Chato's Land
Lange vor 'Terminator' oder 'Rambo', für die dieser Film mitunter sicherlich eine Blaupause war, demonstrierte Michael Winner mit Charles Brosnon in der Hauptrolle den Typus des einsamen Rächers mit eigenem Ehrenkodex. 'Chato's Land' spielt zwar mit den Stilmitteln des Western ist aber im eigentlichen Sinne keiner, sondern vielmehr eine Parabel oder eher Allegorie auf die politischen Verhältnisse zu Beginn der 70'er Jahre in Amerika, vornehmlich auf den Vietnam Krieg. Das wird in vielen Dialogen und auch wortlosen Passagen überdeutlich.
Die Handlung als solche steht da nicht im Vordergrund. Bronson spielt einen Halbblut-Indianer, der in irgendeinem Kaff einen rassistischen Sheriff erschiesst und darauf von einer wildgewordenen und Rache süchtigen Meute gejagt wird, angeführt von einer weiteren Ikone des Western und Actionsfilms, Jack Palance. Letzter war ein ranghoher Offizier im Sezessionskrieg und legt seine Uniform nur all zu gerne an wieder an um auf die Jagd zu gehen.
Ähnlich wie bei Peckinpah geht es Winner vermutlich auch um Gewalt, die Entstehung derselben und Gruppendynamik, wenn auch das ganze hier viel mehr reaktionärer erscheint als bei ersterem. Aber nichtsdestotrotz ist der weitere Verlauf auch eine gezielte Beobachtung menschlichen Verhaltens. Chato lockt die Truppe weiter und weiter in "sein" Land und führt einen für die Jäger zermürbenden Guerilla Krieg. In der Mitte des Films erwartet den Zuschauer eine kleine Überraschung und von da an wendet sich die Geschichte. War es dem Halbblut bisher nur daran gelegen die Feinde in die Irre zu führen, so wird daraus durch bestimmte Ereignisse blutiger Ernst.
Der Film spart, wie nicht anders zu erwarten, nicht gerade mit drastischen Gewaltausbrüchen, aber die Motivation des Protagonisten wird nur allzu verständlich. Langsam kommen den Jägern, die nun zu Gejagten werden Zweifel an "Ihrer Mission" und sie fangen an sich gegenseitig zu verdächtigen und Ihre Beweggründe in Frage zu stellen.
Bronson spricht in diesem Film vielleicht 13 Sätze, mehr als die Hälfte davon in der Sprache der Apache Indianer und spielt mit nur einem einzigen stoischen Gesichtsausdruck. Als Kontrast hierzu liefern sich die Häscher dafür eine Vielzahl an Dialogen, die inhaltlich, aber auch darüber hinaus sehr interessant sind.
Jerry Fielding liefert eine exzellente Komposition hierzu mit seinen bekannten und wenig populären Stilmitteln. Die wenigsten Musiken von Ihm sind eingängig in der Form, als dass sie "Ohrwurm" Qualitäten hätten, aber immer und in höchstem Masse dem Film dienlich. In diesem Fall werden die karge und schonungslose Natur als auch die Hauptdarsteller musikalisch unterstrichen und gedeutet und das mit eher dissonanten Klängen. Nichts also mal zum "eben 'reinhören'.
'Chato's Land' ist Teil II der Bronson DVD Box von United Artits und für alle die, die sich für das Genre 'Western' interessieren unverzichtbar, sowohl als einzelner Film, als auch im Hinblick auf die Geschichte dieses Genres.
Als nächstes folgt auf diesem Blog der Abschluss mit 'Mr. Majestik'.
Rick Deckard