Berlin2Shanghai

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  27. Juni 2013, 14:13  -  #Fernsehen

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„Change Your Life. Take Your Time. Take The Long Way”, hörte man vor ein paar Jahren, den von uns ewig bejubelten Schauspieler Ewan McGregor und den Abenteurer Charley Boorman auf Ihren Motorrädern rufen, bevor sie sich mit einem 10-köpfigen BBC Kamerateam in das Abenteuer „Long Way Down“ begaben. Das war sehr sympathisch, streckenweise unterhaltsam, aber wenig abenteuerlich, sondern so sicher, wie eine Jeepsafari durch die Eifel.

13.600 Kilometer mit dem Fahrrad von Deutschland nach China, von Berlin nach Shanghai, dass hört sich ja wohl mal richtig abenteuerlich an. Und tatsächlich, die eineiigen Zwillinge Hansen und Paul haben es durchgezogen. Dabei ist ein unglaublich authentischer, fast wahrhaftiger Dokumentarfilm entstanden, der den selbstgedrehten Traum der beiden Dickköpfe besser zeigt, als jede professionelle Reisereportage.

Paul und Hansen kämpfen nicht nur gegen Wetter, schlechtes Essen, fürchterliche Straßen, sondern auch gegen sich selbst. Sie lernen sich auf der langen Reise neu kennen und jeder für sich selbst geht bis an die Grenze des ertragbaren. Natürlich ist da nichts geschönt oder gestellt. Denn das hätten die beiden neben dem Überleben, Radfahren, Reisen, Abenteuern und Filmen mit 4 kleinen Videokameras wohl kaum auch noch hinbekommen.

Derzeit läuft auf dem Spartensender Eins Plus die dreiteilige Dokumentation. Ebenfalls kann man sich alle drei Teile in der Mediathek, auf youtube und zum Teil auf der Seite www.berlin2shanghai.com ansehen. Es gibt weiterhin ein Buch und es sollte auch noch einen Soundtrack geben, denn offensichtlich sind beide Abenteurer auch große Musikfans. Der untermalende Soundtrack von Bands die wir hier seit Jahren lieben, ist fantastisch bis episch passend. Der emotionale Höhepunkt der gesamten Reisereportage wird dann auch kongenial mit der Musik der unfassbaren Band Sigur Rós unterlegt. Mitten in China überqueren die beiden den Kunlun Gletscher (5007 m ü. NN). Dieser magische Moment ist nicht nur für die Brüder unvergesslich, sondern vielleicht auch auf lange Sicht nicht für das deutsche Fernsehen.

Man selbst sitzt als Zuschauer fassungslos vor dem Bildschirm, weil man sich fragt, wieso man jeden Tag in einer sich wiederholenden Einöde verbringt. In vielen Momenten darauf eine Antwort bekommt: Weil es komfortabler und sicher ist, in vielen Momenten aber auch daran erinnert wird, dass dieses Leben trostlos und eindimensional ist, wenn man nicht reist. Und es eben so viel schöne Dinge in dieser Welt zu entdecken gibt, dass ein Menschenleben wohl kaum dazu ausreicht.

Dieser „kleine“ 3-Teiler ist großes Fernsehen! Gemacht und erlebt von zwei echt, sympathischen, nachvollziehbaren Jungs, mit den sich wohl jeder sympathische Mensch gerne identifizieren möchte.

Vielen Dank für so viel Stress, aber auch so viel Wahrhaftigkeit, Paul und Hansen!

Alan Lomax

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