24 - Jack Bauer und Chloe O' Brian werden zu Serienlegenden: Die 8. und finale Staffel

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  5. Januar 2011, 17:03  -  #Fernsehen

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Was keine der anderen Serien erreichte gelang ausgerechnet '24', die Serie, mit der die noch immer anhaltende Serien-Begeisterung abseits des Kinos für Furore sorgt: ein grossartiges Ende. Vor 2 Tagen beendete ich die finale Staffel von 24, die einst mit den Lomax'/ Ewing'schen Worten vor Jahren begann:"Die musst Du Dir ansehen, ist etwas vollkommen neues und ganz gross!" Ich erinnere mich noch sehr gut an den Moment an einem Samstag Abend in Cologne mit einer Gyros Pita in der Hand, viel Selbstironie und dem bevorstehenden Konzert von 'Kettcar'.

Ich schrieb es hier bereits vor Monaten: Das Prinzip der Serie ist hinlänglich bekannt und auch vollkommen ausgereizt, zudem galt die Devise: 'Kennst Du eine, kennst Du alle', was gemeinhin im umgangssprachlichen Jargon dem weiblichen Geschlecht nachgesagt wird. Trotzdem blieb Staffel für Staffel ein Reiz, der einen "zwang" die Serie weiter zu sehen und v.a. in Person des o.g. Herren, Sohn von Donald Sutherland und mit einem Vornamen versehen, der an einen Nadelbaum oder ein Teil des Gebisses erinnert.

Wie im Rückblick an einer Stelle vermerkt, lebt die Welt von Helden und insbesondere die Serienwelt. Jack Bauer ist ein Held. Ein widersprüchlicher, aber auch charismatischer Protagonist mit ausgesprochen antiken Moralvorstellungen und vielen Möglichkeiten zur Projektion. Ein Samurai des modernen Zeitalters, einem strengen Ehrenkodex unbeirrbar folgend. Nicht zuletzt er und seine Serien-Freundin mit der legendären Mimik Chloe O' Brian (Mary Lynn Rajskub) sorgten für einen Sog, der bis zur letzten Staffel anhielt.

Jack Bauer ist deswegen ein Held, weil er in der Fiktion genau das tut, wovon man, wäre man Teil einer solchen Handlung in der Realität, träumt und da haben wir wieder das Lean'sche Gesetz welches man immer befolgen sollte, ist man in der Filmwelt tätig:"Wir handeln mit Träumen!" Unbeirrbar, ausgeprägt mit einem starken Sinn für Gerechtigkeit sowie dem Vorsatz 'der Zweck heiligt die Mittel' machte er Staffel für Staffel Jagd nach Verbrechern ohne Rücksicht auf Bürokratie und Verluste, stets mit dem Ziel vor Augen die Wahrheit an die Oberfläche zu bringen. Andere würden das reaktionär nennen, war es aber nicht.

Unterstützt wurde er dabei von Chloe O' Brian, die ab Staffel 3 der Serie hinzukam und im Verlauf eine sehr innige und unbezwingbare Freundschaft zu Jack Bauer aufbaute. Inmitten einer Welt aus Verrat, Betrug, Hass, Lüge und Intrigen mit dem Ziel einer unbedingten Machtbesessenheit wirkten diese beiden fast wie verlorene einer längst vergessenen Zeit. Der eine mit einer hochenergetischen Durchsetzungskraft, die andere stets umsichtig und abwägend.

In der finalen Staffel führt das in den letzten Stunden zu einer Zerreissprobe für beide und wird von den Drehbuchautoren in den letzten Minuten der allerletzten Folge so zu Ende gebracht, wie man es sich als "Cineast" vorstellt: hochdramatisch, voller wunderbar überlebensgrossem Pathos und mit einer Zeile (ausgesprochen von O'Brian), die so in die Geschichte eingehen wird. Eine Aufforderung an den Zuschauer und die Kollegen von Bauer zugleich mit einer Grossaufnahme des 'Indiana Jones ohne Hut des Serienzeitalters'. Genauso und nicht anders müssen Serien und Filme enden. Nur dann schliesst sich der Kreis und all die Jahre Bangen und mitfiebern werden belohnt. Eine Geschichte braucht eben einen furiosen Anfang, einen spannenden Mittelteil und ein Gutes (wehmütiges/ romantisches) Ende.

Gaststar der letzten Staffel war nach Jon Voight in der 7. Staffel nun Jürgen Prochnow mit einem endlich mal Botox-freiem Gesicht. Was waren das doch für zerfurchte Gesichter eines Lee Marvin oder Clint Eastwood! Aber das nur nebenbei.

Der Serienwinter wird fortgesetzt mit 'Mad Men' und 'The Pacific' bis dann der Frühling naht und allseits der Satz "Wollen wir 'was machen?" regieren wird. Bis dahin scheue ich die Kälte und das Einheitsgrau und starre in alter Tradition in geistiger Umnachtung auf den Schirm. 

Joel Surnow und Robert Cochran haben, wenn auch nur mit der ersten Staffel, einen Meilenstein der Serienwelt geschaffen.

Jack Bauer ist Kult!

In freudiger Erwartung der 60'er Jahre und mit grosser Spannung auf den Pazifik blickend.

Currahee!

Rick Deckard

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