Frost Nixon

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  8. September 2009, 20:57  -  #Fernsehen

Die Helden im Leben haben mich nie interessiert, denn deren Werdegang ist vorhersehbar. Viel interessanter sind die Menschen, die in ihrem Leben solche werden wollten und versagt haben. Was war ihre Motivation, warum wollten sie der Sonne so nah kommen? Menschen auf dem Podest strahlen, sie haben alles richtig in ihrem Leben gemacht mit Fleiss, Glück und Talent. Aber es gäbe diese Helden nicht, wenn zu gleicher Zeit auf der Kehrseite der Medaille nicht eben das genaue Gegenteil existieren würde: Der schwache, der von Eitelkeiten gelenkte und vom Glück nicht gesegnete Mensch. Den aber eines mit dem Helden eint: Die Leidenschaft. Wie er diese auslegt, das macht den Unterschied. Richard Nixon war ein gefundenes Fressen für die Medien, weil er soviel Widersprüchlichkeiten in sich vereinte wie kaum ein anderer Politiker in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika in ihrer kurzen Geschichte und durch sein Verhalten die Grundfeste der Demokratie als Staatsoberhaupt erschütterte. Wie viel Last und Bürde das für einen Menschen sein muss, das wird durch Frank Langella in einer atemberaubenden Performance in dem neuen Ron Howard Film 'Frost Nixon' gezeigt. Eine fantastische schauspielerische Leistung und eine meisterhafte Inszenierung von Ron Howard, dem ich einen solchen Film nicht zugetraut hätte. Aber noch mehr Lob gebührt dem Drehbuchautoren Peter Morgan, der auch das gleichnamige Theaterstück schrieb. Morgan dessen Vater ein deutscher Jude und dessen Mutter eine polnische Katholikin war schrieb auch die Bücher zu den Filmen 'Last King of Scotland' mit dem brillanten Forest Whitaker in der Hauptrolle, als auch zu 'The Queen' mit Helen Mirren. Beide Darsteller wurden mit Oscars ausgezeichnet und seine Werke mehrfach nominiert. Aber es geht nicht um diesen Preis, sondern die Geschichte die er uns nach einer wahren Begebenheit erzählt. Und das Leben schreibt noch immer die besten Geschichten.

Wie Morgan diese Geschichten wertet und uns präsentiert ist absolut einmalig. Aber ein Film ist eine Gemeinschaftsleistung alle Beteiligter und als solcher ist Frost / Nixon absolut und überaus gelungen. Ein Film, der fast 117 min ohne Makel unterhält und das ohne Explosionen, Folter, Sex, CGI und anderen Effekten. Im modernen Kino zwar keine Seltenheit, aber zu einer solchen werdend. Da ist man glücklich einen solchen Film zu sehen.

Mit Absicht ist er nicht unter Filme gelistet, sondern Fernsehen, denn er beweist wozu dieses Medium in der Lage sein kann, wenn, etwas pathetisch formuliert, zugegeben, sich Menschen finden, die eine Vision haben und ihre Leidenschaft bis an die Grenzen verfolgen und auch eins haben, was derzeit nicht nur der PoP-Musik abhanden kommt: Mut. Es war für den Talkmaster David Frost schon ein unheimlich riskantes Unterfangen dieses Projekt anzugehen, aber es zeigt sich auch an diesem realen Beispiel, dass Mut zum Risiko auch belohnt wird. Das hier die Motivation Quote, Werbung und Erlös war, gerät dann auch schon sehr schnell in Vergessenheit, bzw. ist es bei diesem Ergebnis fast schon als legitim zu bezeichnen. Gerne bin ich bereit noch mehr Gebühren zu zahlen, wenn einem solches "Entertainment" geboten wird.

Es werden im Film einige bemerkenswerte Statements zum Fernsehen abgegeben, aber keins, welches besser und zeitloser ist als das von dem von Sam Rockwell gespielten Charakter.

Nach Clint Eastwoods Meisterwerk 'Gran Torino' kommt ein weiterer Film, der mit Sicherheit zu den besten des Jahres 2009 gehört und das Potential hat ein Klassiker zu werden.

Kino in absoluter Perfektion. 

Ich wünschte, das Fernsehen würde sich seiner Möglichkeiten erinnern und gerade in aktuellen Zeiten der bevorstehenden Bundestagswahl diese gezielt nutzen.

Das Volk wäre dankbar.

Debattieren und diskutieren ist eine Kunst.

Rick Deckard 
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