Einar Stray – Köln, Stadtgarten/Studio 672 25.09.2012

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  26. September 2012, 09:47  -  #Konzerte

 

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Stille! Konzertante Stille! Konzentration und bloß kein störendes Geräusch. Mühsam, geräuschlos, trotzdem entschlossen mir ein Bier zu holen, gehe ich zum Tresen. Mein Geldbeutel hat ein Reisverschluss. Ein geräuschvolles Problem. Das Konzert von Einar Stray könnte unterbrochen werden. Die zahlenden 38 Zuschauer könnten mir böse Blicke zu werfen...

Bereits als die etwas verschlafende und auch sehr leise Therese Aune die Bühne betrat musste Stille ausbrechen. Verschiedenartigste  Interpretationen des Lautwortes „Psssts“, rauschten durch den Raum, als sich die wenigen Besucher noch unter einander begrüßten. Die Norwegerin spielte, wie Einar Stray, bereits zur c/o-Pop im Juni an gleicher Stelle, allerdings mit gelungenerer Frisur. Die Musik ist verträumt, filmisch, minimalistisch und komponiert. Talentiert, im Norden sogar erfolgreich (Chameleon), aber quälerisch erobernd muss der Zuschauer vorgehen, um sich das gefallen zu lassen. Schwierig.

Schweigen, Stille, Konzentration kann in einem gefüllten Raum mit Menschen, etwas körperlich Ergreifendes haben. Entweder schlägt dieses Modell dann in Gleichgültig oder in Erhabenheit um. Einar Stray, seinen beiden Streicherinnen, dem Schlagzeuger und dem Bassisten gelingt das Ganze ausführlich, erhabend von der ersten Sekunde.

Der junge Norweger ist müde. Einige Male reibt er sich sekundenlang, intensiv die Augen. Manchmal sieht man ihn in seinen Arrangements aufgehen. Dann wieder moderiert er recht charmant seine Beobachtungen in Köln (viele Fahrräder). Einmal habe ich ihn kurz dabei beobachtet, wie er fast hinterlistig mit sich selbst feixte, als er eine besonders komplizierte Partitur auf seinen extrem angenehm und wohlklingenden 88 Tasten des HA88 Nord Stage Pianos spielte. Überhaupt finde ich es immer mutig, in so kleinen Clubs auf Augenhöhe an einem Tasteninstrument, ohne Wehr direkt vorm Publikum zu sitzen.

Aber Einar Stray und seine nordischen Mannen und Frauen touren seit Monaten durch die Welt. Das grandiose Zusammenspiel, der nicht immer einfach zu spielenden Songs, funktioniert, erscheint leicht und toppt energetisch die Platte, weil man merkt das diese Musiker glücklich sind und es auf die paar Menschen die zu hören übertragen.

Obwohl reichhaltig instrumentiert und durchaus Arcade Fire Musikhallen tauglich, war das ein sehr intimes Konzert, wie es schöner kaum hätte sein können.

„Caressed“ ist übrigens die neue Single mit Video und erscheint am 12. Oktober mit zwei neuen Songs.

Das aktuelle Album wurde komplett, allerdings nicht in der ursprünglichen Reihenfolge gespielt. Mit dem brachialen „We Were The Core Seeds“ wurden wir in die herbstliche Nacht entlassen und alles fühlte sich sehr richtig an…

Verträumt

Alan Lomax     

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