taylor Swift zu hören und Neugier mich auf Billie Eilish einzulassen. Das Massenphänomen ist nicht neu in dieser musikalischen Welt, es gibt unzählige Beispiele, angefangen von Elvis Presley über The Beatles bis hin eben zu Billie Eilish und stets ist es eine bestimmte Generation, die in Ekstase verfällt, wenn „ihr“ Star die Bühne betritt. So geschehen und zu verfolgen bei Instagram, als Billie Eilish ihr neues Album vorstellte. Rausch und Ekstase pur. Die Fans sind durchgedreht. Music for the masses. Was eint so viele Menschen? Ist es Billie Eilish oder ihre Musik?

 

Und an diesem Punkt wird es auch für mich interessant und ich stellte mir die Frage: Sollte man Popmusik, und eben nur dieses Genre, hören, nicht, weil man die Musik mag, sie einen anspricht, sondern weil man das Lebensgefühl einer Generation auf- und wahrnehmen möchte, weil man Teil des Zeitgeists sein möchte, sich Irrsinn hingeben will, der Irrationalität den Vorrang vor Rationalität lassen will?

 

Es ist sehr schwer für mich über Musik zu schreiben, sie zu analysieren, Gefühlen Worte zu verleihen, insbesondere, weil ich theoretisch wenig Vorkenntnisse habe und nicht über das richtige Vokabular verfüge. Es bleibt dann am Ende bei Floskeln wie „mir gefällt die Musik!“. Why not?

 

HIT ME HARD AND SOFT hat ein schönes und beängstigendes Cover zugleich. Es trägt keinen Schriftzug, man sieht Frau Eilish durch eine offene Tür in Wasser fallen, ob sie noch lebt, wissen wir nicht. Es ist alles tiefblau und dunkel nur die Tür ist als Kontrast weiß.

 

Mir gefällt die Musik.

 

Bereits die ersten schönen Akkorde, gespielt von einer Gitarre in einer moll-Tonart, von SKINNY nehmen mich gefangen und wenn Billie Eilishs Stimme anfängt mit Zurückhaltung zu singen, befinde ich mich bereits in einer anderen Welt. Bewusst verfolge ich nicht die Lyrics auf dem Computer, sondern lasse mich nur von ihrer Stimme leiten.

 

LUNCH geht sofort in die Füße. Auch ich möchte in diesem Moment so coole Klamotten wie Billie tragen und genauso cool tanzen. Ich sehe mich imaginär dazu tanzen und muss lachen. In diesem Song spürt man das künstlerische Ansinnen.

 

CHIHIRO ist ruhig, gedämpft und bleibt im Takt des vorhergehenden Songs. Die Traumwelt, die Billie Eilish hier erschafft, der Lounge Charakter, der angedeutete Ambient Sound werden, je weiter das Stück voranschreitet kurz enervierend, bis mit richtigem Timing die Schlaufe zum Anfang zurückgeht. Sehr cool. Wollen die Geschwister auf Manga verweisen?

 

BIRDS OF FEATHER reminds me of the eighties. Radio-Pop, der so gar nicht auf die Platte passen will. Sehr merkwürdiger Song.

 

Die Akustikgitarre auf WILDFLOWER beendet die erste Hälfte des Albums und lässt einen tief durchatmen. Es ist diese Songqualität, die einen in luftige Sphären abheben lässt oder in tiefes blaues Wasser.

 

Die drückende und erleichternde Atmosphäre zugleich, die HIT ME HARD AND SOFT heraufbeschwört, macht das Album hörenswert.

 

THE GREATEST eröffnet die „B-Seite“ und macht einen 180° Wandel. Nach der Hälfte des Tracks dominiert ein „Wall OF Sound“, der an vergangene Zeiten erinnert. Großartig. Billie Eilish verändert sich.

 

Auf L’AMOUR DE MA VIE wird Madame Eilish fast zur Grand Dame in digitalem Zeitalter. Nach 3:30 Min ändert sich der Song, die Beats werden schneller, wieder drängen 80er Synthesizer auf die Bühne, Dancefloor dominiert, Billie Eilish verwendet einen Vocoder und der Zuhörer ist positiv verwirrt. Crazy.

 

THE DINER ist Zirkus, Varieté und erinnert an einen anderen Kultstar der populären Musik: Damon Albarn und Gorillaz. Vielleicht ist es eine Verbeugung von Finneas O’Connell? Wir wissen es nicht. Amüsant ist der Track allemal. Oder ist es das nachfolgende Stück?

 

BITTERSUITE ist der Track des Albums.

 

Das sphärische, atmosphärische BLUE entlässt uns in das Albumcover, in die Tiefen der Ruhe des Wassers, in die Stille.

 

HAPPIER THAN EVER war mein Einstieg in die Welt von Billie Eilish und HIT ME HARD AND SOFT lässt mich teilhaben am Massenphänomen. Ich bin Teil der frenetischen, hysterischen, kreischenden Masse. Ich liebe es, Teil davon zu sein.

 

Ich bin Teil einer neuen musikalischen Welt.

 

Popmusik ist Image.

 

Ohne Image keine Popmusik.

 

Wir versuchen zwar nicht immer, aber doch stets jemand anderes zu sein, als wir selbst.

 

Musik hilft dabei.

 

In einer nervlich äußerst aufreibenden Prozedur ergatterte ich mir am Tag des Beginns des Kartenvorverkaufs zwei (im wahrsten Sinne des Wortes) erstklassige Konzertkarten für das Billie Eilish Konzert 2025 in Köln, Lanxess Arena.

 

Rick Deckard

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren: