Der Sturm - Wolfgang Petersen

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  22. Dezember 2012, 15:32  -  #Klassiker

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Wenn man seit so vielen Jahren übersteigerter Film- und Kinoliebhaber ist, gibt es persönlich Filme für einen, die so genannte Listen-Filme sind. Also Filme, die aus einem gewissen inneren gewählten Grund, der Tatsache entsprechen das alle Attribute die man persönlich an einen einzigartigen Film stellt oder der Film das Attribut Meisterwerk erfüllt, weil es es beide Tatsachen zusammenführt, oder es gibt Lieblingsfilme! Filme die nicht künstlerisch nicht sonderlich ansprechend sind, vielleicht auch dramaturgische Schwächen haben, die man aber trotzdem liebt, weil sie einem aus einem ganz persönlichen Grund ansprechen und zu Herzen gehen.

Einer dieser Filme ist THE PERRFECT STORM von Wolfgang Petersen. Der Film basiert auf einem sehr technokratischen Buch von Sebastian Junger. Der zwar auch die Geschichte der Schwertfischfänger aus Gloucester erzählt, sich aber eben auch mit dem Wetterphänomen "Supersturm" aus wissenschaftlicher Sicht auseinandersetzt. 

Für einen abendfüllenden amerikanischen Mainstreamfilm wäre diese Detailversessenheit von Junger unnötig gewesen. Petersen konzentriert sich auf das Leben der Fischer, der ewigen Angst der Angehörigen, der Faszination Seefahrt und inszeniert den Sturm als Badguy, als Monster der Superlative.

Mich spricht der Film tief in meinen Seefahrer- und Walfängergenen an. Denn meine Vorfahren väterlicherseits stammen von der Nordseeinsel Borkum und sind Jahrhunderte lang als Walfänger ins Nordmeer heraus gefahren.

In der Schlüsselszene des Filmes erklärt der bodenständige Skipper Billy Tyne (großartig dargestellt von George Clooney) seiner Kollegin, warum er es liebt immer wieder "raus zu fahren" und gibt damit einen der besten Monologe des neueren Hollywoodkino von sich:

Es ist genau dieser Moment der diesen Film für mich zu einen ALL TIME CLASSIC macht. Clooney schafft es in einem Moment und mit einer völlig profanen Beschreibung seiner Tätigkeit zusammenzufassen, was die komplette Faszination Seefahrt ausmacht. Diese Romantik des Augenblicks, mit der gleichzeitigen Angst und den Befürchtungen, mit der Liebe zur Natur und der Reduzierung auf das wesentliche, dazu ist nur das amerikanische Kino imstande. 

Es ist der Grund warum ich den Film und das Kino immer lieben werde. Denn in so einer einzigartige Sequenz eingebettet in einem Film, der dazu spannend, dramatisch und glaubwürdig ist, ist auf einmal alles perfekt.

Es gibt keine Tiefe in dieser Geschichte, man muss sie nicht suchen. Es gibt auch keine sonstigen Highlights oder sonderlich unfassbare Sequenzen. Der zweite Teil des Filmes ist rein Actionbezogen und zeigt in beeindruckenden Bildern den Kampf des kleinen Fischerboots gegen die Macht der Natur. 

Der erste Teil des Filmes hingegen ist sehr ruhig und fliessend. Klassisch baut Wolfgang Petersen ein Szenario auf, das dramatisch und gleichsam ausgeprägt unterhaltend ist. 

Zu dem muss der unglaubliche Score von James Horner erwähnt werden. Noch während des W.B.Logos am Anfang des Films ertönt eine ergreifende Trompetenmelodie. Die dann majestätisch gleitende Kamera über den Hafen, die Fischcrawler und das Meer zum Introducing COMING HOME FROM SEA ist eine emotionale Ansprache an das Publikum und leitet direkt zur Handlung und zu den Hauptfiguren ein. Man möchte aufstehen, die Arme hochreissen und Juchhu rufen, wenn die Trommeln zum Orchester einsetzen, die Geigen das Thema aufnehmen und man sich selbst fühlt, als wenn es endlich wieder "raus geht". GRANDIOS!!!! 

Das Ende des Filmes ist extrem unkonventionell und entspricht überhaupt nicht dem Standard eines Hollywoodfilmes. Vielleicht macht auch dieser mutige Gang den Film besonders. Das Highlight von James Horners Score ist dann auch gleichsam mit dem Ende auf dem Score als THEREs NO GOODBYE...ONLY LOVE zu hören. Und man hört Mary Elizabeth Mastrantonios Herzschlag. Die eine emotionale Ansprache in der Kirche von Gloucester hält. Alles ist gesagt, es ist nur Liebe....

Und so ist es dann! Sieht man wieder und noch mal so einen Lieblingsfilm, fallen einem mehr und mehr DInge auf. Und man überzeugt sich selbst, dass dieser Film vielleicht doch mehr ist als ein einfacher Abenteuerfilm, weil einem der Bauch von Anfang an gesagt hat: Deine Tränen beim ersten Mal, die Gefühle die Du erlebt hast beim ersten Sehen, täuschen über nichts hinweg. Daher ist dieser Film subjektiv ein Lieblingsfilm. Und wer will dagegen was sagen, außer: Du bist ein romantischer Spinner!

Bin ich! ...und ich liebe das amerikanische Kino!

Vom Flemish Cap

Alan Lomax 

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