Antwort auf eine Frage! I’ll never forget the first time (Martin Scorsese)
Gestern schrieb Kollege Deckard folgendes in einen Kommentar: „...Außerdem, eine Neugier nach der anderen, haben Sie jetzt enorm vorgelegt und mich bisher darüber im dunkeln gelassen im Hinblick auf diese Box "als platonische Erfindung für die Grundlage dieses Blogs." DAS muss ich auf jeden Fall näher erörtert haben - wollen Sie was dazu schreiben Sie Schlingel oder lieber am "Stammtisch" erklären? Ein Blog-historischer Satz den Sie da geschrieben haben....“
Gerne erörtere ich unter dem imaginären Themenblock „Wie funktionierst Du eigentlich?“ die Frage:
Vor ca. 1,5 Jahren habe ich mir ein Notizbuch zugelegt. In dieses schöne Buch, wollte ich Texte von allen möglichen Ereignissen notieren und Gedanken archivieren. Der erste Eintrag war ein Zitat von Martin Scorsese zu der DVD-Box „The Blues“:
„Ich werde nie vergessen, wie ich Lead Belly zum ersten Mal „C.C.Rider“ habe singen hören. Ich war in Trance. Wie die meisten Leute aus meiner Generation bin ich mit Rock’n’Roll aufgewachsen. Plötzlich, völlig überraschend, konnte ich hören, wo all das herkommt. Und ich konnte fühlen, das der Geist hinter dieser Musik, hinter dieser Stimme und dieser Gitarre einer viel weiter zurückliegenden Zeit entspringt.
Wir stellen uns alle gerne vor, dass Kunst plötzlich von irgendwo her kommt und uns schockiert wie nichts, was wir zuvor gesehen, gelesen oder gehört haben. Die größte Wahrheit ist, dass alles – jedes Bild, jeden Film, jedes Theaterstück, jedes Lied- aus einem Vorläufer entsteht. Es ist eine Kette menschlicher Antworten. Die Schönheit der Kunst und die Kraft der Kunst liegt darin, dass sie nie standardisiert oder mechanisiert werden kann. Sie muss Austausch unter Menschen sein, weitergegeben werden von Hand zu Hand, sonst ist sie keine Kunst.
Sie ist zugleich unendlich alt und unendlich neu, weil es immer junge Künstler gibt, die Werke sehen und Hören, die vor ihrer Zeit entstanden sind, die Inspiriert werden und etwas eigenes Erschaffen aus dem, was sich in sich aufgenommen haben .“
Diese Worte haben mich damals wie ein Schlag getroffen! In einfachen, verständlichen und nachvollziehbaren Worten hat Martin Scorsese zusammengefasst, was ich für mich nie zusammenfassen konnte. Ein persönliches Manifest!
Der nächste Gedankengang war nahe liegend: Was würde es mir also bringen, all’ meine Gedanken in einem Notitbuch zu notieren. Wo zum einen die technischen Möglichkeiten einer blog-Plattform, wie dieser, viel praktischer sind (Einfügen von Bildern, von Videos) und sich ein blog zu dem besser und einfacher zum Nachschlagen eignet.
Ungefähr zeitgleich habe ich mich mit dem Leben & Werk von Alan Lomax beschäftigt. Auch hier gibt es jemanden der das aktuell besser zusammengefasst hat, als ich das kann:
(TAZ 17.03.2010; Detlef Diederichsen Oral tradiert Hochkultur)
http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ku&dig=2010%2F03%2F17%2Fa0017&cHash=53294e0e27
Lomax uneingeschränkte Leidenschaft Musik zu archivieren und neu zu bewerten hat mich sofort beeindruckt.
Der Weg diese Seite einzurichten war nicht mehr weit und macht aus meiner Sicht immer noch Sinn. Denn es bleibt dabei: Es ist ein Tagebuch der kulturellen Ereignisse in meinem Leben.
Das Sie, verehrter Deckard, dann dazu gekommen sind war nahliegend, denn Sie haben die Idee verstanden, ohne das sie groß erklärt werden musste.
Einzig und allein die Idee der Interaktion mit den Lesern des blogs ist im höchsten Masse gescheitert. Vielleicht ist die Plattform nicht die richtige und das Feld „Kommentare“ nicht ausreichend! Vielleicht kann man auch die Angst, etwas von sich preisgeben zu müssen zum Vorwurf erheben. Letztendlich ist es mir egal. Ich finde es bemerkenswert, dass wir weit über tausend Leser pro Monat haben, die offensichtlich auch wiederkehren und einen persönlichen Nutzen für sich finden.
Wenn dann ein paar Menschen dabei sind, die auch die „Kette der menschlichen Antworten“ suchen und finden, bin ich hochzufrieden.
Und zur Feier des Tages möchte ich diesen Eintrag mit einem Zitat des ECHTEN Alan Lomax schliessen:
„We have an overacting goal – the world of manifold civilizations animated by the vision of cultural equity“
A.L.