Blu-ray "oder" DVD ?

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  21. Dezember 2009, 20:14  -  #Kommunikation

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Man hat keine Wahl.

Noch mehr Speicher, noch mehr Auflösung, noch besserer Ton, noch viel bessere Bilder.

Was ist eigentlich wichtig: Der Inhalt oder die Form? Oder beides?

Vor einigen Tagen habe ich mir einen Film auf Video angesehen und musste feststellen, dass die Qualität gut war. Im Ernst. Natürlich hat man nicht die Vorzüge einer DVD mit Wahl des Tons, der Untertitel usw. und so fort. Was aber äussert angenehm war, war die Tatsache, dass der Film SOFORT los ging. Das war schon eine "Umstellung" und äusserst willkommen. 

Doch zurück zum blauen Strahl und seinem Trägermedium. Die Weiterentwicklung der DVD verspricht vieles was sie auch einhält. Ich habe zwar noch keinen Blu-ray Player, aber was ich bisher in entsprechenden Märkten gesehen habe, war und klang schon recht überzeugend.

Nur: will ich, wie jüngst eine Kinozeitschrift schrieb, beispielsweise ein Bild von Tommy Lee Jones sehen, auf der jede einzelne Hautpore zu erkennen ist? Wenn ich die monatlichen Neuveröffentlichungen der blauen Scheibe sehe, so muss ich wiederum mit Bedauern und zum Erstaunen feststellen, dass nicht alle Veröffentlichungen, sowohl alte als auch neue Filme, den Standard dieser neuen Superscheibe erfüllen, sprich Filme veröffentlicht werden, die z.T. auf der DVD in noch besserer Qualität vorhanden sind. Das ist bei Leibe kein Einzelfall. Diesen Widerspruch verstehe ich nicht.

Der andere grosse Vorteil ist die enorm gestiegene Speicherfähigkeit der blu-ray mit der geworben wird. Ich habe in meiner eigenen Rezeption von Filmen in den vergangenen Jahrzehnten folgenden Beobachtung gemacht:

als die DVD erschien wurde geworben mit Audiokommentaren, Making-Of's und teilweise Tonnen anderen Materials. Mich haben zunächst die Audiokommentare fasziniert, weniger die anderen Beigaben. Natürlich hat es mich erfreut mehr über meine Lieblingsfilme zu erfahren, aber damit verhält es sich neben der Fülle an Informationen wie mit einem Zaubertrick: ist das Geheimnis gelüftet, erscheint die Illusion banal, der Zauber ist verflogen. Aber hier hätte man die Möglichkeit sich zu entscheiden, nur dann sollte es zu einem günstigeren Preis nur den Film geben und wenn man möchte für ein vielfaches mehr an (T)Euros die Super-Giga-Extended-Special-Director's Cut-Edition.

Hinzu kommt ein mächtiger unbeirrbarer Faktor: die Zeit. Ich habe im Alltag einfach keine, oder wenig, nachdem ich einen Film gesehen habe, der beispielsweise 2h dauert mir nach dem Film nochmals 2h Bonusmaterial anzusehen. Es bleibt bei einigen Auszügen, auch habe ich (leider) keine Zeit mir den gesamten Film nochmals mit dem Audiokommentar am gleichen Tag oder an einem anderen anzusehen, denn diese wertvolle Zeit würde ich viel lieber mit anderen Interessen füllen. Nicht ohne Grund ist Steven Spielberg ein entschiedener Gegner dieser Kommentare und das aus gutem Grund wie ich finde: der Phantasie des Zuschauers sollte ein Rest an Möglichkeit belassen werden diese auch spielen zu lassen. Ich kann dem nur zustimmen.

Die meisten dieser Audiokommentare sind eher launig und wenig informativ und das 'Making-Of'beschränkt sich meistens auf gegenseitige Lobhudeleien. Das brauche ich nicht und werde das in Zukunft auch nicht vermissen. Selbst bei meinen absoluten Lieblingsfilmen verzichte ich mittlerweile darauf. 

Kino und Filme müssen auch ein Stück weit das bleiben was sie sind: Illusion.

Ich bin nicht ewig gestrig orientiert, überhaupt nicht, aber ich bin ein Skeptiker und hoffe, dass sich dieses neue Medium hinsichtlich einer anderen Richtung auszahlt: was Musik-Filme und Musik-Dokumentationen bei den blu-rays betrifft. In diesem Falle wäre es in Zukunft mehr als wünschenswert, wenn Musikfilme, Konzerte etc. in optisch und akustisch bestechender Form erschienen und hier würde auch das Bonusmaterial Sinn machen, denn bei der Musik im Gegensatz zum Film (der offensichtlich ist) würde ich viel mehr erfahren wollen: Analysen, Dokumentationen etc. und das würde auch Sinn machen. Aber das würde wahrscheinlich Kollisionen mit den Download Plattformen und der Musikindustrie geben.

Womit ich zum Abschluss komme: noch läuft alles darauf hinaus, dass Filme weiterhin auf einem Medium erscheinen, aber das dachte man ja auch bei der Musik mit der CD. Wie der aktuelle Stand der Dinge ist weiss jeder. Ist es nicht nur noch eine Frage der Zeit, bis die Technik und die Möglichkeiten so weit ausgereift sind, dass alles zum downlaod bereit steht (ist ja bei Filmen bereits so) ?

Dann sind in 10, vielleicht 20 Jahren oder früher oder später die Discs Geschichte.

Bis dahin werden wir wieder hunderte und tausende Euro ausgeben für das blaue Format, die dafür erforderlichen Player und entsprechende Bildschirme, bei denen jetzt nach dem Plasma und LCD nun das LED-Format erscheint.

Es bleibt einem keine Wahl.

Oder doch:

"Du hast die Wahl. Du kannst dir Sorgen machen, bis du davon tot umfällst. Oder du kannst es vorziehen, das bisschen Ungewissheit zu geniessen."

Norman Mailer, US-amerikanischer Schriftsteller
(1923-2007)


Mit Sorgenfalten,

Rick Deckard
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