Billy Joel – Live at the Shea Stadium

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  24. August 2012, 12:52  -  #Konzerte

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Ich schreibe diesem blog hier auch, um immer mal wieder die sogenannte Lanze zu brechen. Überzeugt davon, dass viele Künstler, Musiker, Filmemacher, Kulturschaffende in Vergessenheit geraten, wenn es nicht ein paar leidenschaftliche Nerds wie uns gibt, die ab und zu mal ihren seelenvollen Leidenschaften freien Lauf lassen.

Denn welches Medium als das redaktionelle Internet, erinnert schon noch an längst vergessene Musik und Filme und baut so neue Zusammenhänge, Interessen und Großartigkeiten wieder auf.

Auch wenn diese Seite nur ein paar 100 – manchmal 1.000 Leute lesen, es bleibt ein Archiv und eine Dokumentation von Interessen und schönen Sachen.

Lieben Sie z. B. New York? Haben Sie allerdings nie einen musikalischen Zugang zu Billy Joel bekommen oder fehlt Ihnen der wirklich echte audio-visuelle Soundtrack für diese Stadt, gesungen von einem weißen, alten Mann der in der Bronx aufwuchs? Dann hauen Sie sich unter Tränen und mit großem amerikanischen Pathos, dieses einmalige Konzert rein.

Hier kommen drei amerikanische Tugenden zusammen, die uns Europäern abgehen zusammen. Die patriotische Liebe, die Leidenschaft für den Sport inkl. der Zusammenhängenden Sportromantik des Spieles Baseballs und ein aufrichtiger Hang zur ehrlichen, oberflächlichen, schönen Unterhaltung.

Im riesengroßen Shea Stadium wurde von 1964 – 2008 Baseballgeschichte geschrieben. Hier trugen die New York Mets ihre Heimspiele aus. 2009 wurde es abgerissen und durch das Citi Field ersetzt. Eines der letzten Konzerte in diesem Stadion spielte Billy Joel. Eines der ersten The Beatles.

Dieses Stadium bedeutete Menschen aus New York City alles. Es war, neben einigen anderen Unterhaltungsstätten, das pulsierenden Herz der Stadt.

Natürlich fängt das Konzert mit Joels weltbekannten Prelude von Angry Young Man an. Die Hubschrauberkamera fliegt um die Freiheitsstaue auf die Skyline von Manhattan zu, bevor wir die Lichter des Shea Stadiums sehen. Und erst mal baff sind! Wie groß dieses Monster  von Spielstätte ist. So sahen Gladiatorenstadien in Rom aus. Unfassbar hohe Tribünen. Auf der bunt beleuchteten Bühne sitzt ein gealterter Joel an seinem Flügel, der Tränen in seinen Augen vor Ergriffenheit hat und immer wieder fassungslos ins Rund sieht und sich ein bestätigendes „It’s cool, or what!“ vom Publikum abholt. Wir sehen ein euphorisiertes Publikum, dass die Größe des Abends für sich selbst und New York spürt. Überall Glück, singende und tanzende Zuschauer.

Bei „She’s Always A Woman“ sieht Joel in den ersten Reihen ein knutschendes Paar. Fragt zwischendurch, ob sie ihn heiraten will. Sie schreit. Der Typ weint. Ja, sie wollen heiraten. 60.000 Menschen jubeln, Joel spielt Piano. Wundervoll!

Bei „New York State of Mind“ kommt Tony Bennett auf die Bühne. Beim zweit besten aller New York Hymnen kommt automatisch die Gänsehaut. Musiker, Publikum, New York, Zuschauer, Historie und Harmonien werden eins. Genau wie bei „Piano Man“. Also echt, wer jetzt noch nicht gecheckt hat, dass das hier ein musikalisches Weltereignis ist, der sollte sich schon jetzt begraben lassen.

Bei „Let It Be“ kommt Paul McCartney vorbei. Er sagt „Hey New York, it’s so cool to be back“. Das nach 1964 und nach 4.000 legendären amerikanischen Baseballspielen, zwischen Drama und Freunde, kehrt also auch der Geist der Beatles zurück. Grandios, grandios!!!

Das alles ist technisch furios umgesetzt. Die DVD ist technisch perfekt. Musik und Entertainment der höchsten Kategorie. Fernab aller Fragen, welche Band, welcher Musiker geniale oder wichtige Musik macht. Hier geht es darum was Musik mit Menschen machen kann und wofür sie eigentlich steht. Für das Schöne in unserem Leben.

Aus Flushing!

Alan Lomax

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