Herrliche Zeiten

von Alan Lomax  -  14. Januar 2009, 09:23  -  #Kommunikation


Bei einem sehr langen Spaziergang durch Paris habe ich mir die Frage gestellt, was diese Stadt eigentlich auszeichnet und was die Millionen von Besuchern rechtfertigt.

 

Mal sehen, ob es eine geschichtliche Bedeutung gibt:

 

Gegründet Mitte des 3. Jahrhunderts, von einem keltischen Stamm der Parisii hieß. Die Römer kamen im Jahr 52 v. Chr. Im besetzten Gallien hatte Lutetia keine Bedeutung.

 

Die heutigen ältesten erhaltene Teile sind im 13. Jahrhundert errichtet worden. Die Bartholomäusnacht fand 1572 statt und ca. 1650 ließ Ludwig XIV die ersten Straßenbeleuchtungen anbringen und errichtete die Großen Boulevards.

 

1789 französische Revolution. Ein wichtiges Datum für die Stadt. Sechs (!) Weltausstellungen folgten in der Neuzeit. Nach dem 2. Kaiserreich, fand noch zwei Mal die Olympiade statt. Der Rest dürfte bekannt sein.

 

Im Vergleich zu anderen europäischen Städten ist die Relevanz der historischen Momente also gar nicht so bedeutend.

 

Kulturhistorisch ist diese Aussage nicht geprägt, liebe Parisfans!

 

Eine wesentliche Bedeutung hat der Zentralismus für Paris. Also, der aus geografischer Sicht geprägte Einheitsstaat. Ein wesentlicher Punkt für eine Charakterisierung von Paris.

 

Was sind also die Erwartungen der Besucher aus aller Welt?

 

Mit gutem Willen und positivem Geist, könnte ich allen Besuchern meine eigenen Motive für einen Parisbesuch unterstellen:

 

Es sind Filme wie „Der letzte Tango in Paris“ von Bertolucci, Der eiskalte Engel von Melville oder Bitter Moon von Polanski die sich tatsächlich in den Gehirnen der Menschen eingeprägt haben. Alle Touristen sind wahrscheinlich auch leidenschaftliche Anhänger der Nouvelle Vague und somit Fans von Chabrol, Godard, Rivette und Truffaut. Und haben die wundervollen Bilder der sechziger Jahre vor Augen.

 

Qui cela croit ?

 

In Wirklichkeit befinden sich die Menschen auf der Flucht. Sich suchen einen Weg aus dem täglichen Leben der Moderne, die alles gleich macht. Sie suchen hoffnungsvoll etwas altes. Etwas, das in ihrem Leben nicht mehr stattfindet. Etwas was das Erreichte in Frage stellt!

 

Aber können sie das auf den eingetretenen Pfaden der Touristen finden?

 

Nein, aber es reicht Ihnen die Vorstellung, dass dieses alte, romantische Paris  irgendwo sein könnte.

 

Vielleicht reicht bereits ein Blick auf den Eifelturm und der Eindruck, dass es offensichtlich irgendwo dieses Paris gibt, das geheimnisvoll in irgendeiner Ecke schlummert. Vielleicht ist es nur die Spiegelung eines Fensterbildes in einem Touristenbus.

 

Herrliche Zeiten!

 

Für Nicole!

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